Die Tore Der Finsternis
ausgeheult?«, entgegnete Ward gehässsig.
»Nein, DC Ward. Sie hat es mir gegenüber in angemessener Form erwähnt , mehr nicht.«
»Es gibt uns , und es gibt die anderen «, fuhr Ward fort, und sein Blick wanderte dabei über The Wild Bunch. Rebus
wusste, was er meinte: Von einem Team konnte bei ihnen kaum die Rede sein, vielmehr herrschte eine Art Wagenburg-Mentalität.
Es gibt uns, und es gibt die anderen.
Rebus sah das jedoch nicht so. Er fühlte sich innerlich isoliert; denn er war ein Maulwurf, eingeschleust, um andere zur Strecke zu bringen. Doch jetzt arbeitete er an einem Fall, dessen Aufklärung sein persönliches Ende wäre.
»Lassen Sie sich das eine Warnung sein«, sagte Tennant gerade zu Gray.
»Sie verbieten uns also, mit den Kollegen Kontakt aufzunehmen?«, fragte Gray. »Sind wir so eine Art Leprakolonie?«
»Wir sind nur dank DCS Templers Großzügigkeit hier. Wir befinden uns auf ihrer Wache. Und wenn Sie diesen Lehrgang erfolgreich absolvieren wollen...«, er legte eine Pause ein, damit ihm bei seinen nächsten Worten die Aufmerksamkeit gewiss war, »... dann tun Sie genau das, was man Ihnen befiehlt. Verstanden?«
Er erntete halblaut gemurmelte, missmutige Zustimmung.
»Gehen Sie jetzt wieder an die Arbeit«, sagte Tennant mit einem Blick auf seine Uhr. »Ich fahre zurück nach Tulliallan, und erwarte, Sie alle dort heute Abend zu sehen. Vergessen Sie trotz der großstädtischen Verlockungen nicht, dass Sie lediglich Urlaub auf Ehrenwort haben.«
Als er verschwunden war, starrten sie eine Weile ins Leere und überlegten, was sie nun tun sollten.Ward ergriff als Erster das Wort.
»Der Typ hätte echt Stricher werden sollen.«
Barclay runzelte die Stirn. »Wie meinst du das, Allan?«
Ward sah ihn an. »Sei ehrlich, Tam: Wann hast du zuletzt ein derart großes Arschloch gesehen?«
Das Gelächter minderte ein wenig die Anspannung. Rebus war jedoch nicht danach zumute, mit einzustimmen. Er stellte sich eine blinde Frau vor, die plötzlich von einem Fremden an den Handgelenken gepackt wurde. Er dachte
an ihr Entsetzen. Eine Frage hatte ihn damals beschäftigt, die er dann einem Psychologen stellte: »Ist es für eine blinde Frau schlimmer als für eine, die sehen kann?«
Der Psychologe hatte nur ratlos den Kopf geschüttelt. Rebus war nach Hause gegangen und hatte sich eine Augenbinde umgebunden. Ganze zwanzig Minuten hatte er es ausgehalten, dann hatte er sich mit blauen Flecken an den Schienbeinen in einen Sessel fallen lassen und sich in den Schlaf geweint.
Jetzt stand er auf, um auszutreten. Gray schärfte ihm ein, den echten Polizisten dabei nicht zu nahe zu kommen. Als Rebus die Toilette betrat, schüttelte Derek Linford gerade Wasser von seinen Händen.
»Keine Handtücher«, erklärte Linford. Er betrachtete sich im Spiegel über dem Waschbecken.
»Ich hab gehört, Sie sind der Ersatz für mich«, sagte Rebus, während er auf das Urinal zuging.
»Ich glaube, wir beide haben nichts miteinander zu bereden.«
»In Ordnung.« Das Schweigen dauerte nur kurz.
»Ich habe gleich ein Verhör«, konnte Linford sich nicht verkneifen zu bemerken. Er schob ein loses Haar hinter sein Ohr.
»Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten«, meinte Rebus. Als er sich ans Urinal stellte, glaubte er, Linfords bohrende Blicke in seinem Rücken zu spüren. Dann wurde die Tür erneut aufgestoßen. Es war Jazz. Er wollte sich Linford vorstellen, wurde aber unterbrochen.
»Tut mir Leid, aber es wartet ein Verdächtiger auf mich.« Als Rebus seinen Reißverschluss wieder geschlossen hatte, war Linford schon verschwunden.
»Hab ich was Falsches gesagt?«, erkundigte sich Jazz.
»Linford widmet sich nur solchen Leuten, bei denen es lohnt, ihnen in den Arsch zu kriechen.«
»Karriereopportunist«, sagte Jazz mit beifälligem Nicken. Er ging zum Waschbecken und ließ sich kaltes Wasser über
die Hände laufen. »Wie hieß noch gleich dieser Song von The Clash?«
»›Career Opportunities‹.«
»Genau. Ich hatte immer das Gefühl, dass es sich für jemand wie mich nicht gehört, The Clash zu mögen: zu alt und unpolitisch.«
»Ich weiß, was du meinst.«
»Aber eine gute Band ist eine gute Band.«
Rebus beobachtete, wie Jazz sich nach irgendetwas zum Abtrocknen umschaute. »Sparmaßnahmen«, erklärte Rebus. Jazz seufzte und holte sein Taschentuch heraus.
»Neulich, da sind wir doch deiner… deiner Freundin über den Weg gelaufen.« Er wartete, bis Rebus nickte. »Ist zwischen euch wieder alles
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