Die Tore Der Finsternis
wären zukünftig auf der Hut. Also hielt er sich zurück, fragte sich allerdings, ob er eine solche Gelegenheit je nutzen werde.
»Hat jedenfalls bekommen, was er verdient«, meinte Sutherland.
»Dem Opfer hat’s leider nichts mehr gebracht«, fügte Rebus hinzu.
»Was soll das heißen, John?«, fragte Jazz.
Rebus hielt das Blatt Papier in die Höhe.
»Wenn du deine Recherchen zeitlich ein bisschen ausgedehnt hättest, dann wüsstest du, dass sich die Frau umgebracht hat. Sie hatte sich schon vorher ganz in sich zurückgezogen. Konnte den Gedanken nicht ertragen, dass der Kerl frei herumlief -«
Wochenlang hatte Rebus im Pfarrhaus-Fall ermittelt.War den Hinweisen von Informanten gefolgt, die auf die Belohnung scharf waren. Hinweisen, die zu nichts geführt hatten.
»Schweinehund«, zischte Gray halblaut.
»Gibt jede Menge Opfer da draußen«, sagte Ward. »Und wir müssen uns um so einen Widerling wie Rico Lomax kümmern....«
»Mit vollem Einsatz bei der Arbeit?« Es war Tennant, der in der Tür stand. »Machen Sie schöne Fortschritte, von denen Ihr Teamleiter mir dann berichten kann?«
»Wir haben zumindest damit begonnen, Sir«, sagte Jazz in zuversichtlichem Tonfall, dem der Ausdruck seiner Augen jedoch widersprach.
»Anscheinend haben Sie sich mit alten Zeitungsartikeln eingedeckt«, bemerkte Tennant, den Blick auf die Fotokopien gerichtet.
»Ich hab nach möglichen Zusammenhängen gesucht, Sir«, erklärte Jazz. »Vielleicht ist zu der Zeit noch jemand verschwunden
oder eine nicht identifizierbare Leiche aufgetaucht.«
»Und?«
»Nichts, Sir. Allerdings glaube ich herausgefunden zu haben, wieso DI Rebus gegenüber den Glasgower Kollegen nicht übermäßig hilfsbereit war.«
Rebus starrte ihn an. Wusste er tatsächlich Bescheid? Da mühte Rebus sich nun ab, dem Trio auf die Schliche zu kommen, aber immer wieder geschah etwas, das darauf abzuzielen schien, ihm das Wasser abzugraben. Zuerst der Fall Lomax und jetzt die Murrayfield-Vergewaltigung. Denn es gab eine Verbindung zwischen beiden - und diese Verbindung war Rebus selbst. Nein, nicht nur Rebus, sondern Rebus und Cafferty, und wenn die Wahrheit ans Licht kam, würde Rebus’ Karriere zu trudeln aufhören. Weil sie am Boden zerschellt war.
»Reden Sie weiter«, verlangte Tennant.
»Er war eigentlich mit einem anderen Fall betraut, und es ging ihm sehr gegen den Strich, diese Arbeit zu unterbrechen.« Jazz gab Tennant den Artikel über die Vergewaltigung.
»Ich erinnere mich daran«, sagte Tennant leise. »Sie haben in der Sache ermittelt?«
Rebus nickte. »Man hat mich von dem Fall abgezogen, um nach Dickie Diamond zu suchen.«
»Daher Ihr Widerwille.«
»Daher mein angeblicher Widerwille, Sir. Wie ich schon sagte, ich habe den Glasgower Kollegen so gut geholfen, wie ich konnte.«
Tennant machte ein nachdenkliches Gesicht. »Und bringt uns das bezüglich Mr Diamond irgendwie weiter, DI McCullough?«
»Wahrscheinlich nicht, Sir«, gab Jazz zu.
»Wir sind zu dritt nach Leith gefahren, Sir«, verkündete Allan Ward. »Haben zwei Personen aus seiner Bekanntschaft befragt. Wie es scheint, hat Diamond seine feste Freundin
zumindest bei einer Gelegenheit gemeinsam mit Rico Lomax beglückt.«
Tennant schaute ihn an. Ward wurde ein wenig nervös.
»In einem Wohnwagen«, fuhr er fort, während sein Blick, um Unterstützung heischend, zwischen Rebus und Barclay hin und her huschte. »John und Tam waren auch dabei.«
Tennant hob die Augenbrauen. »In dem Wohnwagen?«
Ward lief rot an, als allgemeines Gelächter erschallte. »In Leith, Sir.«
Tennant wandte sich an Rebus. »Ein nützlicher Ausflug, DI Rebus?«
»Ich hab schon Angeltouren mit schlechterer Ausbeute gemacht.«
Tennant überlegte wieder. »Die Wohnwagen-Spur: Ist die Erfolg versprechend?«
»Schon möglich, Sir«, sagte Tam Barclay, der sich offenbar übergangen fühlte. »Ich finde, wir sollten ihr nachgehen.«
Dann wandte Tennant sich an Gray und Sutherland. »Und Sie zwei haben währenddessen -?«
»Herumtelefoniert«, erklärte Gray ruhig. »Um noch weitere Bekannte von Dickie Diamond ausfindig zu machen.«
»Aber Sie hatten trotzdem genug Zeit, ein bisschen spazieren zu gehen, was, Francis?«
Gray wusste natürlich, worauf er anspielte, hielt es aber für ratsam zu schweigen.
»DCS Templer hat mir berichtet, dass Sie Ihre Nase in ihre Ermittlungen gesteckt haben.«
»Ja, Sir.«
»Sie war darüber nicht besonders glücklich.«
»Und hat sich bei Ihnen
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