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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Pennys, also zehn Pfund. Insgesamt
sind es dann 36 Pfund pro Jahr.« Caris schaute Godwyn an. »Ist das in etwa
richtig?« »Ja«, gab er widerwillig zu.
    »Dann willst du von
uns also 36 Pfund im Jahr?« »Ja.«
    »Unmöglich!«, sagte
Edmund.
    »Nicht unbedingt«,
widersprach Caris. »Nehmen wir einmal an, die Priorei würde dem Gemeinderat die
Brücke verpachten … « Sie rechnete im Kopf und fügte hinzu: »Plus je ein
Morgen Land an beiden Enden und der Insel in der Mitte … für 36 Pfund im
Jahr, zeitlich unbegrenzt.« War die Brücke erst einmal gebaut, würde das Land
unbezahlbar sein; das wusste sie. »Hättet Ihr damit, was Ihr wollt, Vater
Prior?«, fragte sie schnippisch.
    »Ja.«
    Godwyn glaubte
offenbar, 36 Pfund pro Jahr für etwas völlig Wertloses zu bekommen. Er hatte
keine Ahnung, wie viel Pacht man für ein Stück Land am Ende einer Brücke
verlangen konnte. Der schlechteste Kaufmann der Welt ist ein Mann, der sich für
klug hält, dachte Caris.
    Edmund fragte:
»Aber wie soll der Rat das Geld für den Brückenbau wieder hereinbekommen?«
    »Merthins Entwurf
zugrunde gelegt, sollte die Zahl von Personen und Karren steigen, welche die
Brücke überqueren. Theoretisch würde sie sich verdoppeln. Alles, was 36 Pfund
überschreitet, gehört dem Rat. Dann könnten wir noch Gebäude an beiden Enden
errichten, um die Reisenden zu versorgen: Schänken, Ställe und dergleichen. Das
dürfte rasch Profit abwerfen. Wir könnten sie gut verpachten.«
    »Ich weiß nicht«,
sagte Edmund. »Das hört sich sehr riskant an.«
    Einen Augenblick
lang war Caris wütend auf ihren Vater. Da hatte sie eine geniale Lösung
gefunden, und er suchte das Haar in der Suppe. Dann erkannte sie, dass er nur
spielte. Sie sah das enthusiastische Funkeln in seinen Augen, das er nicht ganz
verbergen konnte. Er liebte die Idee, doch er wollte nicht, dass Godwyn es
erfuhr. Er verbarg seine Gefühle aus Angst, der Prior würde versuchen, einen
noch besseren Handel abzuschließen. Vater und Tochter hatten diese Masche schon
häufiger benutzt, wenn sie mit Wolle gehandelt hatten.
    Nachdem Caris nun
wusste, was Edmund vorhatte, spielte sie mit und tat so, als würde sie seine
Vorbehalte teilen. »Ich weiß, dass es gefährlich ist«, sagte sie in düsterem
Tonfall. »Wir könnten alles verlieren. Aber was bleibt uns für eine Wahl? Wir
stehen mit dem Rücken zur Wand. Wenn wir die Brücke nicht bauen, verlieren wir
unser Geschäft.«
    Edmund schüttelte
zweifelnd den Kopf. »Wie auch immer … Ich kann dem im Namen des Rates nicht
zustimmen. Nicht jetzt jedenfalls. Ich werde mich erst mit den Leuten beraten
müssen, die das Geld zur Verfügung stellen, und ich weiß nicht, wie ihre
Antwort lauten wird.« Er schaute Godwyn in die Augen. »Aber ich werde mein
Bestes tun, sie zu überzeugen, wenn das dein bestes Angebot ist.«
    Godwyn hatte
eigentlich gar kein Angebot gemacht, sinnierte Caris; doch das hatte er
vergessen. »Es ist mein bestes Angebot«, sagte er entschlossen.
    Jetzt haben wir
dich, dachte Caris triumphierend.
     
    »Du warst wirklich
sehr gerissen«, sagte Merthin.
    Er lag zwischen
Caris‘ Beinen, den Kopf auf ihren Schenkeln, und spielte mit ihrem Schamhaar.
Sie hatten sich gerade zum zweiten Mal überhaupt geliebt, und er hatte dabei
sogar noch mehr Lust verspürt als beim ersten Mal. Als sie sich den angenehmen
Tagträumen befriedigter Liebender ergeben hatten, hatte Caris ihm von ihren
Verhandlungen mit Godwyn erzählt. Merthin war beeindruckt.
    »Das Beste ist«,
sagte Caris, »dass Godwyn glaubt, hart verhandelt zu haben. In Wahrheit ist die
unbegrenzte Verpachtung von Brücke und Umland unbezahlbar.«
    »Trotzdem ist es
ein wenig enttäuschend, dass Godwyn das Geld der Priorei kein bisschen besser
zu verwalten versteht als dein Onkel Anthony.«
    Sie waren im Wald
auf einer Lichtung, die von Brombeersträuchern vor neugierigen Blicken verborgen
war. Hohe Birken spendeten Schatten, und ein Bach, von einem Teich gespeist,
plätscherte über die Felsen. Vermutlich kamen schon seit Jahrhunderten Liebespaare
hierher. Caris und Merthin hatten sich ausgezogen und im Teich gebadet, ehe sie
sich am grasbewachsenen Ufer niedergelegt hatten. Jeder, der durch den Wald
schlich, würde an dem Dickicht vorübergehen, sodass sie nicht entdeckt werden
konnten; es sei denn, ein paar Kinder wollten Brombeeren pflücken …
Tatsächlich hatte Caris die Lichtung auf diese Art

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