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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Halse, wobei es sich gefährlich nach Backbord neigte, während die zwei hölzernen Räder auf dieser Seite Schauer abgeschabter Eispartikel aufstieben ließen, dann richtete es sich mit einem Aufschlag und einer Erschütterung wieder auf und nahm Kurs nach Steuerbord, nicht mehr auf die Treppe, sondern auf eine lange hölzerne Anlegebrücke.
    Doyle stand auf und zog seinen Degen - um ihn sofort von sich zu werfen, denn er war kein Degen, sondern eine lange silberne Schlange, die sich rückwärts wandte, ihn zu beißen. Einen Augenblick später begann der Dolch sich energisch aus seiner Scheide zu winden, und es bedurfte beider Hände, ihn darin festzuhalten.
    Seine Kleider wogten in einer verrückten Peristaltik, df Maske flatterte wild vor seinem Gesicht, und der Bootsrumpf unter seinen Füßen hob und senkte sich wie der Brustkorb eines großen, keuchenden Tieres. Inmitten seiner Panik erkannte er, daß er sich im Brennpunkt einer furchtbaren Zauberkraft befand, nutzte das nächste Aufbäumen des Bootsrumpfes als Sprungbrett und katapultierte sich über die Bordwand des in gefährlicher Fahrt auf die Landungsbrücke zurollenden Bootes; er landete auf den ausgestreckten Händen und überschlug sich mehrere Male, bevor er auf dem Eis liegenblieb. Er hatte kaum Zeit, den Kopf zu heben, als das Ruderboot auch schon auf die Landungsbrücke prallte, daß Rumpf und Mast mit lautem Getöse zerbarsten und die Mitglieder der Antäus-Bruderschaft wie Kegel in alle Richtungen geschleudert wurden.
    Doyle setzte sich auf, riß sich die flatternde Katzenmaske vom Gesicht und warf sie so weit von sich, wie er konnte, und dann bemerkte er seinen Dolch, der aus der Scheide gefallen war und wie eine große Raupe auf ihn zukroch; er stieß ihn fort - und fühlte sich augenblicklich von einer lähmenden Desorientierung erfaßt, denn obwohl der Dolch wie ein Stück Gummischlauch davonsprang, klirrte es jedes Mal metallisch, wenn er auf das Eis prallte.
    Kaum daß er auf das Eis geschlagen war, sprang Burghard wieder auf, und obwohl sein Gesicht eine schmerzliche Grimasse war, gelang es ihm, zu Doyle hinüberzukrächzen: »An Land, an Land!« und er schleppte sich hinkend weiter.
    Da und dort leckten helle Flammen aus dem zersplitterten Bootsrumpf. Eines der Räder, von der Achse gerissen, rollte langsam auf dem Eis herum, wobei das aufgemalte Gesicht sich krampfhaft zusammenzuziehen und zu dehnen schien, während die gemalten Augen mit böswilligem Ausdruck umherblickten; und ab die Flammen das Segel ergriffen und heißhungrig daran emporleckten, rollte das aufgemalte Gesicht die Augen und knitterte wütend das Segeltuch, wo der Mund unverständliche Worte ausstieß.
    Stowell, mit rotem Kopf bemüht, seinen Schal daran zu hindern, daß er ihn erdrosselte, prallte unterwegs zur Anlegebrücke mit Doyle zusammen, und Doyle schüttelte sich, holte tief Atem und folgte ihm wankend. Irgend etwas war mit der Luft nicht in Ordnung - sie schmeckte schlecht und brannte in Augen, Nase und Lungen, und Doyle spürte, wie ihn die Kräfte verließen. Vor der nächsten Leiter, die zur Landungsbrücke hinaufführte, hatte sich eine Menge springender und tanzender Stücke zersplitterten Holzes versammelt, die nach den Knien stießen und jeden zu Fall zu bringen suchten, der in die Nähe kam - ein Mann war gefallen und beinahe zu Tode gekommen, bevor Burghard ihn aus der Gefahrenzone schleifen konnte -, und so packte Doyle den taumelnden Stowell am Gürtel und am Kragen und warf ihn nach zwei Schwüngen unter Aufbietung seiner letzten Kräfte auf die Landungsbrücke; dann brach er in die Knie und sah wie durch einen Nebel, daß der Mann mit zappelnden Armen und Beinen auf der Landungsbrücke landete.
    Die Luft stank jetzt nach Schwefel und Chlor, und Doyle merkte, daß er selbst dann, wenn die springenden Planken und Splitter ihm Platz machten, nicht mehr die Kraft haben würde, zu der Leiter zu kriechen und sich an ihr hinaufzuziehen. Er fiel auf die Seite und wälzte sich auf den Rücken und sah mit der Gleichgültigkeit der Schwäche, daß Stowell sich über den Rand der Landungsbrücke beugte, das Gesicht vom Feuerschein erhellt, und mit dem Degen hinunterstocherte. Doyle verspürte eine unbestimmte Eifersucht, daß Stowells Degen fest und gerade war, während sein eigener sich in einen springenden Aal verwandelt hatte. Dann hörte er auf, darüber und über alles andere nachzudenken.

    Burghard, der sich noch immer auf den Füßen hielt, wankte in

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