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Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Mädchen betrat den Raum, sie trug Tücher und eine Schüssel mit Wasser.
    »Ah, grazie, Isabella habibi«, sagte der Kaiser. Es war ein großes Zeichen seiner Freundschaft, dass er seine junge Frau zur Pflege des Landgrafen hatte holen lassen. Das »Küken«, wie er sie anderen gegenüber meist nannte, ging zum Kopfende des Diwans, tauchte ein Stück Stoff in das kühle Wasser und tupfte Ludwig den Schweiß von der Stirn. Primus beobachtete sie neugierig. Es hatte sich schon herumgesprochen, dass Isabella von Brienne in Brindisi auf das Kreuzfahrerheer gewartet hatte, um es als Königin von Jerusalem gebührend zu verabschieden. Gezeigt hatte sie sich allerdings bisher niemandem. Wie ein kleines Mädchen sah sie aus, dabei hatte sie im letzten Jahr ihr erstes Kind geboren, nur um es gleich wieder zu verlieren. Darum sah sie wohl so traurig aus, dachte Primus. Ein wenig erinnerte sie ihn an Ida, sie hatte die gleichen großen blauen Augen. Jetzt legte sie dem Landgrafen die Hand auf die Stirn, dann sah sie ihren Gatten an und schüttelte den Kopf. Primus sah die erleichterten Mienen des Kaisers und Raimunds von Kaulberg und atmete auf. Also offenbar kein Fieber. Vielleicht hatte Ludwig einfach nur zu wenig getrunken, da kam es oft vor, dass einer zusammenklappte. Isabella fächelte ihm mit einem Tuch Luft zu und reichte ihm immer wieder mit Wasser vermischten Wein, den Ludwig folgsam trank. Nach einiger Zeit ging es ihm schon besser, er konnte aufstehen und alleine ein paar Schritte gehen.
    »Alles halb so schlimm«, grinste er schwach, »Unkraut vergeht nicht. Es war nur ein leichtes Unwohlsein.«
    »Kein Wunder bei dieser Hitze«, antwortete Raimund. »Ihr solltet mehr auf Euch achten, Herr.«
    »Sag den anderen Bescheid«, bat Ludwig. »Kein Grund zur Sorge mehr.«
    Raimund verbeugte sich vor ihm und dem Kaiser, dann gab er Primus ein Zeichen. Sie verließen das Haus, und draußen befahl der Kaulberger knapp: »Du bringst den Thüringer Edlen die Nachricht, dass wieder alles in Ordnung ist. Dem Landgrafen geht es besser, es war nicht die Seuche, sondern nur eine kleine Unpässlichkeit.«
    Primus rannte los.
     
    Das Kontingent der Thüringer atmete auf. Am nächsten Morgen zeigte sich Ludwig kurz am Fenster des Stadtpalastes, und unten jubelten ihm seine Männer zu. Nur einer blickte finster: Ortwin. Wäre Ludwig am Fieber gestorben, wäre sein Auftrag, für den er ja bereits bezahlt war, hinfällig gewesen, und er hätte in aller Ruhe in die Heimat zurückkehren können. So aber lag wieder alles an ihm. Ortwin hatte nicht vor, längere Zeit im Heiligen Land zu verschwenden. Er war diesen Kreuzzug weiß Gott jetzt schon leid, und er empfand keinerlei Bedürfnis, das Heilige Grab zu sehen, geschweige denn, es den Händen der Muslime zu entreißen. Eine fast schmerzhafte Unruhe befiel ihn. Er musste bald handeln. Ihm war aber auch klar, dass nicht der kleinste Verdacht auf ihn fallen durfte. Also blieb ihm nichts übrig, als weiter auf eine gute Chance zu warten. Und sich einzuschiffen. Denn am Morgen war der Horizont vor Bari vor lauter weißen Segeln nicht mehr zu sehen gewesen. Die Flotte der Genueser, auf die man so lange gewartet hatte, war endlich eingetroffen!
     
    Endlich, am Tag nach Mariä Geburt, schiffte sich der Hauptteil des Kreuzfahrerheeres nach Outremer ein. Fast die gesamte thüringische Heerschar war dabei. Nur die paar Dromonen des Kaisers mit den bedeutendsten Fürsten und Geistlichen an Bord, darunter auch Ludwig mit seinen Getreuen, sollten noch einmal in Otranto anlanden, wo die Kaiserin ihren Abschied nehmen würde. Eine letzte kurze Unterbrechung vor der gefährlichen Fahrt ins Heilige Land.
     
    Primus trieb sich auf Deck herum. Es war windstill, das Meer glatt und blau. Nur das Klatschen der Ruder und das Schäumen der Gischt waren zu hören, und hin und wieder das Schnauben eines Pferdes.
    »He, Primus!«
    Er drehte sich um, und da stand Ortwin, eine geschälte Pomeranze in der Hand. »Hier«, sagte er und hielt ihm ein Stückchen hin. »Gut und saftig!«
    Primus hatte noch nie eine Pomeranze gegessen. Vorsichtig biss er hinein und war überrascht von ihrem süßsauren Geschmack. So eine müsste man mit heimbringen können, dachte er.
    »Sag mal«, begann Ortwin, »wie geht es inzwischen dem Landgrafen?«
    »Ei, gut«, antwortete Primus. »An diesem Abend in Bari, das war nur ein kurzer Schwächeanfall. Gestern hat er schon wieder den Schwertkampf geübt.«
    »Ah.« Ortwin lehnte sich

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