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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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hörte die Ruderdollen klappern, als sein Retter die Ruder aufnahm. »Ich werde mich verdammt ins Zeug legen müssen, um die verlorene Zeit einzuholen, Meg«, sagte er lauter als nötig. »Und dennoch werden wir wahrscheinlich zu spät kommen, um unseren gewohnten Platz in Billingsgate zu bekommen.« Die Ruderrollen quietschten, eine Erschütterung durchlief das Boot, und es begann Fahrt aufzunehmen.
    Sheila, das Mädchen, beugte sich neugierig über Doyle. »Hübsche, herrschaftliche Kleider waren das, bevor sie beschmutzt wurden«, bemerkte sie.
    Doyle nickte. »Hab sie heute abend das erstemal angehabt«, sagte er heiser.
    »Wer hat Sie gebunden und in den Fluß geworfen?«
    Doyle, der wieder zu Atem gekommen war und einen Teil seiner Kräfte wiedergefunden hatte, setzte sich vorsichtig auf. Ihn schwindelte. »Zigeuner«, antwortete er. »Ah, vorher raubten sie mich aus. Ließen mir nicht einen Cent - ich meine, einen Penny.«
    »Ach du lieber Gott, Chris«, rief die alte Frau. »Er sagt, er habe kein Geld. Und er redet wie eine Art Ausländer.«
    Das rhythmische Knarren und Platschen der Ruder hörte auf. »Von wo sind Sie, Sir?« fragte Chris.
    »Kalif... äh... Amerika.« Der kalte Wind auf seinen durchnäßten Kleidern machte ihn zittern, und er mußte die Zähne zusammenbeißen, um zu verhindern, daß sie allzu vernehmlich klapperten.
    »Na ja, Meg, schließlich muß er Reisegeld haben, nicht? Versteht sich. Wo ist Ihr Hotel, Sir?«
    »Tatsächlich bin ich - verdammt, es ist so kalt, haben Sie vielleicht etwas, was ich mir um die Schultern legen könnte? - Tatsächlich war ich gerade erst angekommen. Diese Strauchdiebe nahmen mir alles: mein Geld, mein Gepäck, meinen Paß...«
    »Mit anderen Worten, er ist ein zitternder Almosenempfänger«, stellte Meg fest. Sie richtete einen strengen Blick rechtschaffenen Tadels auf Doyle. »Und wie wollen Sie die Freundlichkeit, daß wir Ihnen das Leben gerettet haben, zurückzahlen?«
    Doyle wurde ärgerlich. »Warum haben Sie mir nicht Ihren Tarif genannt, bevor Sie mich aus dem Fluß zogen? Dann hätte ich Ihnen gleich sagen können, daß ich mir eine Rettung nicht leisten kann, und Sie hätten weiterfahren und nach einer wohlhabenderen Person Ausschau halten können, die zu retten sich lohnen würde. Ich fürchte, ich habe das Gleichnis vom barmherzigen Samariter nie zu Ende gelesen, denn den Teil, wo er dem armen Teufel die Rechnung präsentiert, kenne ich nicht.«
    »Meg«, sagte Chris, »der arme Mann hat recht, und wir würden kein Geld von ihm nehmen, selbst wenn er welches hätte. Ich weiß, er wird gern bereit sein, die Schuld abzuarbeiten - denn eine Schuld ist es, wissen Sie, Sir, in den Augen Gottes und der Menschen -, indem Sie uns am Marktstand helfen und die Körbe tragen, wenn Sheila mit ihren Zwiebeln die Runde macht.« Er beäugte Doyles Frack und die Stiefel. »Und nun gib ihm eine Decke, dann kann er darunter seine nassen Sachen ausziehen. Wir können ihm Patricks altes Arbeitszeug im Austausch für seine verdorbenen Kleider geben, die wir als Lumpen werden verkaufen müssen.«
    Doyle wurde eine alte, nach Zwiebeln riechende Decke zugeworfen, und die alte Frau zog eine dicke Jacke und eine Hose aus dem Bugraum, beide aus abgewetztem und vielfach gestopftem dunklen Cord, dazu ein vormals weißes Hemd und ein Paar alter Stiefel, die aussahen, als hätten sie einst, als er in Doyles Alter gewesen war, des alten Chris Füße geziert. »Ah!« rief sie aus und brachte noch eine schmutzige weiße Halsbinde zum Vorschein. »Patricks drittbestes Halstuch.«
    Die Kälte bewirkte, daß Doyle bereitwillig seine Sachen auszog und in diese elenden, aber trockenen Kleider schlüpfte, und als er das nasse Zeug unter der Decke hervorschob, sammelte Meg alle Stücke ein und verstaute sie so sorgsam, wie man es nur bei Dingen tut, für die man einen guten Preis zu erlösen hofft.
    Er rieb sich das Haar mit der Decke trocken, dann rückte er fort von der Pfütze, in der er gesessen hatte, zum Ende der Ducht. Ihm war wieder warm, und er fühlte sich halbwegs wiederhergestellt. Er wünschte, er hätte eine Pfeife oder Zigarre, oder auch nur eine Zigarette. Das Boot war angefüllt mit zugedeckten hölzernen Bottichen und klumpig gefüllten Jutesäcken. »Ich rieche Zwiebeln und...?«
    »Bohnensuppe«, sagte die junge Sheila. »Die Fischer und Fischhändler in Billingsgate frieren so, daß sie für einen Teller zwei Pence zahlen. Im Winter drei.«
    »Zwiebeln sind das

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