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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Nächstes würde ich einen zweiten Ring in dem ersten bauen, mit einem
Abstand von einem halben Fuß zwischen beiden.« Er fühlte, dass die Versammelten
ihm nun aufmerksam zuhörten.
    »Damit ist er noch
immer nicht wasserdicht«, sagte Elfric.
    Edmund knurrte:
»Halt den Mund, Elfric!« Merthin fuhr fort: »Dann würde ich mit Lehm gemischten
Mörtel in die Lücke zwischen den beiden Ringen gießen. Die Mischung würde das
Wasser verdrängen, weil sie schwerer ist, und sie würde alle Lücken zwischen
den Holzpfählen schließen, sodass der Ring wasserdicht wäre.
    So etwas nennt man
einen Kofferdamm.« Nun war es vollkommen still.
    »Zu guter Letzt
würde ich das Wasser aus dem Innern mit Eimern ausschöpfen, bis der Grund zu
sehen ist, auf dem man dann ein gemauertes Fundament errichten kann.«
    Elfric hatte es die
Sprache verschlagen. Edmund und Godwyn starrten Merthin an.
    Thomas sagte: »Ich
danke euch beiden. Was mich betrifft, fällt mir die Entscheidung jetzt leicht.«
    »Ja«, sagte Edmund.
»So ist es wohl.«
     
    Caris war
überrascht, dass Godwyn zunächst Elfric die Brücke hatte bauen lassen wollen.
Natürlich schien Elfric die sicherere Wahl zu sein; doch Godwyn war ein
Neuerer, und sie hatte eigentlich erwartet, dass er für Merthins klugen und
radikalen Entwurf Feuer und Flamme sein würde. Stattdessen hatte er gezaudert
und die vorsichtigere Lösung vorgezogen.
    Glücklicherweise
war Edmund in der Lage gewesen, Godwyn auszumanövrieren, und nun würde
Kingsbridge eine feste, schöne neue Brücke bekommen, die zwei Karren
gleichzeitig überqueren konnten. Doch Godwyns Eifer, lieber dem fantasielosen
Kriecher als dem kühnen Mann mit Talent den Auftrag zu erteilen, ließ für die
Zukunft Böses ahnen.
    Und Godwyn war nie
ein guter Verlierer gewesen. Als er noch ein Junge gewesen war, hatte
Petronilla ihn das Schachspiel gelehrt. Sie hatte ihn gewinnen lassen, um ihn
zu ermutigen, worauf er seinen Onkel Edmund herausgefordert hatte. Nach zwei
Niederlagen hatte Godwyn geschmollt und sich geweigert, je wieder eine
Schachfigur anzurühren. Nach der Versammlung in der Ratshalle war Godwyn in der
gleichen Stimmung; das sah Caris. Nicht dass Elfrics Entwurf ihm sonderlich gut
gefallen hätte — Godwyn hasste es einfach nur, dass man ihm die Entscheidung
aus den Händen genommen hatte. Am nächsten Tag, als Caris und ihr Vater ins
Haus des Priors gingen, rechnete Caris denn auch mit Ärger.
    Godwyn begrüßte sie
kühl und bot ihnen keine Erfrischungen an.
    Wie immer tat
Edmund so, als würde er diese Kränkungen nicht bemerken. »Ich möchte, dass
Merthin sofort mit den Arbeiten an der Brücke beginnt«, sagte er, als er sich
an den Tisch in der Halle setzte. »Ich habe Pfandbriefe über die volle Summe,
die Merthin benötigt … «
    »Von wem?«,
unterbrach Godwyn ihn.
    »Von den
wohlhabendsten Händlern der Stadt.« Godwyn schaute Edmund fragend an.
    Der zuckte mit den
Schultern und sagte: »Fünfzig Pfund kommen von Betty Baxter, achtzig von Dick
Brewer, siebzig von mir und je zehn von elf anderen.«
    »Ich wusste gar
nicht, dass unsere Bürger über solche Reichtümer verfügen«, bemerkte Godwyn und
wirkte erstaunt und neidisch zugleich. »Gott war sehr gut zu euch.«
    Edmund fügte hinzu:
»Gut genug, um die Menschen für ein Leben voller harter Arbeit und Sorgen zu
belohnen.«
    »Ohne Zweifel.«
    »Das ist auch der
Grund, weshalb ich den Leuten eine Versicherung geben muss, was die Rückzahlung
ihres Geldes betrifft. Wenn die Brücke gebaut ist, geht der Brückenzoll an den
Gemeinderat, um das geliehene Geld zurück zu zahlen … aber wer wird die
Pennys einkassieren, wenn die Leute erst die Brücke überqueren? Ich finde, es
sollte ein Diener des Rates sein.«
    »Dem habe ich nie
zugestimmt«, sagte Godwyn.
    »Ich weiß. Deshalb
spreche ich es jetzt ja an.« »Ich meine — ich habe nie zugestimmt, den Zoll an
den Gemeinderat abzuführen.«
    »Was?« Caris
starrte Godwyn fassungslos an. Natürlich hatte er zugestimmt! Was redete ihr
Vetter denn da? Er hatte sowohl mit ihr als auch mit Edmund darüber gesprochen
und versichert, dass Bruder Thomas …
    »Oh«, sagte sie.
»Du hast versprochen, dass Thomas die Brücke bauen lassen würde, sobald er zum
Prior gewählt worden ist. Dann, als Thomas seine Kandidatur zurückgezogen hat
und du dich gemeldet hast, haben wir angenommen … «
    »Ihr habt
angenommen«, sagte Godwyn. Ein

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