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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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und Holzstücken geeigneter Länge.
    Doyle blickte zum Kreuzungspunkt der weißen Tromben auf und sah, daß der dort an der Decke gewachsene Klumpen inzwischen ein großes augenloses Gesicht gebildet hatte, und daß die Enden der schlauchartigen Verbindungen alle in seiner gähnenden, schlafflippigen Mundöffnung zusammenliefen.
    »Doyle«, sagten alle Leute in unheimlichem Unisono, »sammeln Sie die Reste Ihrer Männer um sich und versuchen Sie einen so finsteren Winkel zu finden, daß mein Zorn nicht folgen kann.«
    »Richtig, Burghard«, sagte Doyle, bemüht, die schrillen Obertöne beginnender Hysterie zu unterdrücken, »ein Zauberer in Eile wird die Küche aufsuchen, wo Feuer und kochendes Wasser und was nicht alles auf ihn warten.«
    Doyle, Burghard, Longwell und das andere verbliebene Mitglied, ein stämmiger Mann von niedrigem Wuchs, stürmten zur Küche, wurden aber augenblicklich vom Wirt und einigen Gästen aufgehalten. Doyle duckte den Keulenschlag einer dicken Dame ab und konnte ihr das Tischbein entwinden, mit dem er gleich darauf eine Degenspitze parierte, die auf seine Brust zustieß. Er ließ es fallen, riß den eigenen Degen hoch und sprang in einer Riposte vorwärts, und erst im letzten möglichen Augenblick überwand er den Reflex und zielte die Degenspitze auf den Fingerschutz am Degenknauf des anderen, statt auf den Magen seines marionettenhaften Angreifers.
    Die dicke Matrone war inzwischen hinter ihn gelangt und schlug Doyle mit harter Faust in die Nieren. Er brüllte vor Schmerz auf und fuhr herum, stieß ihr die Beine unter dem Leib weg, und als sie zu Boden plumpste, führte er seine Klinge in einem horizontalen Streich, der die weiße Schlauchverbindung über ihrem Kopf durchtrennte: beide Enden schrumpften ein, und das längere flog elastisch aufwärts und klatschte gegen die Decke, bevor es wie abscheuliche Spaghetti in den jetzt grinsenden Mund geschlürft wurde.
    Die Dame am Boden begann augenblicklich zu schnarchen.
    Obwohl sie mit konzentrierter Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit angriffen, murmelten die vormaligen Speisegäste wie Schlafwandler; ein Mann, dem es gelungen war, Doyle mit einer raschen und fintenreichen Serie von Degenstößen - deren instinktives Parieren Doyle mit dankbaren Gefühlen erfüllte, daß Steerforth Benner Fechten gelernt hatte - in eine Ecke zu drängen, sagte im verständigsten Gesprächston: »... Hätte ja nur zu fragen brauchen, bevor er es wegwarf, das ist alles, was ich verlange, und mir scheint, wenn einer von uns ein Recht hat, verdrießlich zu sein...«
    Verdrießlich, sagt er, dachte Doyle verzweifelt, als er die gefährliche Klinge endlich blockieren und seinem Gegner entwinden konnte.
    »... Wieso, mein Lieber, ich bin es«, fuhr der Mann ruhig fort und zielte einen Fußtritt gegen Doyles Kniescheibe, dem dieser durch Überspringen entgehen konnte, »denn es war mein bestes Wams, das ich wie meinen Augapfel hütete.«
    Zwei weitere, friedlich plappernde Männer mit ruhigen Mienen stürzten sich mit gezückten Degen auf ihn, und Doyle, der ungern einen Gegner im Rücken wußte, führte einen Rückhandschlag gegen die Oberleitung des Mannes, der sich berechtigt fühlte, verdrießlich zu sein; der Schlag hatte keine Kraft und prallte von dem weißen Schlauch ab, aber der Mann schrie auf, sprang wie ein verwundetes Kaninchen in die Höhe und fiel dann zu Boden. Doyle brachte seinen Degen gerade in dem Augenblick wieder in Fechtposition, als seine zwei Angreifer ihre letzten Ausfallschritte machten, die Degenspitzen auf seine Brust zielend.
    Doyle warf sich nach rechts, parierte den Degenstoß des Mannes auf dieser Seite mit einer tiefen Quinte und ließ sich in eine einarmige Liegestütz vornüberfallen, fing sich mit den gespreizten Fingerspitzen ab und hielt die Degenspitze über den Kopf; und hatte die Spitze kaum emporgehoben, als der andere Mann hineinrannte und mit seinem Degen die leere Luft durchbohrte, wo eine Sekunde zuvor Doyles Rumpf gewesen war. Der erste Mann hatte sich gefangen und trat zurück, bereit, seine Degenspitze in Doyles Gesicht zu treiben -»Wenn die verdammte Katze sich nur entscheiden würde, ob sie drinnen«, sagte er ruhig -, und Doyle zog seinen Degen hart seitwärts und stieß den sterbenden Mann in die Stoßrichtung - »... oder draußen sein möchte«, fuhr der erste Mann fort, als sein Degen tief in den Rücken seines Gefährten fuhr.
    Gott soll dich verdammen, Romany, dachte Doyle, als seine nervöse Spannung

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