Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)
bereit, sich von ihr zu trennen, und was die Zukunft brachte, das wusste nur die Herrin.
Nachdem das Geschäft abgeschlossen war, hatte sich Berenghor noch ein wenig mit dem Schmied unterhalten. Asenfried, so war sein Name, nannte ihm eine passable Unterkunft mit humanen Preisen und guter Schlafstatt. Der Weg dahin war nicht weit und so hatte Berenghor beschlossen, sich den Goldenen Erker anzusehen.
Katze oder Maus
S chon lange hatte Zahar sie beobachtet. Zunächst war er ihr gefolgt, hatte ihren Gang studiert und aus ihren Bewegungen heraus versucht sie einzuschätzen. Ein nettes kleines Mädel, das musste er zugeben. Zu schade, dass er sich nicht näher mit ihr würde befassen können. Sie war nur ein Auftrag und ein Auftrag erforderte Genauigkeit und Präzision, keine Zeit für Kapriolen und künstlerische Adern. Je länger er sie beobachtete, umso mehr kam er zu dem Schluss, dass sie für ihn kein Problem darstellen würde. Im Gegenteil, beinahe lächerlich für jemanden seines Kalibers, es kam einer Beleidigung gleich. Wähnte sie sich wirklich so sehr in Sicherheit?
Seufzend machte sich Zahar daran, den Abstand zu verringern. Wieder eines der Opfer, das nicht wusste, worauf es sich eingelassen hatte. Hinter der nächsten Wegbiegung kam eine kleine, dunkle Gasse, die nur wenige Menschen benutzten und der keine besonders große Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde. Ein netter kleiner Ort für ein Stelldichein. Ein schmieriges Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und mit einer geübten Bewegung versicherte er sich, dass seine Waffen griffbereit waren. Der Abstand war mittlerweile auf ein paar wenige Schritte zusammengeschmolzen. Gerade nah genug, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Dann hatten sie die Gasse erreicht. Die junge Frau trat durch den kleinen Torbogen ins Dunkel dahinter und ihr unauffälliger Verfolger tat es ihr gleich. Sofort verschmolz Zahar mit den Schatten und während man die weiblichen Konturen der jungen Frau noch erahnen konnte, war von ihm nichts mehr zu sehen. Lautlos tauchte er unter dem Torbogen durch, seinen Blick dabei starr nach vorne gerichtet. Die Jagd hatte die finale Phase erreicht und er spürte die innere Erregung. Dolche glitten aus geölten Scheiden.
Dort vorne war sie. Sie war stehen geblieben. Kein Problem für ihn. Zwei Schritte, vielleicht drei, aber nicht mehr. Im nächsten Moment stand er hinter ihr und … griff ins Leere!
Sichtlich überrascht und leicht verstört prallte er einen Schritt zurück. Was war hier los? War er in der richtigen Gasse? Schweiß stand plötzlich auf seiner Stirn und er fühlte, wie kleine Rinnsale desselben über seinen Rücken liefen. Es war eine Falle! Die Erkenntnis traf ihn im selben Moment wie der blanke, kalte Stahl, der tief in seine Seite getrieben wurde. Eine schmale Hand legte sich über seine Lippen, sie roch nach Lavendel. Er spürte keinen Schmerz. Der Treffer war tödlich, keine Frage, doch nicht sofort. Sie wollte, dass er wusste, wer ihm den tödlichen Stich versetzt hatte und sie wollte, dass er wusste, dass er nicht der Jäger sondern der Gejagte war. Soviel war ihm nun klar. Gerne hätte er Asaya noch gewarnt, doch dies war nun nicht mehr möglich. Er fühlte bereits, wie die Kraft mit jedem Blutstropfen, der auf den kalten, steinigen Boden fiel, aus seinem Körper floss. Die Hand lag noch immer auf seinem Mund und ging nun mit ihm zu Boden. Den dumpfen Schlag, mit dem sein Kopf auf das dreckige Pflaster schlug, spürte er schon nicht mehr.
Das war erledigt. Zufrieden richtete sich Shachin wieder auf. Den Dolch steckte sie unbesehen zurück in das Halfter, das ihr quer über die Brust gespannt war und hinter dem Rücken mit einer Schnalle zusammengehalten wurde. Nach einem kurzen, prüfenden Blick auf den leblosen Körper schlenderte sie gelassen und teilnahmslos blickend in Richtung Ende der Gasse. Die Leiche ließ sie einfach liegen. Keine Hektik, keine Unruhe, das waren die Erfolgsrezepte, um einen Tatort unbehelligt verlassen zu können. Lange hatte sie gelernt und seitdem oft genug die Gelegenheit gehabt, es in der Praxis umsetzen zu können. Skrupel hatte sie dabei schon lange keine mehr. Sie war immer bemüht, unnötige Opfer zu vermeiden, und ihre Arbeit so sauber wie möglich zu erledigen. Auch der hier hätte nicht sterben müssen. Sie verstand sowieso nicht, warum diese alte Sache noch immer für Wirbel sorgte. Als sie den Leichnam eben betrachtete, war ihr sofort der schwarze Skorpion auf dem
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