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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Tür zur Kellertreppe auf und lief leichtfüßig die erste der vier Treppen hinab, jede älter als die darüber, die in den tiefen Kellern endeten.

    Nun, da es ziemlich gewiß schien, daß sie die Nacht nicht überleben würde, kam Jacky ihr beabsichtigter Selbstmord wie die Gebärde einer hohlen und affektierten Verrückten vor. Sie war in den der Treppe nächsten von einer Reihe niedriger Käfige gesperrt, und die Geräusche, die von den Insassen der anderen Käfige an ihr Ohr drangen, waren von einer Art, daß sie für die schlechte Beleuchtung dankbar war, denn die nächste Wandfackel war Dutzende von Schritten entfernt im Gang und wurde von der kalten, moderig riechenden Brise, die vom unterirdischen Wasserlauf kam, flackernd niedergedrückt. Das Brüllen und Knurren und Winseln, das nasse Schleifen und das harte Kratzen schwerer, offenbar schuppiger Gliedmaßen, sowie das Scharren von Krallen auf dem Steinboden hätte jeden Besucher glauben machen können, er sei in einer exotischen Menagerie. Außerdem aber hörte sie, und dies war offensichtlich mit den anderen Geräuschen verbunden, hastiges Wispern und gedämpftes Lachen, und aus einem der entfernteren Käfige, eine leise Stimme, die monoton Kinderreime aufsagte.
    Nachdem sie ungefähr fünf Minuten im Käfig gesessen hatte, schreckte sie ein rauher Aufschrei hoch - und als er in Schluchzen und Husten überging, erkannte sie William Ashbless' Stimme. »Ihr Schinder, ihr Teufel«, hörte sie ihn hervorstoßen, als wären die Worte Stücke von Zähnen. »Ihr wollt es, ihr könnt es kaufen. Ich werde euch sagen...« Seine Stimme brach ab, und wieder entriß ihm der Schmerz einen Schrei. Das Geräusch schien aus einiger Entfernung von rechts zu Jacky zu dringen, verstärkt durch die gemauerten unterirdischen Korridore.
    »Du bist imstande«, knirschte eine Stimme, »dir einen schnellen Tod zu erkaufen, sonst nichts. Kauf jetzt, bevor wir die Gebühren erhöhen!«
    »Gott soll euch strafen«, keuchte Ashbless. »Ich werde nicht...«
    Abermals ertönte der gräßliche Aufschrei aus voller Kehle.
    Die Geschöpfe in den benachbarten Käfigen murmelten und regten sich unruhig, geängstigt von den Geräuschen.
    Jacky hörte Schritte auf der Treppe und blickte auf. Ein hochgewachsener Mann kam durch die Tür am Fuß der Treppe und näherte sich rasch, zog im Vorbeigehen die Fackel aus der Wandhalterung, und Jacky wich zurück, denn der Mann war Len Carrington.
    Sie saß zusammengekauert und verbarg das Gesicht auf den gekreuzten Armen, während Carringtons Stiefeltritte näher und näher kamen. Er wird nachsehen, was sie mit Ashbless tun, sagte sie sich. Laß den Kopf unten, und er wird vorbeigehen.
    Trotzdem kamen ihr die Tränen, und sie begann leise zu schluchzen, und dann machten die harten Stiefeltritte direkt vor ihr halt.
    »Hallo, Jacky«, schnurrte Carrington. »Ich hab' ein paar Fragen an dich. Schau mich an!«
    Sie hielt den Kopf gesenkt.
    »Verdammt, du kleiner Lümmel, ich sagte, du sollst mich ansehen!« rief Carrington, stieß die Fackel durch die Gitterstäbe und das flammende Ende gegen Jackys Schienbein.
    Brennendes Pech setzte ihre Hose in Brand, und sie mußte aufspringen, die Flammen auszuschlagen. Schließlich kauerte sie auf allen vieren am Boden des Käfigs, Carrington gegenüber.
    Ein weiterer Schrei von Ashbless hallte durch die Gänge, und als er verhallt war, schmunzelte Carrington. »O ja, die Ähnlichkeit ist da«, sagte er leise, aber mit kalter Befriedigung. »Nun paß gut auf, Junge - ich möchte wissen, wer dieses Mädchen war, das ich vor sechs Monaten hier im Haus traf und das mich nach Hay- market schickte, wo man mir übel mitgespielt hat.«
    »Ich schwöre bei Gott, Sir«, keuchte Jacky, »ich weiß nicht...«
    Mit ungeduldigem Knurren stieß Carrington die Fackel wieder durch die Gitterstäbe, doch ehe er etwas damit anfangen konnte, umfaßten zwei grüne, langfingrige Hände die Gitterstäbe, die Jackys Käfig vom nächsten trennten, und Carrington starrte in das breitmäulige, großäugige Froschgesicht eines von Horrabins Fehlern. »Laß sie in Ruhe!« sagte es mit klarer Stimme.
    Carrington runzelte die Stirn und zog die Fackel zurück. »Sie?« Wieder spähte er zu Jacky hinein, die sich wieder im rückwärtigen Teil des Käfigs verkrochen hatte und schluchzte. Nach mehreren Sekunden sagte er mit halb erstickter Stimme, als hätte er einen Löffel Honig geschluckt, bevor er sprach: »Ja, richtig. O ja, natürlich.« Er

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