Die Tore der Welt
egal, ob sie mit
diesem Esel verheiratet ist.«
Es machte ihn
wütend, wenn Menschen niederen Standes so mit ihm sprachen. Sie hatten kein
Recht, ihm zu sagen, was er tun und lassen sollte.
Merthin mischte
sich ein. »Lass uns gehen, Ralph«, sagte er. »Ich habe Hunger, und Betty Baxter
verkauft wieder ihre Pasteten.«
»Pasteten?«,
entgegnete Ralph. »Ich bin mehr an Eiern interessiert.« Er nahm eines der Eier
von Annets Tablett, betastete es auf beinahe obszöne Art, legte es wieder hin
und berührte ihre linke Brust. Sie fühlte sich fest und eiförmig an.
»Was tut Ihr da!«
Annet klang entrüstet, zog sich aber nicht von ihm zurück.
Ralph drückte sanft
zu und genoss das Gefühl. »Ich begutachte die angebotene Ware.«
»Nehmt die Hände
weg.« »In einer Minute.« Da versetzte Wulfric ihm einen kräftigen Stoß.
Ralph war
überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ein Bauer ihn angreifen würde.
Er taumelte zurück, stolperte und fiel zu Boden. Er hörte jemanden lachen, und
sein Staunen wich dem Gefühl der Demütigung. Wütend sprang er auf.
Ralph trug kein
Schwert, aber einen langen Dolch am Gürtel. Allerdings wäre es ausgesprochen
würdelos gewesen, eine Waffe gegen einen unbewaffneten Bauern einzusetzen: Das
könnte ihn den Respekt der Ritter des Grafen und der anderen Junker kosten.
Also musste er
Wulfric mit den Fäusten bestrafen.
Perkin trat rasch
hinter seinem Stand hervor. Seine Stimme überschlug sich förmlich. »Das … Das
war nur Ungeschick, Sir, keine Absicht. Es tut dem Jungen schrecklich leid, das
versichere ich Euch… «
Seine Tochter
schien jedoch keine Angst zu haben. »Jungs!«, sagte sie in spöttischem Tadel,
obwohl sie das Ganze eher zu freuen schien.
Ralph ignorierte
Vater und Tochter. Er trat einen Schritt auf Wulfric zu und ballte die rechte
Faust. Als Wulfric beide Arme hob, um den Schlag abzuwehren, stieß Ralph dem
Jungen die Linke in den Leib.
Der Bauch des
Bauern war nicht so weich, wie Ralph erwartet hatte. Dennoch krümmte Wulfric
sich nach vorne, verzog vor Schmerz das Gesicht und drückte beide Hände auf den
Magen … woraufhin Ralph ihm die rechte Faust ins Gesicht schmetterte, genau
auf die Wange. Der Schlag ließ Ralph selbst vor Schmerz aufstöhnen, doch seine
Seele jubelte.
Zu Ralphs großem
Erstaunen schlug Wulfric zurück.
Anstatt zu Boden zu
fallen und darauf zu warten, zusammengetreten zu werden, konterte der
Bauernjunge mit einem Schlag mit der Rechten, in den er alle Kraft seiner
Schultern legte. Ralphs Nase explodierte in einer Wolke aus Schmerz und Blut.
Er brüllte vor Zorn.
Wulfric wich
zurück. Erst jetzt schien ihm klar zu werden, was für eine schreckliche Tat er
begangen hatte. Er ließ beide Arme sinken und drehte die Handflächen nach oben.
Doch es war zu spät
für Entschuldigungen. Ralph drosch ihm beide Fäuste in Gesicht und Leib, ließ
einen Hagel von Schlägen auf ihn niedergehen, den Wulfric kläglich abzuwehren
versuchte, indem er schützend beide Arme hob und sich duckte. Doch er lief
nicht weg. Ralph vermutete, dass Wulfric lieber hier und jetzt seine Strafe hinnehmen
wollte, als sich später Schlimmerem stellen zu müssen.
Der Kerl hatte Mut,
musste Ralph gestehen, doch das machte ihn nur umso wütender. Er schlug immer
härter zu, wieder und wieder, was ihn mit Zorn und Hochgefühl zugleich
erfüllte. Merthin versuchte einzuschreiten. »Um der Liebe Christi willen, das
reicht«, sagte er und packte den jüngeren Bruder an der Schulter, doch Ralph
schüttelte ihn ab.
Schließlich ließ
Wulfric die Hände sinken und taumelte vor Benommenheit. Sein schönes Gesicht
war voller Blut, seine Augen zugeschwollen. Dann fiel er wie ein Baum. Ralph
trat nach ihm, bis ein stämmiger Mann in Lederhose auftauchte und mit befehlsgewohnter
Stimme sagte: »Aber, aber, mein junger Ralph, bringt den Jungen nicht um.«
Ralph erkannte John
Constable, den Stadtbüttel, und erwiderte entrüstet: »Er hat mich angegriffen!«
»Nun, jetzt tut er´s
aber nicht mehr, oder, Sir? So wie er mit geschlossenen Augen auf dem Boden
liegt.« John stellte sich vor Ralph.
»Ich würde mir
gerne den Ärger einer richterlichen Untersuchung sparen.« Mehrere Leute
drängten sich um Wulfric: Perkin, Annet, deren Gesicht vor Aufregung gerötet
war, Lady Philippa und andere.
Ralphs Hochgefühl
verflog; umso schlimmer schmerzte nun seine Nase. Er konnte nur durch den Mund
atmen und
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