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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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doch nun hörte sie sie ringsum wispern. »Du gieriges Schwein«, kicherte eine, »du hast alles verschwendet.«
    »Dann leck doch die Steine ab!« zischte eine andere Stimme zur Antwort.
    Jacky wollte aufstehen, aber etwas, was sich wie eine Hand anfühlte, die einen lebenden Hummer hielt, drückte sie wieder zurück. »Nicht so schnell«, sagte eine dritte Stimme. »Du mußt mit uns kommen - tiefer hinab zum Ufer. Wir werden dich in das Boot setzen und abstoßen. Du wirst unsere Opfergabe an die Schlange Apep sein.«
    »Nimm ihr die Augen!« flüsterte eine andere Stimme. »Sie hat sie meiner Schwester und mir versprochen.«
    Jacky fing erst an zu schreien, als sie die spinnenhaften Finger im Gesicht fühlte.

    Was er in den Käfigen fand, bestätigte Coleridges Vermutung, daß er einen weiteren Opiumtraum hatte, freilich einen außerordentlich lebhaften. Als die Kopfschmerzen und Magenkrämpfe vor einer Weile nachgelassen hatten und dann ganz geschwunden waren, hatte er sich in einem dunklen Raum befunden, ohne eine Erinnerung, wie er dorthin gekommen war, und als er sich im Bett aufrichtete und nach seiner Uhr griff und nicht einmal den Tisch finden konnte - und bemerkte, wie stockfinster es in dem Zimmer war -, da wurde ihm klar, daß dies nicht sein Raum in Hudson's Hotel sein konnte; und nachdem er aufgestanden und wie beim Blindekuhspiel in der Enge des Raumes umhergetappt war, erkannte er, daß er auch nicht in John Morgans Haus war, oder bei Basil Montagu oder in einem der anderen Häuser, wo er gelegentlich zu Gast weilte. Schließlich hatte er die Tür gefunden und geöffnet, und dann stand er eine volle Minute auf der Schwelle und starrte in den von trübem Fackelschein erhellten Treppengang, dessen Bauweise er als verdorbene römische Provinzialarchitektur identifizierte, und lauschte den entfernten winselnden und brüllenden Geräuschen, die ihm vollkommen unbegreiflich waren.
    Die kerkerartige Umgebung und das vertraute - wenn auch diesmal besonders starke - ballonköpfige Gefühl, verbunden mit der warmen Lockerheit seiner Gliedmaßen, überzeugte ihn, daß er wieder einmal eine zu starke Dosis Laudanum genommen hatte und halluzinierte.
    Nach einer Weile trat er hinaus auf den Treppenabsatz. Die volkstümliche Vorstellung, daß ein im Traum erforschtes Haus den eigenen Geist symbolisiere, war ihm immer einleuchtend vorgekommen, und während er in vielen vorangegangenen Träumen die oberen Geschosse seines geistigen Hauses erkundet hatte, waren ihm die Katakomben darunter bisher verborgen geblieben. Die alptraumhaften Geräusche kamen von unten, also tappte er in mutiger Neugierde, die Ungeheuer zu sehen, welche die tiefsten Ebenen seines Wesens bevölkern mochten, vorsichtig die alten Treppenstufen abwärts.
    Trotz einer gemäßigten Bangigkeit angesichts dessen, was er dort unten antreffen mochte, war er mit sich zufrieden, weil es ihm gelungen war, solch eine detailreiche und lebensnahe Phantasie heraufzubeschwören. Nicht nur waren die verwitterten Steine des Treppenschachtes im Chiaroscuro der diffusen Beleuchtung bis ins kleinste auszumachen, nicht nur erzeugten seine schlurfenden Schritte ein feines Echo, das sich mit seinen Atemzügen vermischte, sondern vor allem die kalte Luft, die ihm von unten entgegenwehte, hatte es ihm angetan: sie war feucht und abgestanden und roch nach Moder, Schimmel, Seetang und - ja, das war es! - nach einem zoologischen Garten. Erstaunlich, welche Feinheiten der Wahrnehmung im Traum möglich waren!
    Je tiefer er stieg, desto dunkler wurde es, und als er das Ende der Treppe erreichte, befand er sich in völliger Finsternis, die nur gelegentlich von schwach flackernden Lichterscheinungen gemildert wurde, vielleicht entfernten Fackeln, die hinter mehreren Ecken brannten, vielleicht willkürlichen Projektionen seiner Netzhaut, die solche Finsternis nicht gewohnt war.
    Er bewegte sich langsam auf den unebenen Boden hinaus in die Richtung, aus der das Ächzen und Gackern zu ihm drang, aber als er so weit gekommen war, daß er nach wenigen weiteren Schritten die Käfige hätte finden müssen, lahmte ihn ein gräßlich hallender Schrei, in dem soviel Hoffnungslosigkeit wie Qual enthalten war. Was war das? fragte er sich. Mein Ehrgeiz, von meiner Faulheit gefesselt und ausgehungert? Nein, das ist irreführend; eher ist's die Verkörperung meiner Pflichten - von denen das Talent nicht die geringste ist -, ignoriert von meinem Willen und in diesem tiefsten Verlies meines

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