Die Tore des Himmels
vor ihnen. Das war so, seit er vor einigen Jahren, als sein Geschlechtstrieb erwacht war, Gespräche mit Wido geführt hatte. »Wer einem Weib beiliegt«, hatte dieser mit düsterer Miene gesagt, »wird niemals vollkommen sein. Die geschlechtliche Liebe ist abscheulich, denn aus ihr erwächst neues Leben. Und ein neugeborener Mensch bedeutet für uns Katharer, dass wieder eine arme Seele in einem bösen Körper eingesperrt wird. Der Akt der Zeugung führt also dazu, dass das Leiden der Welt immer weitergeht.« Ludwig hatten diese Worte tief beeindruckt, ja, sie hatten ihm Angst gemacht. »Soll ich dann wohl niemals einer Frau beiliegen?«, hatte er Wido irgendwann gefragt. Die Antwort des Perfectus war eindeutig gewesen: »Nicht, wenn du willst, dass deine Seele am Ende deines Lebens in den Himmel fährt.« Und das wollte Ludwig natürlich. Er hatte also damals nach vielen Unterredungen mit seinem Lehrmeister den Entschluss gefasst, dass es besser für ihn sei, sich von Frauen und Mädchen fernzuhalten. Und dieser Entschluss hatte sich so fest in sein Denken und Handeln eingegraben, dass er auch nach seiner Rückkehr in den Schoß der Kirche die Scheu vor dem anderen Geschlecht nicht hatte ablegen können. Wie ein Alb lastete sie auf ihm. Während seine Freunde sich mit prallen Dienstmägden und willigen Hofjungfern vergnügten, hielt er sich abseits. Nicht dass es ihn nicht hingezogen hätte zu den hübschen jungen Dingern. Aber da war dieser innere Widerstand, diese unbestimmbare Angst, die ihn dazu zwang, immer dann den Rückzug anzutreten, wenn er ein Mädchen hätte haben können. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, einem Weib beizuliegen. Nein, dachte Ludwig, eine Heirat kommt nicht in Frage. Und doch wusste er, es war seine Pflicht als Fürst, für Nachkommen zu sorgen. Irgendwann würde er sich dieser Pflicht nicht mehr entziehen können. Er betrachtete die Hofjungfern, die in seiner Nähe saßen. Nicht eine verlockte ihn. Wie sollte er jemals eine von denen zur Frau nehmen? Mir ihr Dinge tun, die ihm vulgär und abstoßend, ja, böse schienen? Ludwig trank in einem Zug seinen Becher aus. Er fühlte sich auf einmal unwohl. Der Abend war ihm verdorben.
Endlich, es war schon nach Mitternacht, löste sich die Festgesellschaft auf. Ludwig zog sich in seine Schlafkammer zurück. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass sich etliche seiner Freunde und jungen Kampfgenossen schon vor einiger Zeit mit Verschwörermienen aus dem Saal geschlichen hatten. Jetzt betrat er die Kemenate, in der bereits die Kerzen entzündet waren. Er löste seinen Gürtel, zog die spitzen Schnabelschuhe aus und nestelte das Hemd auf. Ihm war leicht schwindlig, das lag wohl am vielen Wein. Er blickte auf das Spannbett unter dem Fenster, wo sein Kammerdiener meist schon schlief, wenn sein Herr zu Bett ging. Das Lager war zwar benutzt, aber leer. Vermutlich war Hugo auf dem Abtritt. Merkwürdigerweise hatte er die Vorhänge des landgräflichen Himmelbetts zugezogen, das tat er doch sonst nie. Ludwig schüttelte den Kopf, während er sich seiner Beinlinge und der Bruche entledigte. Nackt trat er ans Bett und schob den Samtvorhang zur Seite. Und dann erstarrte er mitten in der Bewegung.
Auf den Kissen räkelte sich ein Mädchen, so, wie Gott es geschaffen hatte. Ludwig sah zum ersten Mal in seinem Leben Brüste wie reife Äpfel, hellschimmernde Haut, ein dunkles, lockiges Dreieck zwischen weißen Schenkeln. Er sog den Atem ein. Kurz schloss er die Augen, aber dann konnte er nicht anders, er musste hinsehen, dieses Bild in sich aufnehmen. Er spürte, wie sein Glied hart wurde und sich aufrichtete. O Gott, nur das nicht, dachte er. Er wollte zurückweichen, aber seine Neugier war stärker. Und dann nahm das Mädchen lächelnd seine Hand und zog ihn ins Bett.
Sie war geschickt und kundig, wusste, was zu tun war. Ludwig überließ sich ihr, ihren weichen Händen, ihren Lippen. Eine Woge der Erregung überflutete ihn, er vergaß seine Ängste. Er wagte es, ihre Küsse zu erwidern, ihre Brüste zu streicheln. Seine Hände wanderten vorsichtig an ihre geheimsten Stellen. Er ließ es zu, dass sie sein Glied anfasste, es rieb und drückte. Er stöhnte auf. Was er fühlte, war unglaublich, überwältigend, und doch … Sie legte sich auf den Rücken, spreizte die Beine, zog ihn über sich. »Nimm mich«, flüsterte sie. Ja, er wollte es, er wollte es unbedingt. Mit der Spitze seines pulsierenden Glieds suchte er die Öffnung. Sie half ihm dabei,
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