Die Tore Der Finsternis
und griff sich an den Kragen. Linford konnte nicht eingreifen, weil er zwischen Silvers, dem Tisch und der Wand eingeklemmt war. Dow stieß Silvers mit einem Fußtritt gegen Linford, der gerade die Hand nach dem Alarmknopf ausstreckte. Siobhan versuchte, die Tür von außen zu schließen, aber Dow war stärker als sie. Er riss die Tür auf, packte Siobhan an den Haaren und schleuderte sie ins Zimmer. Auf dem Flur ertönte der Alarm, trotzdem rannte er los. Im Raum nebenan saßen ein paar Männer; sie blickten auf, als er vorbeirannte. Nur noch um eine Ecke und durch ein paar Türen, dann hätte er es geschafft.
In VR 2 war Silvers auf seinem Stuhl zusammengesackt und rang immer noch nach Luft. Linford schob sich an ihm vorbei. Siobhan stand vom Boden auf und befühlte ihren Kopf; Dow hatte ihr anscheinend ein ganzes Büschel Haare ausgerissen.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, schrie sie. Linford beachtete sie nicht und lief auf den Flur hinaus. Sein linkes Bein tat weh, weil Silvers dagegengeknallt war. Am schlimmsten aber hatte es seinen Stolz getroffen. »Wo ist er hin?«, brüllte er.
Tam Barclay und Allan Ward sahen sich an und deuteten dann beide Richtung Ausgang.
»Er ist da entlang, Sheriff«, sagte Ward mit einem Grinsen. Dummerweise hatte niemand Dow beim Verlassen des Gebäudes gesehen. Der Haupteingang wurde von Kameras überwacht, und Linford bat die Einsatzzentrale, das Band abzuspielen. In der Zwischenzeit lief er von Büro zu Büro, schaute unter die Tische und durchsuchte die wenigen begehbaren Schränke der Wache. Als er in die Einsatzzentrale zurückkam, lief dort gerade das Band mit der Aufzeichnung:
Donny Dow, in Farbe und Zeitraffer, wie er durch den Haupteingang nach draußen stürmte.
»Alle verfügbaren Kräfte müssen die Umgebung durchkämmen!«, rief Linford. »Im Wagen oder zu Fuß. Gebt allen die Beschreibung durch!« Die uniformierten Beamten sahen sich an.
»Na los, worauf wartet ihr noch?«, schnauzte Linford sie an.
»Ich glaube, sie warten auf mein Okay, Derek«, hörte er eine Stimme hinter sich.
DCS Gill Templer.
»Aua!«, rief Siobhan. Sie saß an ihrem Schreibtisch, und Phyllida Hawes besah sich die Kopfverletzung.
»Da fehlt ein Stückchen Haut«, stellte Hawes fest. »Aber die Haare wachsen wieder nach.«
»Fühlt sich wahrscheinlich schlimmer an, als es ist«, meinte Allan Ward. Der Vorfall in VR 2 schien Schranken eingerissen zu haben:Ward war in Begleitung von Gray, McCullough und Rebus aufgetaucht, während Gill Templer sich von Linford und Silvers in ihrem Büro Bericht erstatten ließ.
»Ich heiße übrigens Allan«, sagte Ward zu Phyllida Hawes. Sie nannte ihm ihren Vornamen, und er meinte, dass es ein ungewöhnlicher Name sei. Er lauschte aufmerksam ihrer Erklärung, als Siobhan aufstand und wegging. Keiner der beiden schien es zu bemerken.
Rebus stand an der Rückwand des Raums und betrachtete mit verschränkten Armen das dort aufgehängte Material zum Fall Marber.
»Der geht aber ganz schön ran«, sagte Siobhan. Rebus wandte den Kopf und beobachtete die Unterhaltung zwischen Ward und Hawes.
»Sie sollten sie warnen«, erklärte er. »Ich weiß nicht genau, ob Allan koscher ist.«
»Vielleicht gefällt ihr das ja.« Siobhan betupfte die kahle Stelle auf ihrem Scheitel. Sie brannte höllisch.
»Das ist ein Grund, sich krankzumelden«, erklärte Rebus. »Ein paar Kollegen von uns sind wegen so was in Frührente gegangen. Die psychischen Nachwirkungen sind nicht zu unterschätzen.«
»So leicht wird man mich nicht los«, erwiderte sie. »Wieso sind Sie eigentlich nicht bei der Jagd auf Donny Dow dabei?«
»Sie wissen doch: Das hier ist nicht unsere Party.« Rebus ließ den Blick durch den Raum schweifen. Hawes lauschte Wards Gesülze; Jazz McCullough hatte mit Bill Pryde und Davie Hynds ein Gespräch angefangen; Francis Gray saß auf einem Tisch und ließ ein Bein baumeln, während er eine Akte durchblätterte. Er bemerkte Rebus’ Blick und zwinkerte ihm zu, rutschte dann vom Tisch und kam zu ihnen herüber.
»So einen Fall hätten sie uns geben sollen, was, John?«
Rebus nickte, schwieg aber. Gray schien den Wink zu verstehen, denn er trollte sich nach ein paar mitfühlenden Worten für Siobhan, ging zu einem der anderen Tische und griff erneut nach einer Akte.
»Ich muss mit Gill sprechen«, sagte Siobhan leise, den Blick auf die geschlossene Tür zu Templers Büro gerichtet.
»Wollen Sie sich also doch krankmelden?«
Siobhan schüttelte
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