Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
Vom Netzwerk:
führte ihn, hob sich ihm entgegen. »Jetzt«, seufzte sie, »oh, jetzt, komm.« Und dann geschah etwas in seinem Kopf. Es war, als ob ein Faden riss. Sein Glied erschlaffte. Er konnte nichts dagegen tun. O Gott. Sie hielt inne, sah ihn fragend an. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er schämte sich so. Und es war doch schlecht! Gott wollte es nicht. »Geh«, flüsterte er heiser, »geh.«
    Sie wickelte ein Laken um ihre Blöße und flüchtete aus der Kammer. Draußen hörte Ludwig unterdrücktes Gelächter. Er fühlte sich schmutzig, empfand plötzlich Ekel vor sich selber. Nein, nie mehr würde ihm das geschehen, das schwor er sich. Er würde kein Weib mehr anrühren. Und er würde nicht heiraten, ganz gleich, was das Land und seine Familie von ihm verlangten.

Brief Raimunds von Kaulberg an seine Frau Eilika, diktiert dem Mönch Thomas von Sankt Gallen
am 1. September 1218 im Heerlager der
Kreuzfahrer zu Damiette.
    Gottes Schutz und Schirm zuvor, libes Hertz, und meinen Grusz auß der Ferne darnach. Ich laß dir disen Brieff schreiben von eim frommen Pater aus Sanct Galln, du weißt ja, daß ich die Feder nit so gut beherrsche wie das Schwertt. Will dir ertzähln, wie es mir ergangen seit ich von dannen zogen bin. Am Sonntag nach Viti sind der Vater, unßer Knapp Eberwin und ich, mit der Nachhut des baierischen Heers nach Spalato in Dalmatien kommen, wo wir am Mittwoch vor Johanni auff See gangen sind. Windt und Wetter waren günstig, alßo haben wir die Insel Cypern schnell erreicht. Von da sind wir gesegelt auffs Heylige Land zu und mit Gots Hülffe dort zu Akko ankommen, wo schon das gantze Heer auf uns gewartet. Wir warn meher alß 200  Ritter, taußend beritten Schildtknappen, vil taußend Fußkämpffer sowie ein große Schar Weiber, Knechte und Mägde, Pilger und etlich ander Leutt, die auff Abentheuer aus sindt. Akko ist eine mechtige Stadt, so groß und wunderbar hast du noch keine gesehn, und seit über hundert Jahrn jetzo in unßerer Hand. Dieweiln Jerusalem itzo seit nunmehr über dreißig Jahrn untter der Herrschaft der Muselmanen stehet, ist Akko die Hauptstadt des Königreichs Jerusalem. Hier herrscht der Bischoff Herr Jacob von Vitry, der, so munckelt man, ein ausschweifend Leben führn soll. Und hier ist auch der Sitz des Hoch-Meißters vom Teutschen Orden, du kennst ihn, es ist der alte Freund deins Vaters, der weise Hermann von Salza.
    Zu Anfangk warn wir alle frohgemut, daß wir Akko glücklich erreicht. Doch der Sultan al Adil verweygert feig den Kampff, denn in offener Schlacht sind wir den Mußelmanen weitt überlegen. Sie wißen nur zu gut, daß wir im gestreckten Galopp leicht ihre Linien durchprechen, alßo versuchen sie uns in die Hügel zu locken, wo sie dann von allen Seitten aufftauchen und uns große Schäden zufügen. Sie preschen heran, schießen ihre Pfeill ab und verschwinden, als seien es Gespenßter gewesen. Vor allem die Rösser werden dabei getroffen, weiß Gott, solch ein Kampff ist eins Ritters nit würdig. Einmal glückt es unß, das Hauptheer des Sultans Aug in Aug zum Kampff zu stelln. Das war in der Ebene beim See Genesareth, den du, Liebste, auß der heyligen Schrifft kennst. Wir standen unß gegenüber, da trieben die Feindt eine Herde rossiger Stuten zwischen hinein. Sie wußten wohl, daß wir alle Hengßte reitten. Unsere Hengst wurden wildt, wollten auff die Stuthen los und sprangen durch einander wie die Flöh. Zum Gespött sind wir so worden, und in dem Gewirr griffen die Muselmannen an. Es plieb uns nur die Fluchtt. Schande über die Gottlosen, die kämpfen wie die Weiber, mit List und Tück. Ein Ritter würd liber vor Scham sterben alß solch ehrlosen Sieg erringen.
    So ward unß der Wegk nach Jerusalem verwehrt. Uns plieb nur, zu wartten. Aber der Kaiser Friedrich, der gelobt hatt, mit eim groszen Heer zu unß zu stoßen, hielt nit Wortt. Den gantzen Wintter über saßen wir zu Akkon fest. Die Wuth auf den Kaiser war grosz. Man redete vil Schlechts über ihn, so, daß er gottloß und ungläubig sey. So soll er einmal gesagt haben: »Drey Betrüeger haben die Menschheyt so schlau getäuschet, daß sie in den Besitz der Herrschaft über die Weltt gelangt sind: Jesus, Mohamed und Moses.« Ich mag nit glauben, daß unser edler Kaiser solche Wort im Mund führet. Eher mein ich, daß sein stether Streit mit dem Papst ihn abhält, ins Heylige Landt zu ziehn.
    Aber der Hertzog Leopold von Österreich wollt nit auffgeben. Er sprach zu seinem Gefolg die schöenen

Weitere Kostenlose Bücher