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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sie ist klug
geplant.« Dick hatte einen starken Hang zu seiner eigenen Ware, dem Bier;
infolgedessen besaß er einen vorstehenden, runden Bauch wie eine Schwangere.
    Bill mischte sich
wieder ein. »Wie viele Tage im Jahr brauchen wir eine Brücke, die breit genug
für zwei Karren ist?«
    »Jeden Markttag und
die ganze Wollmarktwoche.« »Das stimmt nicht«, widersprach Bill. »Selbst dann
ist es nur eine Stunde am Morgen und eine am Abend.« »Ich hab schon mal zwei
Stunden mit einer Wagenladung Gerste gewartet.« »Du solltest klug genug sein,
deine Waren an einem ruhigeren Tag in die Stadt zu karren.« »Ich bringe jeden
Tag Gerste in die Stadt.« Dick war der größte Brauer der Grafschaft. Er besaß
einen riesigen Kupferkessel für 500 Gallonen, dem seine Schänke ihren Namen
»The Copper« verdankte.
    Edmund unterbrach
den Hickhack. »Es gibt noch andere Probleme, die durch Verzögerungen vor und
auf der Brücke entstehen«, sagte er. »Einige Händler gehen nach Shiring, wo es
keine Brücke und demnach auch keine Warteschlange gibt. Andere machen ihre
Geschäfte, während sie warten, und fahren dann wieder nach Hause, ohne die
Stadt überhaupt betreten zu haben. Damit sparen sie sich außerdem den
Brückenzoll und die Marktsteuer. Natürlich ist das rechtswidrig, doch es ist uns
nie gelungen, das zu unterbinden.
    Und dann ist da die
Frage, wie die Leute über Kingsbridge denken. Im Augenblick sind wir bloß
›die Stadt, deren Brücke eingestürzt ist‹. Wenn wir den Handel
zurückholen wollen, den wir verloren haben, müssen wir das ändern! Ich möchte,
dass die Leute sagen: ›Kingsbridge ist die Stadt mit der besten Brücke von
ganz Englands«
    Edmund war überaus
einflussreich, und Merthin konnte den Sieg beinahe schon riechen.
    Betty Baxter, eine
ungeheuer fette Frau in den Vierzigern, stand auf und deutete auf Merthins
Zeichnung. »Was ist das da, in der Mitte der Brüstung über dem Pfeiler?«,
fragte sie. »Dieses kleine, keilförmige Etwas, das über das Wasser ragt wie
eine Aussichtsplattform. Wofür ist das? Zum Angeln?« Die anderen lachten.
    »Das ist ein
Zufluchtsort für Leute, die zu Fuß gehen«, antwortete Merthin. »Wenn Ihr über
die Brücke geht, und plötzlich reitet der Graf von Shiring mit zwanzig Rittern
vorbei, könnt Ihr ihm so aus dem Weg gehen.«
    Edward Butcher
sagte: »Ich hoffe, das Ding ist stabil genug für Betty.«
    Alle lachten, doch
Betty blieb ernst und hakte weiter nach.
    »Warum geht diese
spitze Ausbuchtung den ganzen Pfeiler bis zum Wasser hinunter? Elfrics Entwurf hat
so was nicht.«
    »Das dient dazu,
Treibgut an den Pfeilern vorbeizuleiten. Schaut Euch irgendeine Flussbrücke an,
und Ihr werdet sehen, dass Stücke aus den Pfeilern geschlagen sind und sich
Risse zeigen. Was, glaubt Ihr, hat diese Schäden verursacht? Es müssen große
Holzstücke gewesen sein — Baumstämme oder die Balken zerstörter Häuser. Sie
wurden flussabwärts getrieben und sind gegen die Pfeiler geprallt.«
    »Oder Ian Boatman
ist wieder mal besoffen mit seinem Ruderboot gefahren«, sagte Edward.
    »Egal ob Boote oder
Treibgut, an meinen keilförmigen Pfeilern werden sie viel weniger Schäden
verursachen. Elfrics Pfeiler hingegen würden die volle Wucht abbekommen.«
    Elfric sagte: »Mein
Mauerwerk ist zu stark, um von ein paar Stücken Holz eingeschlagen zu werden!«
    »Im Gegenteil«,
widersprach Merthin. »Eure Bögen sind schmaler als meine; deshalb wird das
Wasser schneller durch sie hindurchfließen, und das Treibgut wird mit größerer
Kraft aufschlagen und mehr Schäden verursachen.«
    Er sah Elfric an,
dass sein Lehrmeister nicht daran gedacht hatte.
    Aber die Zuhörer
waren keine Baumeister. Wie sollten sie da entscheiden können, wer recht hatte
und wer nicht?
    Um die Basis eines
jeden Pfeilers herum hatte Merthin einen Haufen grober Steine platziert, was
von Baumeistern als »Futtermauer« bezeichnete wurde. Sie sollte die Strömung
daran hindern, die Pfeiler zu unterminieren, wie es bei der alten Holzbrücke geschehen
war. Doch niemand fragte Merthin nach der Futtermauer, und so erklärte er das
Prinzip auch nicht.
    Betty hatte weitere
Fragen: »Warum ist deine Brücke so lang?
    Elfrics Brücke beginnt
am Wasserrand, deine mehrere Schritt landeinwärts. Ist das keine unnötige
Ausgabe?«
    »Meine Brücke hat
Rampen an beiden Enden«, erklärte Merthin.
    »Damit man
trockenen Fußes hinauf- und wieder herunterkommt,

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