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Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Henne weg. »Also gut, du Plagegeist. Sollst nicht dumm sterben, bloß weil du eine Edeljungfer bist und dir keiner was erklärt. Schau, es ist auf Erden so beschaffen, dass sich Mann und Frau zusammentun. Sie heiraten, liegen beieinander, und dann gibt es Kinder. Das hat der liebe Gott in seiner Weisheit so eingerichtet auf der Welt. Jetzt gibt’s aber Männer, die wollen wider die göttliche Ordnung nicht einer Frau beiwohnen, sondern einem anderen Mann, oder womöglich gar«, sie bekreuzigte sich, »… einem Tier.«
    Ich war entsetzt. Els zuckte die Schultern und langte wieder nach der toten Henne. »Weißt du«, sagte sie, »das gibt es bei den Tieren auch. Ich hatte schon Hähne, die haben versucht, einen anderen Hahn zu bespringen.«
    Das beruhigte mich nun auch nicht. »Was geschieht mit Männern, die Sodomie machen?«, wollte ich wissen.
    »Wenn man sie dabei erwischt, werden sie verbrannt«, meinte die Els gleichmütig. »Beide. Oder der Kerl und das Tier.«
    O Gott. Mir wurde ganz flau im Magen. Mit wehenden Röcken lief ich ins Frauenzimmer. Elisabeth, die am Tisch saß und nähte, runzelte die Stirn. »Was hast du?«, fragte sie.
    Ich ließ mich neben ihr auf einen Stuhl fallen. »Der Ludwig muss unbedingt heiraten!«, platzte es aus mir heraus. »Unbedingt.«
    Sie ließ ihr Nähzeug sinken. »Ich weiß schon«, sagte sie. »Alle bedrängen ihn. Bald wird eine Braut nach Thüringen kommen.« In ihren Augen glitzerten Tränen. »Er hat gesagt, dass er sich entscheiden muss«, schluchzte sie. »Er sagt, ihm graut davor, um irgendein fremdes Mädchen zu freien.«
    »Dann soll er doch dich heiraten«, brummte ich. Langsam hatte ich genug von Ludwigs Unentschlossenheit. Er wollte sich wohl lieber verbrennen lassen! Dann schalt ich mich selber ein dummes Ding. Ich wusste schließlich gar nicht, ob die Gerüchte stimmten. Aber ich war mir sicher, dass eine Verbindung mit Elisabeth das Beste für alle sein würde. Wenn man die beiden miteinander sah, fiel einem sofort ihre besondere Vertrautheit auf. Sie nannten sich stets liebevoll »Bruder« und »Schwester« – das taten sie übrigens später auch noch. Nie stritten sie oder waren einander böse. Eigentlich merkwürdig, aber damals dachte wohl außer mir niemand auch nur im Entferntesten daran, dass aus den beiden ein Paar werden könnte. Aber es ahnte außer mir wohl auch keiner, dass aus Elisabeths schwesterlicher Zuneigung längst Liebe geworden war.
     
    Es war schließlich Herr Walter von Vargula, der Ludwig zu einer Entscheidung brachte. Der altgediente Ratgeber sprach ihn während eines Jagdausflugs an. »Liebden, mögt Ihr wohl ein Wort mit einem braven Getreuen reden?«, begann er, gemächlich neben Ludwig herreitend.
    Der junge Landgraf ließ seinem Schimmel die Zügel lang. »Warum nicht?«
    »Weil Euch der Inhalt meiner Rede vielleicht nicht gefallen wird«, lächelte der Alte.
    »Nur frei heraus, mein Guter, ich werde Euch schon nicht den Kopf abreißen.«
    Walter von Vargula wählte seine Worte mit Bedacht. »Ihr wisst, mein Junge, dass ich Euch schon als Kind auf den Knien geschaukelt habe. Euer Glück liegt mir am Herzen, Ihr seid mir lieb und teuer. Nun sehe ich seit etlicher Zeit, dass Euch etwas plagt, und ich glaube, es ist die Frage Eurer Verheiratung. Habe ich recht?«
    »Ihr kennt mich gut.« Ludwig nickte. »Es liegt mir schwer im Magen. Mir behagt der Gedanke an eine Ehe überhaupt nicht, und ich weiß auch nicht recht, welche Braut ich wollen soll.«
    »Um ehrlich zu sein, Liebden«, fuhr der von Vargula fort, »ich finde, eine Heirat ist längst überfällig. Ich kann Euch nur dazu raten. Allerdings … würde ich Euch nicht zu einer Verbindung mit Österreich, Sachsen oder Böhmen drängen.«
    »Ach?« Ludwig zog die Augenbrauen hoch.
    »Nein, Herr. Denn es gibt noch jemanden an diesem Hof, dessen Wohlergehen mir nicht gleichgültig ist: die kleine Elisabeth.« Er kratzte sich ein wenig verlegen am Kopf. »Ich habe sie damals aus Ungarn geholt, und seither fühle ich mich irgendwie für sie verantwortlich. Ja, sie hätte Euren Bruder nehmen sollen, aber der ist nun tot. Jetzt sitzt sie hier als übriggebliebene Braut, und keiner weiß so recht, was man mit ihr anfangen soll. Sie gehört nicht hierhin und nicht dorthin. Manche vom Adel sind ihr sogar feindlich gesinnt und schmieden Ränke gegen sie. Fast hätte Eure Mutter sie deshalb nach Ungarn zurückgeschickt.«
    Ludwig schürzte die Lippen. »Nun, man könnte sie bald

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