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Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Monat August nach Outremer einschiffen werden. Ihr, Herr Ludwig, mögt alles Nähere mit dem Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza, besprechen, der im Auftrag des Papstes in Kürze zu Thüringen eintreffen wird. Der von Salza wird Euch dann auch einen Brief des Papstes überbringen, der darin ebenfalls aufruft, zur Kreuzfahrt zu rüsten.« Der Mönch rollte das Pergament wieder zusammen und gab es Ludwig zurück.
    August! Der Landgraf begann zu rechnen. Das bedeutete, sie mussten spätestens im Juni aufbrechen. Noch ein knappes halbes Jahr also, Zeit genug, alles für die Reise vorzubereiten und das Land geordnet zu hinterlassen. Heinrich Raspe würde sein Stellvertreter sein, mit zwei oder drei Räten an der Seite, die ihm auf die Finger sehen würden. Ludwig hatte immer noch kein rechtes Vertrauen in seinen jüngeren Bruder. Ihr Verhältnis war angespannt, und Ludwig fürchtete außerdem, Heinrich habe noch Beziehungen zu den Katharern oder hinge dem Glauben wenigstens noch teilweise an. Andererseits, dachte der Landgraf, war die Herrschaft über Thüringen während des Kreuzzugs eine gute Bewährungsprobe, und hinterher, wenn alles gutgegangen war, konnte man Heinrich die Grafschaft Hessen wohl endlich anvertrauen.
    Ludwig verstaute das kaiserliche Schreiben in dem ledernen Behälter für Schriftrollen, der neben dem großen Arbeitstisch stand. Das Stoffkreuz stopfte er in die Innentasche seines Wamses. Als Erstes wollte er Elisabeth mit der wunderbaren Nachricht überraschen. Wie oft hatten sie sich nach seiner Rückkehr vom Reichstag in Cremona in allen Farben ausgemalt, wie herrlich es sein würde, gemeinsam in Heilige Land zu ziehen. »Miteinander am Grab Christi beten – nichts Schöneres kann ich mir vorstellen!«, das waren Elisabeths Worte gewesen. Und auch er freute sich darauf, mit seinem geliebten Weib nach Jerusalem zu ziehen – und damit endlich, endlich die Schuld am Tod seines Bruders und sein sündiges Abweichen vom rechten Weg des Glaubens zu sühnen. Erst dann würde er wirklich frei sein.
     
    Der Landgraf machte sich auf den Weg zum Turmhaus, in dessen unterem Geschoss die Frauenkemenate lag. Elisabeth hatte die letzten Tage vor dem riesigen Eckkamin zugebracht, weil ihr nicht recht wohl war, vielleicht eine kleine Magenverstimmung. Aber die Aussicht auf den Kreuzzug würde sie ihre kleine Unpässlichkeit schnell vergessen lassen. Ludwig klopfte und betrat das behaglich warme Kaminzimmer. Er wollte seiner Frau die Nachricht alleine verkünden und schickte ihre Hofdamen und die beiden Kinder mit einem kleinen Wink hinaus.
    »Wie geht es dir heute, Schwesterchen?«, fragte er, beugte sich hinunter und küsste sie auf die Wange.
    Sie erhob sich von ihrem bequemen Polsterstuhl. Ein wenig blass sah sie aus, und doch umspielte ein kleines, beinahe verschmitztes Lächeln ihre Lippen.
    »Schön, dass du mich besuchst, mein Lieb«, sagte sie und zog ihr Schultertuch fest. Seit sie so dünn geworden war, fröstelte sie leicht. »Ich wollte dich ohnehin später rufen lassen.«
    »Dann trifft sich’s ja gut«, meinte er fröhlich und schenkte sich einen Becher Wein ein. »Ich wollte dir nämlich etwas Wichtiges sagen«, sprach Elisabeth gutgelaunt weiter.
    Ludwig legte den Kopf schief. »Ach ja? Ich dir auch.« Er zog sie an sich und fasste sie an den Schultern. »Wer zuerst?«
    »Du!«, lachte sie und schob ihre Hände unter sein Wams, um sie zu wärmen. Dabei fühlte sie das zusammengefaltete Stück Tuch über seinem Herzen. »Was hast du denn da?«
    Er breitete die Arme aus. »Zieh’s raus, du wirst schon sehen«, sagte er mit geheimnisvoller Miene. Er freute sich schon auf ihr glückliches Gesicht.
    Sie zog den Stoff hervor und schüttelte ihn, dass er sich auffaltete.
    Sie starrte auf das rote Kreuz.
    Dann glitt sie langsam an Ludwig hinunter auf die Knie und schlug die Hände vors Gesicht. Ihre Schultern zuckten.
    »Was ist? Um Gottes willen, Elisabeth, was hast du? Verstehst du denn nicht? Wir fahren ins Heilige Land!« Ludwig ließ sich ebenfalls auf die Knie sinken und streichelte hilflos ihr schwarzes Haar.
    Sie sah zu ihm auf, tränenüberströmt. »Verstehst
du
denn nicht? Ich bin schwanger.« Sie schluchzte so verzweifelt, dass es ihren schmalen Körper durch und durch schüttelte. »Ich … kann … nicht … mit.«

Gisa
    G uda und Isentrud atmeten erleichtert auf. Ich nicht. Mein Traum, die Welt zu sehen, war geplatzt und meine Enttäuschung groß. Aber natürlich, es

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