Die Tore zu Anubis Reich
diese alten Männer zusammenkommen. In einer Seitengasse der Bedford Street, Euer Gnaden, die Räume sind über einem Zuckerbäcker. Und lassen Sie Ihre Leute Meldung machen, wenn sie irgend etwas sehen... na, lassen Sie es lieber sein. Ich sehe schon Gespenster. Bringen Sie Seine Lordschaft hinaus und lassen Sie ihn noch mal seine Sprüche aufsagen!«
Byron öffnete die Augen, und seine Züge belebten sich wieder. Er schnalzte ungeduldig. »Das ist wertlos, Ashbless. Ich bekomme nichts als unverständliche Zwiegespräche, und ich kann mich noch immer nicht darauf besinnen, wie ich von Griechenland hierher gelangt bin. Allerdings entsinne ich mich, daß man mir den Rückweg zum Lager dieses Mannes gewiesen hat, und ich werde dorthin zurückkehren, so wahr mir Gott helfe - aber mit zwei Duellpistolen.« Er stand auf und trat zum Fenster - das Doyle noch immer mit der unbestimmten Furcht betrachtete, es könnte seine Verformungen wieder aufnehmen-, wo er mit vor der Brust verschränkten Armen stand und erbittert über die Dächer hinausblickte.
»Dieser Mann ist kein Herr, Mylord«, sagte Doyle. »Er würde eine Forderung wahrscheinlich annehmen und dann einem seiner Männer Anweisung geben, Ihnen rücklings eine Kugel durch den Kopf zu jagen.«
Byron wandte sich um und blinzelte ihn an. »Wer ist er? Ich kann mich nicht erinnern, daß er mit Namen genannt wurde. Wie sieht er aus?«
Doyle hob die zottigen Brauen. »Warum versuchen Sie es nicht mit Ihrer Erinnerung? Hören Sie die Stimme: ›Ja, Horrabin, ich würde diesen auch töten lassen.‹ Aber hören Sie die Stimme nicht nur, sondern versuchen Sie auch zu sehen!«
Byron schloß die Augen und verharrte nur kurze Zeit in Konzentration, dann sagte er in verwundertem Ton: »Ich bin in einem Zelt voll von ägyptischen Antiquitäten, und auf einem Vogelkäfig sitzt ein scheußlicher Harlekin. Er spricht zu einem kahlköpfigen Alten - großer Gott, es ist mein griechischer Arzt, Romanelli!«
»Romany«, verbesserte Doyle. »Er ist Grieche?«
»Der Name ist Romanelli. Nein, nicht Grieche, Italiener, vermute ich; aber er ist der Arzt, der mich in Patras behandelte. Wie ist es möglich, daß ich ihn erst jetzt wiedererkenne? Ich frage mich, ob er und ich gemeinsam hierher gereist sind, aber warum sollte Romanelli ein Interesse am Tod des Königs haben? Und warum sollte er ausgerechnet mich von Patras hierher bringen, damit ich die Tat verübe?« Er setzte sich wieder und starrte Doyle forschend und sogar ein wenig kriegerisch an. »Keine Späße jetzt, Mann! Ich muß das richtige Datum wissen.«
»Es gehört zu den wenigen Dingen, an deren Gewißheit ich nicht zweifle«, erwiderte Doyle ruhig. »Heute ist Mittwoch der sechsundzwanzigste September 1810. Und Sie sagen, Sie waren noch vor vier Tagen in Griechenland?«
»Schlag mich der Hagel«, murmelte Byron, »ich glaube, es ist Ihnen ernst! Und wissen Sie, meine Erinnerung an das Krankenlager in Patras scheint wahrhaftig nicht älter als eine Woche zu sein. Ja, ich war am vergangenen Samstag in Patras, und dieser Romanelli gleichfalls, platzen soll er!« Plötzlich lächelte er breit. »Ah, dies hat mit Zauberei zu tun, Ashbless! Nicht einmal Kanonen, angeordnet in einem Relaissystem durch den Kontinent, hätten mich rechtzeitig von dort hierher tragen können, um gestern die durstigen Einwohner Londons freizuhalten, Julius Obsequens schrieb in seinem Buch der Wunder über solche Dinge. Offensichtlich gebietet Romanelli über Luftgeister!«
Diese Erklärung konnte Doyle nicht befriedigen. »Möglich«, sagte er vorsichtig. »Aber wenn Romanelli dort Ihr Arzt war, dann ist er - dann wird er wahrscheinlich noch dort sein. Denn dieser Dr. Romany, der offenbar ein Zwillingsbruder von ihm ist, war die ganze Zeit hier.«
»Zwillingsbrüder, sagen Sie? Nun, ich werde den Londoner Zwilling zur Rechenschaft ziehen und eine vollständige Erklärung verlangen - mit vorgehaltener Waffe, wenn nötig.« Er sprang auf, von Tatendrang erfüllt, dann blickte er an sich hinab auf die bestrumpften Füße. »Verdammt! Solange ich in dieser Montur stecke, kann ich den Mann nicht zur Rede stellen. Zuvor werde ich einen Schneider aufsuchen müssen.«
»Sie wollen einem Zauberer mit Pistolen drohen?« fragte Doyle sarkastisch. »Seine... Luftgeister werden Ihnen einen Eimer über den Kopf stülpen, so daß Sie nicht zielen können. Ich schlage vor, wir statten zuerst dieser Antäus-Bruderschaft einen Besuch ab. Wenn die Leute einst
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