Die Tore des Himmels
Schlafkammer hatte ich erzählt, ich könne vor lauter Hitze nicht schlafen und wolle mir nur ein wenig die Beine vertreten. Mein Gott, wie aufgeregt ich war; das Herz klopfte mir bis zum Hals.
Als ich bei der Bank ankam, wartete Heinrich Raspe schon. Er sprang auf, als er mich sah. Es gab nichts zu sagen; wortlos riss er mich in seine Arme und küsste mich leidenschaftlich. Es war mein erster richtiger Kuss, wie oft hatte ich davon geträumt! Ich spürte seine Lippen, seine Zunge, seine Hände auf meinem Rücken, und die Knie wurden mir weich. Ein unglaubliches, wunderbares Gefühl stieg in mir auf, überwältigte mich mit einer Macht, gegen die ich wehrlos war. »Du meine Elfe«, raunte er mir ins Ohr. »Du hast mich so lange warten lassen. Ich bin fast verrückt geworden vor Sehnsucht.«
Seine Küsse ließen mich erschauern. Ich seufzte, schlang meine Arme fester um ihn, liebkoste seinen Nacken, sein Haar. »Du mein Liebster«, flüsterte ich. »Mein schöner Faun, mein Lanzelot.«
Er sog den Atem ein und presste mich an sich. »Lass mich dich spüren, meine Königin«, raunte er mit rauer Stimme. Seine Hände streichelten mich überall, meinen Hals, meinen Rücken; der seidene Umhang war längst zu Boden gefallen. Ich hatte nur ein leichtes Unterkleid an und einen dünnen Sommersurkot darüber, durch den seine Finger meine Haut liebkosten. Ein Schauer nach dem anderen durchrieselte mich. Irgendwann zwischen seinen Küssen flüsterte ich atemlos: »Ich muss wieder zurück, Liebster.« Irgendwo unter all der Glückseligkeit lauerte die Angst vor dem, was geschehen konnte.
»Schscht«, machte er, »noch nicht«, und drängte sich noch näher an mich heran. »Du weißt nicht, wie schön es ist.« Seine Hände wanderten hinunter zu meinen Hinterbacken, und dann hoben sie den Saum meines Surkots an; geschickt zogen sie das Überkleid über meinen Kopf.
Spätestens jetzt hätte ich dem ein Ende setzen müssen. Aber, o Gott, ich konnte es nicht. Er streichelte mich immer weiter, flüsterte mir Liebesworte zu. »Lass«, sagte ich halbherzig, als er begann, den langen Ausschnitt meines Unterkleids aufzunesteln. »Hör auf, bitte.«
Aber er hörte nicht auf, und es war so gut, so gut. Als er mit den Lippen meine Brüste liebkoste, hob ich mich ihm entgegen. Ja, ich wollte ihn ganz, mit jeder Faser meines Körpers sehnte ich mich nach ihm. Er zog mich auf das Kiesbett vor der Steinbank, schob mein Kleid hoch, drückte meine Knie auseinander. »Heinrich«, flüsterte ich in einem letztem Aufbäumen, »nicht. Nicht jetzt.«
»Doch«, lächelte er. Ein ferner Blitz erhellte sein Gesicht. »Du meine Liebste, Schönste. Schenk dich mir.«
Ich konnte mich nicht wehren, es ging einfach nicht. Seine Hand schlüpfte zwischen meine Schenkel, und ich wimmerte vor Wonne. »Tu mir nicht weh«, flüsterte ich noch, »bitte.«
»Hab keine Angst, meine Kleine«, raunte er und verschloss mir Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss. Und dann kam doch ein Schmerz, kurz und stechend. Ich zuckte zurück, aber da war er schon in mir, bewegte sich erst langsam vor und zurück, dann schneller und immer schneller. Der erste Schmerz wich einer nie gekannten Lust, die mich überwältigte, mich alles vergessen ließ. Ich bebte, ich schrie, ich verging. Heinrich stöhnte heiser auf, seine Finger gruben sich in meinen Rücken. Ein gepresster Schrei, und dann war es vorüber.
Danach lag ich in seinen Armen und fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben glücklich und geborgen. Mein Kopf ruhte an seiner Brust, und ich hörte sein Herz immer noch wild klopfen.
Ein heftiger Windstoß riss uns unsanft aus unserer stummen Zweisamkeit. Es donnerte. Heinrich half mir auf, legte mir den Umhang um die Schultern und biss mich sanft in den Hals. »Morgen wieder?«, fragte er.
»Vielleicht … ich weiß nicht … o Gott, ja.« Ja, ich wollte es. Ich wollte ihn.
Bevor wir weiterreden konnten, zerriss ein zackiger Blitz die Nacht und es begann, in großen Tropfen zu regnen. Ich raffte meinen Mantel um mich und rannte zum Palas.
Im Nebenraum der Schlafkammer nahm ich ein altes Tuch und wischte mir Blut und männlichen Samen von den Beinen. Dann ging ich zu Bett. Ich war aufgewühlt, ich war verliebt, ich war unendlich glücklich.
Am nächsten Morgen steckte mir einer von Heinrichs Dienern ein kleines Päckchen zu. Darin war ein schmales Silberarmband, besetzt mit lauter kleinen dunkelroten Granaten. Er liebt mich wirklich, dachte ich, ich habe das
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