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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Tür; zwei Männer sprangen ihm in den Weg, wurden jedoch von seinen massiven Fäusten gefällt; aber als er draußen den Treppenabsatz erreichte, traf ihn ein wohlgezielter Strumpf voll Sand genau hinter das rechte Ohr, und sein Vorwärtsstürzen wurde zu einem unordentlichen Kopfsprung nach dem Boden.
    Dr. Romanelli betrachtete die reglose Gestalt ein paar Sekunden lang, winkte die Männer zurück, die Doyle aus dem Raum gefolgt waren, dann steckte er den beschwerten Strumpf in eine Tasche. »Bindet ihm den Chloroformlappen vor das Gesicht und schafft ihn fort«, knurrte er, »ihr stümperhaften Hanswurste!«
    »Gottsverdammich, Euer Ehren«, winselte der Mann, der Doyle bei den Füßen aufhob, »sie waren auf uns vorbereitet! Drei der unsrigen sind tot, es sei denn, Norman hätte seinen Sturz überlebt.«
    »Wo ist der andere Mann, der im Zimmer war?«
    »Tot, Euer Ehren«, sagte der letzte, der aus dem Raum kam und einen angesengten und rauchenden Mantel überzog.
    »Dann also vorwärts! Über die Hintertreppe!« Er drückte sich die Fingerspitzen gegen die Augen. »Versucht wenigstens beisammenzubleiben, ja?« flüsterte er. »Ihr habt ein derartiges Getöse veranstaltet, daß ich einen ausstrahlenden Desorientierungszauber werde einsetzen müssen, um die Verfolger zu verwirren, die ihr mit eurem Lärm auf den Plan gerufen habt.« Er begann in einer Sprache zu murmeln, die keiner von Horrabins Männern kannte, und nach dem ersten Dutzend Silben begann Blut zwischen seinen Fingern hervorzusickern. Trampelnde Schritte wurden auf der vorderen Haustreppe laut, und die Männer sahen einander unruhig an, aber Augenblicke später hörten sie ein konfuses Stimmengewirr, und die Schritte entfernten sich wieder. Romanelli hörte auf zu sprechen und ließ die Hände sinken. Er atmete hörbar, und ein paar der Männer bei ihm erbleichten, so hartgesotten sie waren, als sie Blut wie Tränen aus seinen Augen rinnen sahen. »Vorwärts, ihr verdammten Insekten!« krächzte Romanelli. »Ein solches Pandämonium zu veranstalten, nur um einen einzigen Mann gefangenzunehmen!« Und er stieß sich an die Spitze der Gruppe und führte sie weiter.
    »Was ist ein Pandämonium?« flüsterte einer der Männer am Ende.
    »Das ist wie eine Orgel mit Dampfpfeifen«, antwortete ein Gefährte. »Letzten Sommer hörte ich eine auf dem Jahrmarkt, als ich mit dem Jungen meiner Schwester hinging.«
    »Still!« zischte Romanelli. Dann waren sie auf der engen Hintertreppe und zu beschäftigt mit ihrer schweren, bewußtlosen Bürde, um auch nur sprechen zu wollen.

    Ein Chor schriller, mißtönender Pfiffe führte Doyle schließlich aus seinem halb wachen, halb träumenden Dämmerzustand. Er setzte sich auf, fröstelnd vor Kälte in seiner sargförmigen Kiste, deren Deckel abgenommen worden war, und nachdem er sich die Augen gerieben und mehrmals tief Luft geholt hatte, merkte er, daß der winzige kahle Raum tatsächlich schwankte, und daß er sich an Bord eines Schiffes befinden mußte. Er hob ein Bein aus der Kiste und fühlte umher, bis seine Sandale den Boden ertastete, dann ergriff er die Seitenwände und stemmte sich in die Höhe. Ihn schwindelte, und sein Mund hatte den scharfen Gestank des Chloroforms bewahrt. Er schnitt ein Gesicht und spuckte aus, dann wankte er zur Tür.
    Sie war von draußen zugesperrt, wie er erwartet hatte. In der Höhe seines Halses war ein kleines Fenster in die Tür eingelassen, und mit kräftigen Eisenstäben statt mit einer Glasscheibe versehen - was erklärte, warum es im Raum so kalt war -, und als er sich ein wenig duckte, um hinauszusehen, gewahrte er ein feuchtes Schiffsdeck, das schon nach wenigen Schritten in einer Wand grauen Nebels verschwand, und aus diesem Nebel führte in Gürtelhöhe und parallel zum Deck ein Seil, das offenbar an der Außenseite seiner Kabinenwand festgemacht war.
    Das durchdringende Pfeifen schien von vorn und aus der Nähe zu kommen. Er nahm seinen Mut zusammen und verließ sich ganz auf die Wahrscheinlichkeit, daß seine Fänger ihn lebendig wollten, und schrie: »Hört auf mit dem verdammten Lärm! Ein paar von uns versuchen zu schlafen!«
    Einige Pfiffe hörten augenblicklich auf, und die übrigen verstummten einige Sekunden später, und Doyle erschauerte unwillkürlich, als er eine Stimme hörte, die beinahe wie Dr. Romanys klang und sagte: »Du - nein, du bleibst hier; du - geh und bring ihn zum Schweigen! Der Rest von euch Idioten spielt weiter. Wenn euch schon das Rufen eines

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