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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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beschwören...«
    Ein Mann kam über das Eis auf sie zugerannt. »Narren! Galgenvögel! Lumpenpack!« schrie der beleibte Eigentümer des zerstörten Bootes. Dazu gestikulierte er ausdrucksvoll zu seinem unglücklichen Fahrzeug. »Platzen sollt ihr! Ich werde euch alle vor den Magistrat schleifen lassen!«
    Burghard fummelte mit der gesunden Hand auf seiner anderen Seite unbeholfen in der Tasche, zog einen Geldbeutel hervor und warf ihn dem Mann zu. »Wir bitten um Vergebung«, rief er zurück. »In dem Beutel ist genug für ein neues Boot und für Ihre Mühe, ein neues zu finden.«
    Er wandte sich zu Doyle und den anderen. »Wir haben hier sechs Mann verloren«, sagte er. »Und einige von uns haben Verletzungen erlitten, die sogleich behandelt werden müssen - Ihr Fuß, Sir, ist ein Fall, der als Beispiel dient -, und unser zweitbester Schutz, das Bargeld, ist fort. Es wäre kein Zeichen von Feigheit, wenn wir an diesem Punkt zu unseren Räumen zurückkehren, unsere Verletzungen versorgen, essen und schlafen und die weitere Verfolgung dieser Angelegenheit auf den morgigen Tag verschieben würden.«
    Doyle, der sich den Stiefel ausgezogen und ein Stück seines Schals um den Fuß gewickelt und mit Brandy durchtränkt hatte, zog den Stiefel mit zusammengebissenen Zähnen wieder an, wobei der Schmerz ihm Schweißtropfen auf die Stirn trieb, dann blickte er zu Burghard auf. »Ich muß weiter«, sagte er heiser, »wenn ich jemals heimkommen will. Aber Sie haben recht. Sie haben weit mehr getan als zu erbitten ich ein Recht hatte. Und ich bedaure zutiefst das traurige Schicksal Ihrer sechs Männer.«
    Er stand auf, froh über die starke Kälte, die für seinen Fuß als Anästhetikum wirkte.
    Longwell schüttelte unglücklich den Kopf. »Nein«, sagte er. »Am Nordufer des Flusses bin ich bereit gewesen, die Jagd aufzugeben und zu unserer Abendmahlzeit zurückzukehren. Nun aber, da McHugh und Kickam und die anderen getötet worden sind - ich könnte den Port nicht genießen, wenn ich wüßte, daß ihr Totschläger auf freiem Fuße ist... und sich wahrscheinlich mit seiner Untat brüstet.«
    »Jawohl«, sagte Stowell, mißtrauisch seinen Schal befingernd. »Zeit genug für Essen und Trinken, nachdem wir diesen Hundsfott zur Hölle geschickt haben.«
    Burghards Gesicht, im Widerschein des Feuers abgezehrt wie von der Brandung geglättetes und poliertes Treibholz, brach in einem knappen Lächeln auf. »So sei es! Und, Sir«, sagte er, zu Doyle gewandt, »beunruhigen oder schmeicheln Sie sich nicht mit der Vorstellung, daß diese Männer starben, um Ihnen zu helfen. Dies ist die Arbeit, für die man uns bezahlt, und die beträchtliche Gefahr ist die Ursache unserer guten Bezahlung. Und wenn Sie Stowell nicht in Sicherheit gebracht hätten, würden wir alle tot dort draußen liegen. Können Sie gehen?«
    »Ich werde gehen.«
    »Gut.« Burghard trat zum Rand der Landungsbrücke. »Ist die Bezahlung angemessen?« rief er dem Bootseigner zu, der im Feuerschein auf dem Eis kauerte und den Inhalt des Geldbeutels zählte.
    »Oh, gewiß, durchaus«, antwortete der Mann und winkte fröhlich. »Ihr, werte Herren, dürft immer ein Boot von mir leihen.«
    »Wenigstens einer, der heute abend einen Gewinn einstreicht«, murmelte Burghard bitter.
    Das zerbrochene Boot, jetzt ein loderndes Inferno, fiel auf die Seite und sank allmählich durch das geschmolzene Eis, und durch die Dampfwolken war zu sehen, wie die ausgeglühten Spanten sich, den Fingern einer Hand beim Abzählen gleich, eine nach der anderen krümmten und in sich zusammensanken.
    Der Wirt machte schmale Augen, als Doyle mit eingezogenem Kopf unter dem Türsturz durch und in die Gaststube trat, dann wurden sie groß vor Staunen, als er Burghard und die anderen nachfolgen sah.
    »Dieser Bursche ist mit Ihnen, Owen?« fragte der Wirt zweifelnd.
    »Ja, Boaz«, erwiderte Burghard, »und die Bruderschaft wird für alle Schäden aufkommen, die er verursacht haben mag. Haben Sie einen Mann gesehen, der...«
    »Den Mann, der mit mir auf die Tische gefallen ist«, unterbrach Doyle. »Wo ist er?«
    »Der? Ja, verdammt, er...«
    Das Haus erzitterte, als ob die Baßpfeifen einer riesigen Orgel in Tönen außerhalb der Hörbarkeit spielten, und zugleich war ein hohes, dünnes Singen zu vernehmen, das aus weiter Ferne zu kommen schien. Die Kette um Doyles Knöchel begann heftig zu vibrieren. Sie juckte.
    »Wo ist er?« rief Burghard.
    Auf einmal geschah vieles gleichzeitig. Die Kerzen in den

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