Die Tore der Welt
Meinung, dass Elfric zu weit
gegangen war.
»Mit allem
gebührenden Respekt«, sagte Elfric, »aber diese Entscheidung liegt bei der
Zunft, nicht bei Euch.«
»Also gut.« Joffroi
verschränkte die Arme vor der Brust. »Ihr sagt mir, ich solle Merthin nicht
bezahlen, obwohl er der einzige Mann in der Stadt ist, der meine Kirche instand
setzen kann, ohne dass ich sie schließen müsste. Also widersetze ich mich Eurer
Entscheidung.«
Er gab Merthin die
Münzen. »Und nun könnt Ihr meinen Fall vor Gericht bringen.«
»Das Gericht der
Priorei!« Wütend verzog Elfric das Gesicht.
»Wenn ein Mann
Streit mit einem Priester hat — glaubt Ihr, dass diesem Mann dann vor einem
Gericht Gerechtigkeit widerfährt, dem ein Mönch vorsitzt?«
Diesmal fand Elfric
Unterstützung in der Menge. Das Klostergericht hatte den Klerus schon viel zu
oft bevorzugt.
Doch Joffroi gab
zurück: »Wenn ein Lehrling tüchtiger ist als die Meister — glaubt Ihr, dass
dieser Lehrling dann eine gerechte Behandlung durch eine Zunft erwarten darf,
die von den Meistern geführt wird?«
Die Leute lachten;
sie mochten geistreiche Streitgespräche.
Elfric sah sich um.
Er war sicher gewesen, dass er einen Streit vor Gericht gegen Merthin gewinnen
würde, doch sich gegen einen Priester zu stellen war nicht so einfach. Wütend
sagte er: »Es ist ein schlimmer Tag für die Stadt, wenn Lehrlinge ihren
Meistern trotzen und Priester sie dabei noch unterstützen.« Doch er fühlte,
dass er verloren hatte, und so wandte er sich ab.
Merthin spürte das
Gewicht der Münzen in seiner Hand: acht Shilling, sechsundneunzig Silberpennys,
zwei fünftel Pfund. Er wusste, dass er sie zählen sollte, doch im Augenblick
war er einfach zu glücklich, als dass ihn so etwas gekümmert hätte.
Er wandte sich an
Edmund. »Das ist Euer Geld«, sagte er.
»Zahl mir fünf
Shilling jetzt, den Rest später«, erklärte Edmund großzügig. »Behalte ein wenig
Geld für dich selbst. Du hast es dir verdient.«
Merthin lächelte.
Damit hätte er noch drei Shilling zum Ausgeben übrig — mehr Geld, als er je im
Leben besessen hatte. Er wusste nicht, was er damit tun sollte. Vielleicht
würde er seiner Mutter ein Huhn kaufen.
Es war Mittag, und
die Zuschauermenge zerstreute sich. Merthin ging mit Caris und Edmund. Er hatte
das Gefühl, als wäre seine Zukunft gesichert. Er hatte sich als Zimmermann
bewiesen, und nun würden nur noch wenige Leute zögern, ihn zu beschäftigen, nachdem
Vater Joffroi mit gutem Beispiel vorangegangen war. Von nun an konnte er sich
seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Er würde sich ein Haus leisten können.
Er würde heiraten
können.
Petronilla wartete
auf sie. Während Merthin die fünf Shilling für Edmund abzählte, stellte sie
einen duftenden Backfisch mit Kräutern auf den Tisch. Zur Feier von Merthins
Triumph schenkte Edmund Rheinwein für alle ein.
Doch Edmund hielt
sich nie lange mit der Vergangenheit auf.
»Wir müssen mit der
neuen Brücke vorankommen«, sagte er ungeduldig. »Fünf Wochen sind nun
vergangen, und es ist nichts geschehen!«
Petronilla sagte:
»Wie ich gehört habe, erholt der Graf sich rasch; also werden die Mönche
vermutlich bald eine Wahl abhalten. Ich könnte Godwyn fragen — allerdings habe
ich ihn seit gestern nicht mehr gesehen, als der blinde Carlus während der
Messe gestürzt ist.«
»Ich hätte gern
jetzt schon einen Bauplan für die Brücke«, sagte Edmund. »Dann könnte die
Arbeit beginnen, sobald der neue Prior gewählt ist.«
Merthin spitzte die
Ohren. »Was habt Ihr im Sinn?« »Nun, es muss eine Steinbrücke sein. Ich möchte,
dass die Brücke breit genug ist, dass zwei Karren nebeneinander darüberfahren
können.« Merthin nickte. »Und sie sollte Rampen an beiden Enden haben, damit
die Leute nicht durch den Uferschlamm müssen, wenn sie hinauf- und
hinuntergehen.« »Ja — hervorragend.«
»Aber wie soll man
Steinmauern mitten in einem Fluss bauen?«, wollte Caris wissen.
Edmund antwortete:
»Ich habe keine Ahnung, aber es muss möglich sein. Es gibt viele Steinbrücken.«
»Ich habe darüber
gehört«, sagte Merthin. »Ihr braucht eine besondere Konstruktion, die man
Koffer- oder Fangdamm nennt, um das Wasser von der Stelle fernzuhalten, an der
gerade gebaut wird.
Es ist eigentlich
recht einfach, nur muss man wohl sorgfältig darauf achten, dass sie auch
tatsächlich wasserdicht ist.«
Godwyn kam herein,
einen besorgten
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