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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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überbracht … «
    »Nachricht? Das war
ein Befehl!«
    Lady Philippa, die
neben dem Bett stand, sagte in sanftem Tonfall: »Erregt Euch nicht, Mylord. Ihr
wisst, dass Euch das nicht guttut.«
    Godwyn sagte:
»Bruder Saul hat gesagt, er könne die Nominierung nicht annehmen.«
    »Warum nicht, bei
allen Dämonen?«
    »Er hat nachgedacht
und gebetet … «
    »Natürlich hat er
gebetet! Das tun Mönche nun mal! Was hat er als Grund genannt, dass er mir
trotzt?«
    »Er glaubt, den
Herausforderungen nicht gewachsen zu sein.«
    »Was für
Herausforderungen? Ich verlange ja nicht von ihm, dass er tausend Ritter in die
Schlacht führt. Er soll nur dafür sorgen, dass eine Handvoll Mönche zur
richtigen Tageszeit ihre frommen Lieder singt.« Das war Unsinn, und so senkte
Godwyn nur den Kopf und schwieg.
    Plötzlich änderte
sich der Tonfall des Grafen. »Mir ist gerade klar geworden, wer du bist. Du
bist Petronillas Sohn, nicht wahr?«
    »Ja, Mylord.« Der
Petronilla, die du hast sitzen lassen, fügte Godwyn in Gedanken hinzu.
    »Sie war gerissen.
Ich wette, das bist du auch. Woher soll ich wissen, dass du Saul die Kandidatur
nicht ausgeredet hast? Du willst Thomas Langley als Prior sehen, stimmt‘s?«
    Mein Plan ist schon
ein wenig verschlagener, du Trottel, dachte Godwyn. Er sagte: »Saul hat mich
gefragt, was Ihr von ihm als Gegenleistung erwarten könntet.«
    »Ah, jetzt kommen
wir allmählich auf den Punkt. Was hast du ihm gesagt?« »Dass Ihr von ihm
erwartet, auf jemanden zu hören, der sein Verwandter, sein Förderer und sein
Graf ist.« »Und er war zu stur, um das zu akzeptieren, nehme ich an. Also gut.
Dann wäre das erledigt. Ich werde diesen Friar Murdo nominieren. Und jetzt will
ich dich nicht mehr sehen.« Godwyn hatte Mühe, seine Freude zu verbergen, als
er sich verbeugte und das Gemach verließ. Der vorletzte Schritt seines Plans
war getan! Graf Roland hegte nicht den geringsten Verdacht, dass er verführt
worden war, den hoffnungslosesten Kandidaten zu nominieren, den Godwyn sich
vorstellen konnte.
    Und nun zum letzten
Schritt.
    Godwyn verließ das
Hospital und betrat den Kreuzgang. Es war die Studierstunde vor der Sext, und
die meisten Mönche standen oder saßen, um zu lesen, ließen sich vorlesen oder
waren in Meditation versunken. Godwyn entdeckte Theodoric, seinen jungen Verbündeten,
und bestellte ihn mit einem Nicken zu sich.
    Mit leiser Stimme
sagte er: »Graf Roland hat Friar Murdo als Prior nominiert.«
    Theodoric erwiderte
laut: »Was?«
    »Pssst!«
    »Das ist
unmöglich!«
    »Völlig unmöglich.«
    »Niemand wird für
ihn stimmen.«
    »Deshalb bin ich ja
so zufrieden.«
    Allmählich begann
Theodoric zu begreifen. »Oh … Ich verstehe. Dann ist das also eigentlich gut
für uns … «
    Godwyn fragte sich,
warum er solche Dinge immer erklären musste, selbst den wirklich klugen
Männern. Offenbar vermochten nur er und seine Mutter, unter die Oberfläche zu
schauen. »Geh, und sag es allen … aber leise. Es gibt keinen Grund, deinen Zorn
zu zeigen. Die Brüder werden so schon wütend genug sein, auch ohne dass du sie
noch ermutigst.«
    »Sollte ich
erwähnen, dass das gut für Thomas ist?« »Auf gar keinen Fall.«
    »Gut«, sagte
Theodoric. »Ich verstehe.« Offensichtlich verstand er es eben nicht, aber
Godwyn hatte das Gefühl, darauf vertrauen zu können, dass sein Bruder die
Anweisungen befolgen würde.
    Godwyn verließ
Theodoric und suchte Philemon. Er fand ihn mit dem Besen in der Hand im
Refektorium. »Weißt du, wo Murdo ist?«, fragte er.
    »Vermutlich in der
Küche.«
    »Such ihn. Sag ihm,
er soll dich im Haus des Priors treffen, wenn alle Mönche zur Sext in der
Kirche sind. Ich möchte nicht, dass irgend jemand dich dort mit ihm sieht.«
    »Gut. Was soll ich
ihm sagen?«
    »›Bruder Murdo,
niemand darf je erfahren, dass ich Euch das gesagt habe.‹ Ist das klar?«
    »›Bruder Murdo,
niemand darf je erfahren, dass ich Euch das gesagt habe.‹ Verstanden.«
    »Dann zeig ihm das
Dokument, das wir gefunden haben. Du erinnerst dich doch noch, wo es ist? Im
Schlafgemach neben dem Betpult steht eine Kiste mit einer Ledermappe darin.«
    »Gut. Ist das
alles?«
    »Du musst ihn
daraufhinweisen, dass das Land, das Thomas der Priorei überschrieben hat,
ursprünglich der Königin Isabella gehörte, und dass dies seit zehn Jahren
geheim gehalten wurde.«
    Philemon schaute
ihn verwirrt an. »Aber wir wissen doch gar nicht, was

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