Die Tore Der Finsternis
wird mich bis ins Grab verfolgen«, meinte Barclay.
»Allan unter der Dusche?«, fragte Rebus spöttisch.
»Verdammt, du weißt genau, was ich meine«, schimpfte Barclay. Rebus nickte.Während der restlichen Fahrt schwiegen sie. Auf dem Parkplatz angekommen, wollte Rebus noch eine Zigarette rauchen. Sobald Ward und Barclay im Gebäude verschwunden waren, holte er sein Handy heraus, rief die Auskunft an und ließ sich die Nummer der Calder Pharmacy in Sighthill geben. Er kannte den Apotheker, einen Typ namens Charles Shanks, der in seiner Freizeit Kickboxen unterrichtete.
»Charles? Ich bin’s, John Rebus. Eine Frage: Gibt es bei Apothekern auch so was wie eine Schweigepflicht?«
»Wieso?« Er klang belustigt und etwas misstrauisch.
»Ich wollte bloß wissen, ob ein gewisser Malky Taylor von Ihnen Methadon bekommt.«
»John, ich glaube, da kann ich Ihnen nicht helfen.«
»Mich interessiert nur, ob mit ihm alles in Ordnung ist, ob er regelmäßig sein Methadon nimmt...«
»Mit ihm ist alles bestens«, entgegnete Shanks.
»Danke, Charles.« Rebus beendete das Gespräch, steckte das Handy wieder ein und ging rein. Im Vernehmungsraum saßen Francis Gray und Stu Sutherland und redeten mit Barclay und Ward.
»Wo ist Jazz?«, fragte Rebus.
»Er wollte in die Bücherei«, antwortete Sutherland.
»Weswegen?«
Sutherland zuckte mit den Achseln und überließ die Erklärung Gray. »Jazz meinte, es könne nützlich sein zu erfahren, was zu der Zeit, als Rico erschlagen wurde und Mr Diamond von der Bildfläche verschwand, noch so passiert ist. Wie war’s in Leith?«
»Mit der Zombie Bar geht’s aufgestylt den Bach runter«, bemerkte Ward. »Und wir haben mit Dickies ehemaliger Freundin geredet.« Er zog eine Grimasse, um Gray zu verstehen zu geben, was er von ihr hielt.
»Die Wohnung war total versifft«, fügte Barclay hinzu. »Ich werde wohl ein paar Scheine in Desinfektionsmittel investieren.«
»Übrigens«, sagte Ward in boshaftem Tonfall, »habe ich den Eindruck, dass sie unserem John in grauer Vorzeit womöglich mal zu Diensten gewesen ist.«
Gray hob die Augenbrauen. »Stimmt das, John?«
»Sie dachte, sie hätte mich schon mal gesehen«, stellte Rebus richtig. »Aber das war ein Irrtum.«
» Sie war da anderer Meinung.«
»John«, meinte Gray flehentlich, »sag mir bitte, dass du Dickie Diamonds Tussi nicht gevögelt hast.«
»Ich habe Dickie Diamonds Tussi nicht gevögelt«, echote Rebus. In diesem Moment kam Jazz McCullough herein. Er wirkte müde, rieb sich mit einer Hand die Augen und trug einen Stapel Papier in der anderen.
»Das freut mich zu hören«, sagte er, da er nur den letzten Satz verstanden hatte.
»In der Bibliothek fündig geworden?«, fragte Stu Sutherland in einem Ton, als bezweifle er, dass Jazz überhaupt den Fuß über deren Schwelle gesetzt hatte.
Jazz ließ den Stapel auf den Tisch fallen. Es waren Fotokopien von Zeitungsartikeln.
»Schaut’s euch selbst an«, sagte er. Als sie die Blätter aufteilten, erklärte er, was er sich überlegt hatte. »Wir haben uns in Tulliallan die Zeitungsausschnitte vorgenommen, aber es ging hauptsächlich um den Mord an Rico, und das war eine Glasgower Angelegenheit.«
Was zur Folge hatte, dass die Glasgower Zeitung - der Herald - ausführlicher über die Geschichte berichtet hatte als die Konkurrenz von der Ostküste. Jazz hatte nun im Scotsman
-Archiv ein paar Kurzmeldungen über »das Verschwinden des Edinburghers Richard Diamond« gefunden. Ein grobkörniges Foto war dabei: Diamond, wie er beim Verlassen eines Gerichtssaals sein kariertes Sakko zuknöpfte. Sein Haar war schulterlang und bedeckte die Ohren. Sein Mund stand offen, er hatte große, vorstehende Zähne und borstige, schmale Augenbrauen. Er wirkte groß und mager, sein Hals schien von Pickeln übersät zu sein.
»Attraktiver Bursche, was?«, bemerkte Barclay.
»Erfährt man aus der Zeitung irgendwas Neues?«, fragte Gray.
»Hier steht, dass O. J. Simpson vorhat, den Mörder seiner Frau zu finden«, sagte Tam Barclay. Rebus schaute sich die Titelseite an. Es war ein Foto zu sehen, das den Sportler nach seinem Freispruch zeigte. Die Zeitung stammte vom 4. Oktober 1995.
»Neue Hoffnung auf Frieden in Nordirland«, las Ward eine andere Überschrift vor. Er blickte in die Runde. »Wie ermutigend.«
Jazz nahm eine der Kopien und las vor: »Keine Fortschritte bei der Suche nach dem Pfarrhaus-Vergewaltiger.«
»Daran erinnere ich mich noch«, meinte Tam Barclay. »Man hat
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