Die Tore zu Anubis Reich
grub in der Tasche, zog einen Schlüsselring hervor, sperrte die Käfigtür auf und entriegelte sie. So schnell riß er die Tür auf, daß der Schlüsselring gegen den eisernen Türrahmen schlug.
Horrabins Stimme hallte aus der Richtung des Krankenhauses durch den Korridor: »Ich fürchte, er ist tot, Euer Gnaden.«
Carrington zog eine verdrießliche Grimasse und schloß die Tür wieder zu.
»Ich spüre noch Herzschlag«, erwiderte Romanellis Stimme. »Geben Sie mir den Salmiakgeist, er hat noch eine gute halbe Stunde in sich, und ich brauche Antworten.«
»Halt aus, Ashbless!« flüsterte Carrington und riß die Tür wieder auf. Er langte in den Käfig, packte Jacky beim Oberarm und zerrte sie heraus. Sie widerstrebte, und er versetzte ihr zwei rasche Ohrfeigen, die hart genug waren, daß sie nicht mehr klar sehen konnte. »Los jetzt!« sagte er und führte seine benommene Gefangene durch einen weiteren Gang und den Bogen, der in den höhlenförmig weiten Kellerraum führte.
Dort warteten zwölf bewaffnete Männer, und einer von ihnen kam auf Carrington zugelaufen. »Jetzt, Chef?« fragte er gespannt.
»Nein, noch nicht - es ist noch viel Sand in Ashbless' Stundenglas. Ich komme gleich zurück; ich muß Jacky hier zum unteren Ende bringen und ein paar alte Schulden eintreiben.«
Der Mann glotzte ihn verständnislos an. Carrington lächelte, nahm Jacky s Schnurrbart zwischen Daumen und Zeigefinger und zog ihn ab. »Freund Jacky war die ganze Zeit ein Mädchen.«
»Was... du meinst, du... Nicht jetzt, Chef! Steck sie wieder in den Käfig und spare sie als Nachspeise auf! Mein Gott, wir haben hier Wichtigeres zu tun. Du mußt doch jetzt nicht gevö...«
»Ich werde rechtzeitig zurück sein, keine Bange!« Er stieß Jacky vorwärts, und sie stolperte über den Deckel einer der in den Boden eingetieften Zellen und fiel.
»Bitte, Chef!« beharrte der Mann und faßte Carringtons Ärmel, als dieser sich zu Jacky bückte. »Zum einen kannst du nicht ganz allein zum tiefen Ende gehen! Dort hausen all die geflohenen Fehler, und...«
Carrington ließ die Fackel fallen, fuhr herum und trieb dem Mann die Faust in den Magen, und der andere setzte sich unfreiwillig und wälzte sich auf die Seite. Carrington blickte zu den anderen auf. »Ich werde rechtzeitig zurück sein«, sagte er. »Ist das klar?«
»Klar, Chef«, murmelten ein paar von ihnen unbehaglich.
»Fein.« Er hob die Fackel wieder auf und zog Jacky hoch, dann ging er vom beleuchteten Ende der weitläufigen Halle, dem allmählichen Gefalle des Bodens folgend hinab in die Dunkelheit. Seine Fackel flackerte in der feuchten Luft und erhellte nur die nassen Steine des alten Pflasters ringsum; Wände und Decken waren in der Schwärze unsichtbar.
Nachdem sie eine gute Weile gegangen und beide wiederholt auf dem nassen Pflaster ausgerutscht waren, und die Wandfackeln beim Eingang nur noch ein ferner schwacher Schimmer über dem Buckel des hinter ihnen ansteigenden Bodens waren, warf Carrington seine Gefangene zu Boden und steckte die Fackel mit dem Handgriff in den lehmigen Schmutz zwischen zwei Steinplatten.
»Sei nett, dann mache ich es hinterher kurz und schmerzlos«, sagte er mit einem liebenswürdigen Lächeln und öffnete die Hose.
Jacky zog die Beine an und trat nach ihm - er blockierte den Tritt mühelos mit seinem Unterarm, aber als ihre Füße zurückprallten, schlugen sie die Fackel los, und sie rollte davon, wurde auf den abschüssigen Platten immer schneller und erlosch schließlich ganz unvermittelt mit einem Zischen.
»Du magst's lieber im Dunkeln, wie?« sagte Carrington. Er packte sie bei den Schultern und hielt ihre Knie mit einem Bein nieder. »Das ist fein - ich mag schüchterne Mädchen.«
Jacky weinte hoffnungslos, als Carrington seine Position über ihr verlagerte und sich zwischen ihre Schenkel zwängte; er hielt einen Moment lang inne, als sei er noch nicht ganz auf der Höhe seiner Lendenkraft, dann zuckte er mit den Hüften, aber es war ein reflexhafts Aufbäumen, und er gab ein eigentümlich gedämpftes Stöhnen von sich. Wieder bewegte er sich, seine Hand tastete matt und ziellos über ihr Gesicht, und einen Augenblick später sackte er seitwärts von ihr, und sie hörte ein Geräusch wie von einem Krug Wasser, der langsam ausgegossen wird; und als sie einen Geruch wie von erhitztem Kupfer witterte, erkannte sie, daß es Blut war, was auf die Steine floß.
Weil sie geweint hatte, war ihr die Annäherung der Kreaturen entgangen,
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