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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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erbleichte, dann kehrt machte und sich mit Stößen und Flüchen den Weg zur nächsten Tür bahnte, die er aufriß. Er schoß Doyle einen letzten furchtsamen Blick zu, bevor er draußen in der Nacht verschwand.
    »Ihm nach, Sammy, und bring ihn hierher zurück!« sprach eine ruhige Stimme hinter Doyle. Dieser wandte sich um und begegnete dem mißtrauischen Blick eines untersetzten Mannes, der eine Schürze umgebunden hatte und mit entspannter Selbstverständlichkeit ein Hackmesser in der Hand hielt. »Ich hörte keine Explosion«, sagte er zu Doyle, als ein kräftiger junger Mann hinaus und Romany nachlief. »Sie werden hierbleiben, bis wir wenigstens bestimmen, wer für die verdorbenen Speisen zu zahlen hat.«
    »Nein«, sagte Doyle und zwang seine neue Stimme zu einem verständigen Tonfall, was nicht einfach war, denn er bemerkte, daß mehrere Männer Stulpenstiefel, knielange Röcke und kurze Perücken trugen, und der Akzent, den er allenthalben hörte, war nahezu unverständlich; rasch dämmerte ihm, was irgendwie geschehen sein mußte. »Ich gehe hinaus, verstehen Sie? Sie können versuchen, mich mit diesem Ding aufzuhalten, aber ich bin so verschreckt, daß ich versuchen werde, es Ihnen wegzunehmen, und dabei könnten wir beide verletzt werden, und wer möchte in diesem lausigen Jahr schon eine Verletzung davontragen?«
    Um seine Worte zu unterstreichen, nahm er einen leeren Bierkrug aus Hartzinn vom Tisch. Benner, dachte er, als er den Krug mit beiden Händen erfaßte und einen guten Griff suchte, ich hoffe, du warst dazu imstande. Er drückte den Bierkrug zwischen beiden Händen, so fest, daß seine Knöchel weiß wurden - das Stimmengewirr war verstummt, und alle, selbst der Wirt, sahen mit Interesse zu -, und dann verdoppelte er den Druck und fühlte jede winzige Unebenheit auf der Oberfläche schmerzhaft auf den Innenseiten seiner Finger; seine Arme schmerzten bis in die Schultern und begannen zu zittern, aber der Bierkrug gab nicht nach.
    Nach weiteren Augenblicken nutzloser Anstrengung ließ er den Druck nach und stellte den Bierkrug behutsam auf den Tisch zurück. »Sehr solide Arbeit«, murmelte er.
    Mehrere Leute in seiner Nähe grinsten, und von entfernteren Tischen drang lautes Gelächter herüber. Ein widerwilliges Lächeln durchbrach sogar die Verfinsterung in den Zügen des Wirts. Als Doyle sich zum Gehen wandte, wurde das Gelächter allgemein und brach die Spannung wie Risse, die eine Eisdecke durchziehen, so daß er, mit rotem Kopf, aber ungehindert, durch die allgemeine Heiterkeit den Ausgang gewinnen konnte. Als er die Tür öffnete und ins Freie trat, brannte die Kälte ihm Gesicht und Hände beinah augenblicklich in Gefühllosigkeit. Seine Lunge schien sich vor dem ersten Atemzug zu verschließen, der ihm eisig in der Kehle steckenblieb, und er glaubte, daß der bloße Durchgang der beißend kalten Luft seine Nase zum Bluten bringen müsse. Gott im Himmel, schrie er innerlich auf, als die Tür hinter ihm zuschlug, was ist das? Das kann nicht England sein - der verfluchte Schinder muß uns zu irgendeinem verdammten Außenposten in Alaska oder Feuerland eskamotiert haben.
    Hätten ihn nicht alle Wirtshausgäste ausgelacht, er wäre umgekehrt und wieder hineingegangen; wie die Dinge lagen, steckte er die kältetauben Hände in die Taschen seines zu dünnen Rockes und lief die enge dunkle Straße entlang, beseelt von der unbestimmten Hoffnung, Romany einzuholen und den Zauberer durch Einschüchterung zu zwingen, daß er einen warmen Ort suchte, wo man sich niedersetzen und in Ruhe die nächsten Schritte überlegen könnte.
    Er fand Romany nicht, aber Sammy fand ihn, und als Doyle auf Sammy stieß, kauerte dieser ungefähr anderthalb Blocks vom Wirtshaus entfernt in der Einmündung einer engen Gasse; im aschfarbenen Mondschein hätte Doyle ihn leicht übersehen können, aber er hörte sein hoffnungsloses Schluchzen. Gefrorene Tränen hatten Sammys Wange an die Ziegelmauer geheftet, und es gab ein leises Knistern, als Doyle sich über ihn beugte und den Kopf des jungen Mannes behutsam von der Wand löste und zu sich aufhob.
    »Sammy!« sagte Doyle laut genug, um den unverständlichen Kummer des jungen Burschen zu durchbrechen. »Wohin ist er gegangen?« Er bekam keine Antwort und schüttelte den anderen. »In welche Richtung, Mann?« Der Dampf seines Atems machte dicke, aufsteigende Wolken.
    »Er...«, jammerte der junge Mann, »zeigte mir die... Schlangen in mir. Er sagte mir: ›Sieh dich

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