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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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eine ernste Bedrohung für Romany und seinesgleichen waren, wissen sie vielleicht noch immer eine wirksame Abwehr gegen ihn, nicht wahr?«
    Byron schnippte ungeduldig mit den Fingern. »Mag sein, daß Sie recht haben. Wir, sagen Sie? Sie haben auch eine Rechnung mit ihm zu begleichen?«
    »Ich muß etwas von ihm in Erfahrung bringen«, sagte Doyle und stand auf, »was er mir nicht aus freien Stücken sagen wird.«
    »Sehr gut. Wir könnten uns dieser Antäus-Bruderschaft annehmen, während meine Stiefel und Kleider vorbereitet werden. Antäus, eh? So werden sie alle barfuß auf Lehmböden umhergehen.«
    Das gemahnte Doyle an etwas, doch ehe er ihm auf die Spur kommen konnte, hatte Byron seine Füße in die verabscheuten Schuhe gezwängt und öffnete die Tür.
    »Sie kommen mit?«
    »Ja, gewiß«, sagte Doyle und nahm Benners Überrock von der Stuhllehne. Als er ging, beschloß er diese Bemerkung über bloße Füße und Lehmböden im Gedächtnis zu behalten. Sie erinnerte ihn an etwas, was wichtig zu sein schien.

    Die Schweißtropfen rollten wie winzige Kristalle über Dr. Romanys Schläfen, und seine Konzentration wurde immer wieder durch körperliche Erschöpfung zunichte gemacht, aber er beschloß, noch einen Versuch zu machen, den Meister in Kairo zu erreichen. Die Schwierigkeit lag darin, daß der Äther zu aufnahmefähig war, und der Strahl seiner Botschaft wahrscheinlich innerhalb von zehn Meilen zu einem Fächer wurde, der sich ausbreitete und seine Energie verzettelte, statt geradlinig zu der Kerze zu gelangen, die zu allen Zeiten im Raum des Meisters brannte; und dann kam die Botschaft zum Stillstand und wurde zu Romanys Kerze zurückgeworfen, was die lauten, verzerrten Echos erzeugte, die Dr. Romany erbitterten und die Zigeuner ängstigten.
    Wieder hielt er die Flamme der Öllampe an den schwarzen Kerzendocht, und weil dies bereits der zwölfte Versuch war, spürte er, wie die Energie aus ihm entwich, sowie die runde Flamme erschien.
    »Meister«, krächzte er hinein. »Könnt Ihr mich hören? Dies ist der Romanelli-Ka in England. Es ist dringend, daß ich zu Euch spreche. Ich habe Nachricht, die Euch Anlaß geben mag, das gegenwärtige Unternehmen abzubrechen. Ich...«
    Seine eigene Stimme, verzerrt und verlangsamt, kam so laut zu ihm zurück, daß er ruckartig von der Kerze aufschreckte. »Dizza kading idda zurji...« Plötzlich erlosch das idiotische Echo und hinterließ nur ein Geräusch von fernem Wind, der anschwoll und wieder nachließ, als hörte man ihn durch einen wehenden Vorhang. Romanelli beugte sich wieder zur Flamme hin. Dies war nicht die Verschärfung und Klarheit, die eine erfolgreiche Verbindung anzeigte, aber wenigstens war es etwas anderes. »Meister?« sagte er hoffnungsvoll.
    Ohne eine Stimme zu werden oder mehr zu scheinen als ein Geräusch weiträumiger Leere, begann das ferne Säuseln Worte zu bilden.»Kes kusekher ser sat«, wispertedieLeere,»tuk kemhu apet...«
    Die runde Flamme erlosch, als die Kerze, von Romanys Faust getroffen, gegen die Zeltwand prallte. Er stand auf und schritt schwitzend und zitternd und unsicher auf seinen Federsohlen wippend, aus dem Zelt.
    »Richard!« rief er zornig. »Wo steckst du, Verfluchter? Bring deinen...«
    »Acai, rya.« Der Zigeuner kam herbeigeeilt.
    Dr. Romany blickte umher. Die Sonne stand tief am Westhimmel und warf lange Schatten über dunkelnde Heide, und war zweifellos zu sehr mit ihrem bevorstehenden Eintritt in das Tuaut und ihre Bootsfahrt durch die zwölf Stunden der Nacht beschäftigt, um auf das zurückzublicken, was sich auf dieser Wiese ereignen mochte. Der Holzstoß lag auf dem Gras bereit, und die scharfen, flüchtigen Aromastoffe des Branntweins wurden ihm von der Abendbrise so durchdringend zugetragen, daß er wußte, seine Drohungen hatten gewirkt; die Zigeuner hatten das ganze Faß aufgebraucht, um das Holz zu übergießen, und nichts zum Trinken beiseite geschafft.
    »Wann habt ihr den Holzstoß übergossen?« fragte er.
    »Erst vor einer Minute, rya«, antwortete Richard. »Wir hatten gelost, um zu sehen, wer Euch Bescheid geben sollte.«
    »Gut, gut.« Romany rieb sich die Augen und seufzte tief, bemüht, das Geflüster, das er gehört hatte, aus seinen Gedanken zu verbannen. »Bringt mir das Kohlenbecken und die Lanzette!« sagte er. »Dann werden wir versuchen, die Elementargeister des Feuers zu beschwören.«
    »Avo.« Richard eilte davon, hörbar von Knoblauch murmelnd, und Romany wandte sich wieder der Sonne zu,

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