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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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nahm die dargebotene Flasche und trank seinerseits.
    »Also, mir scheint, Sir, Sie haben einen schöpferischen Funken - obwohl vieles davon obskures Zeug ist -, aber ein Dichter ist in diesen Zeiten weiß Gott nicht viel wert. Ich ziehe die Talente des Handelns vor - im Mai durchschwamm ich den Hellespont von Sestos nach Abydos, und auf diese Leistung bin ich mehr stolz als ich es auf irgendeine literarische Heldentat sein könnte.«
    Doyle lächelte. »Darin stimme ich Ihnen ohne weiteres zu. Ich wäre über mich selbst mehr erfreut, wenn ich einen ordentlichen Stuhl gemacht hätte, dessen Beine den Boden alle gleichzeitig berühren.« Er faltete das Manuskript, legte den Begleitbrief darum, adressierte ihn und tropfte in Ermangelung eines Siegels etwas heißes Kerzenwachs darauf.
    Byron nickte mitfühlend, begann zu sprechen, brach ab und fragte rasch: »Übrigens, wer sind Sie? Ich möchte keine Antworten mehr verlangen, denn ich wurde zu Ihrem lebenslangen Freund, als Sie diesen mörderischen Zigeuner niederschossen, der andernfalls meiner Lebensgeschichte ein Ende gemacht hätte. Aber ich bin neugierig.« Er lächelte ein wenig schüchtern und sah zum ersten Mal wie der junge Mann von nur dreiundzwanzig Jahren aus, der er war.
    Doyle tat einen weiteren langen Zug von der Weinflasche und stellte sie auf den Tisch. »Nun, ich bin Amerikaner, wie Sie wahrscheinlich meinem Akzent bereits entnommen haben und ich kam hierher, um... einen Vortrag Samuel Coleridges zu hören, aber ich geriet diesem Dr. Romany in die Quere...« Er hielt inne, denn er glaubte draußen ein dumpfes Geräusch gehört zu haben, dann erinnerte er sich, daß sie im dritten Stock waren, kümmerte sich nicht weiter darum und fuhr fort. »Hinzu kam, daß ich die Reisegesellschaft verlor, mit der ich gekommen war, und...« Wieder stockte er, begann den Alkohol zu fühlen. »Ach, zum Henker, Byron, ich will Ihnen die ganze Geschichte erzählen. Aber lassen Sie mich vorher noch einen Schluck vom Wein tun!« Doyle tat einen weiteren Trunk und stellte die Flasche mit übertriebener Behutsamkeit zurück. »Geboren wurde ich in...«
    Mit gleichzeitigen klirrenden und splitternden Explosionen von Glas auf der einen und Holz auf der anderen Seite barsten das Fenster und die Tür nach innen, und zwei große, derb aussehende Männer platzten herein. Der Tisch kippte um, die Speisen fielen zu Boden, die Lampe zerbrach, und im plötzlichen Halbdunkel drängten weitere Gestalten durch die Türöffnung, stolperten oder sprangen über das zersplitterte Holz, das schief von einem verbogenen Scharnier hing. Blaue Flammen begannen über das verschüttete Petroleum zu lecken.
    Doyle packte den erstbesten Angreifer beim Halstuchknoten, tat zwei Schritte durch den Raum und schleuderte ihn rücklings durch das Fenster; der Mann prallte gegen den Rahmen, und einen Augenblick schien es, als könnte er das Seil fassen, an dem der erste Mann sich hatte hereinschwingen lassen, aber dann verschwanden Hände und Fersen aus der Öffnung, und Doyle hörte einen sich rasch entfernenden, keuchenden Schrei.
    Byron hatte geistesgegenwärtig Romanys Degen vom Schreibtisch gerissen, und als zwei Männer mit erhobenen Knüppeln auf den noch halb abgewandten Doyle eindrangen - und vom Hof ein dumpfer Aufschlag und erschrockene Rufe empordrangen -, sprang Byron in einem weiten Ausfall vor und trieb dem Mann, der Doyle am nächsten war, drei Zoll der vorgestreckten Degenklinge in die Brust. »Vorsicht, Ashbless!« schrie er, zog den Degen zurück und versuchte sich aufzurichten.
    Der andere, erschreckt von diesem jähen Erscheinen tödlich blanken Stahls, ließ seinen Knüppel mit aller Macht auf Byrons Kopf niedersausen. Es gab ein häßliches, hohles Knacken, und Byron brach tot zusammen. Der Degen fiel klappernd auf die Dielenbretter.
    Doyle war auf Byrons Anruf hinter dem Schreibtisch in Deckung gegangen und hatte ihn an zwei Beinen gepackt. Nun sah er Byron leblos am Boden liegen, richtete sich auf, brüllte »Verfluchter Schweinekerl!« richtete sich auf und hob den Schreibtisch über den Kopf. Alles fiel herunter, und der Umschlag für den Courier segelte aus dem offenen Fenster. Dann ließ er den Schreibtisch auf den Kopf und den erhobenen Arm des Mannes, der Byron niedergeschlagen hatte, heruntergehen.
    Der Mann fiel wie vom Blitz erschlagen, und da andere Eindringlinge mit dem Löschen des Feuers beschäftigt waren, stürzte Doyle sich in einem wilden Durchbruchsversuch zur

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