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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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schrie Longwell. »Schießt sie herunter!«
    Irgendwo über ihnen knarrte ein Fenster, und etwas, das nur ein Nachttopf sein konnte, flog heraus, zerplatzte an der Wand gegenüber und überschüttete Doyle mit seinem Inhalt. »Macht euch fort, ihr Diebe und Mörder!« kreischte eine Frauenstimme. Dachschindeln und Steinsplitter, losgerissen von den Einschlägen der Kugeln, prasselten auf die Gasse. »Nicht schießen!« rief Burghard, dessen Stimme die Enttäuschung anzumerken war. »Ihr werdet dieses verwünschte Frauenzimmer treffen!«
    »Sie sind fort«, sagte Longwell, der von der anderen Seite zu ihnen geeilt kam. »Sind schnell wie Ratten über die Dächer geflohen.«
    »Zurück zur Thames Street!« befahl Burghard. »Wir haben Romany verloren - er kann über die Dächer jede Richtung genommen haben.«
    »Jawohl, laßt uns zu unserem Abendessen zurückkehren«, schlug Longwell vor. Die Männer steckten die Degen in die Scheiden und die Pistolen in die Taschen, dann stieg der Trupp über die beiden behaarten Leichen und machte sich auf den Rückweg zum mondbeschienenen Pflaster der Thames Street.
    »Ich weiß, wohin er geht«, sagte Doyle zu Burghard. »Er eilt zurück zu dem Ort, wo ich ihn anfänglich vermutete - dem Ort, wo seine Magie am besten wirken wird. Das Wirtshaus in der Borough High Street, wo das Feld der Lücke ist.«
    »Ich bin nicht erfreut über die Idee, das Eis zu überqueren, da er nun weiß, daß wir ihn verfolgen«, meldete sich ein hagerer, lockenköpfiger Mann zu Wort. »Sollte er sich draußen gegen uns wenden...«
    »Es wäre nicht zwangsläufig unser Verhängnis«, sagte Burghard und ging voran. »Verlaßt euch nicht zu sehr auf euren Schutz. Einstweilen werden wir erkunden und keine unvorsichtigen Schritte unternehmen.« Sie eilten hinunter zu den Treppen unterhalb der Thames Street, um von dort über die Eisfläche zu den Fackeln und Zelten des Winter-Jahrmarkts zu spähen. »Zu viele Leute unterwegs, daß man sagen könnte, ob sie darunter sind«, brummte Longwell.
    »Vielleicht«, murmelte Burghard, der schon sein Fernrohr hervorgezogen hatte und es in langsamem Bogen über das Eis schwenkte, während er angestrengt in das Okular spähte. »Ich sehe sie«, flüsterte er schließlich. »Sie gehen in gerader Linie hinüber, machen sich nicht einmal die Mühe, Leuten auszuweichen - ho, ihr solltet sehen, wie die Leute zurückprallen!« Er wandte den Kopf zu Doyles ragender Gestalt. »Um wieviel machtvoller wird er sein, wenn er zu diesem Wirtshaus kommt?«
    »Ich weiß es nicht genau«, erwiderte Doyle; »ein gutes Stück. Er muß vorher etwas sehr Dringendes zu erledigen gehabt haben, weil er Hals über Kopf davonlief.«
    »Dann fürchte ich, werden wir ihm auf den Fersen folgen müssen«, sagte Burghard widerwillig und schickte sich an, die Stufen hinunterzugehen. »Vorwärts, Männer, und keine Bange - wir müssen sie einholen!«

    Orientalische Holzschuhe klapperten auf frostgespaltenen Pflastersteinen, und eine weitere Gruppe verstohlen umherblickender Männer bog um die Ecke der Gracechurch in die Thames Street. Der eigentümlich beschuhte Anführer ließ seinen Blick über die leere Straße schweifen, dann schritt er wieder aus.
    »Warte einen Augenblick, Alchimist!« sagte einer seiner Gefolgsleute. »Ohne eine Erklärung gehe ich nicht weiter. Was wir eben hörten, war Pistolenfeuer, nicht wahr?«
    »Richtig«, sagte der Anführer ungeduldig. »Aber es war nicht auf dich gezielt.«
    »Aber auf wen war es gezielt? Ich denke, das war kein Mensch, der dort schrie.« Die eisige Brise blies lange braune Locken in das etwas aufgeschwemmte und verdrießliche Gesicht des Mannes. Er zog seinen Hut tiefer in die Stirn. »Ich habe hier den Befehl, wenn auch ohne offizielle Sanktion, ebenso wie mein Vater in Frankreich. Ich sage, wir brauchen nichts als das, was du in dem Kasten trägst - und vor allem brauchen wir keinen Rat von einem weiteren verdammten Zauberer.«
    Amenophis Fikee schritt zurück zu dem Mann, auf den er dank seiner hohen Holzschuhe herabsehen konnte, und zischte: »Höre mich an, du anmaßender Hanswurst! Wenn dein verdammtes Hinterteil jemals auf dem Thron ruhen soll, wird es durch meine Anstrengungen sein, und trotz der deinigen. Oder bildest du dir ein, daß der idiotische Mordversuch, den du letztes Jahr mit Russel und Sidney ausgeheckt hattest, intelligent war? Hah! Dummköpfe, die durch eine Glasscheibe nach Süßigkeiten greifen wollen! Du brauchst mich und

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