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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Hauptgeschäft«, schnaufte Chris. »Die Suppe ist bloß... eine Gefälligkeit, wir kriegen dafür kaum, was es uns kostet, sie zu machen.«
    Von wegen, dachte Doyle mißmutig.
    Der Mond hing tief über dem Horizont, sah groß und rötlich golden und verschwommen aus, und sein feenhaftes Licht auf den Bäumen und Feldern und der stillen Wasseroberfläche wurde kaum beeinträchtigt, als Meg die Buglaterne vom Haken nahm, mit einem Feuersteinzünder Licht machte und sie wieder an ihren Haken hängte.
    Der Fluß mündete in ein breites Gewässer, und Chris drehte das Boot nach Backbord. »Wir sind jetzt auf der Themse«, sagte er.
    Eine Anzahl anderer Boote, die mit Tauen aneinandergehängt waren, zogen draußen auf der weiten Fläche des Stroms ihre Bahn; es waren schwerfällige, flachbordige Kähne, jeder mit einer mächtigen würfelförmigen Last, die mit Zeltbahnen bedeckt war.
    »Heuboote«, sagte Sheila, die sich neben Doyle gesetzt hatte. »Einmal sahen wir da draußen eins brennen, und Männer, die lichterloh in Flammen standen, sprangen vom Heu herunter ins Wasser. Das war eine Schau - besser als die Schaubuden auf dem Markt, und kostenlos.«
    »Ich hoffe, die... Darsteller hatten auch ihren Spaß daran«, sagte Doyle. Diese kleine Reise würde einmal eine interessante Geschichte abgeben, die er später einmal, sobald er ein Vermögen gemacht hätte, in einem der vornehmen Clubs beim Cognac erzählen könnte.
    Er zweifelte keinen Augenblick daran, daß er es zu Reichtum und Ansehen bringen würde. Die ersten paar Tage freilich würden sich schwierig gestalten, aber die Vorteile seines Wissens aus dem zwanzigsten Jahrhundert mußten zwangsläufig zu seinen Gunsten in die Waagschale fallen. Zum Beispiel könnte er für einige Zeit eine Stellung bei einer Zeitung annehmen und vielleicht ein paar kühne Voraussagen über den Ausgang des Krieges machen, oder über gegenwärtige literarische Strömungen; und in nur einer Woche sollte Ashbless eintreffen, mit dem er leicht würde Freundschaft schließen können; und in zwei Jahren würde Byron nach England zurückkehren, und er könnte sich mit ihm bekannt machen, bevor Childe Harold ihn berühmt machte. Damit nicht genug, könnte er Dinge erfinden - die Glühbirne, den Verbrennungsmotor, Orienttabak, Spülklosetts... nein, lieber nicht etwas, was den Gang der überlieferten Geschichte verändern würde - jede derartige Manipulation könnte die Reise zunichte machen, durch die er hierher gekommen war, oder sogar die Umstände, unter denen seine Eltern einander kennengelernt hatten. Da mußte man vorsichtig sein, aber vielleicht könnte er Faraday und Lister und Pasteur und anderen ein paar selbstgefällige Anregungen geben. Ho ho!
    Er dachte daran, wie er William Ashbless' Porträt gefragt hatte, ob die Mädchen, der Scotch und die Zigarren in seinen Tagen besser gewesen seien. Bei Gott, sagte er sich, jetzt kann ich es selbst feststellen. Er gähnte und lehnte sich gegen einen Sack Zwiebeln. »Weck mich auf, wenn wir zur Stadt kommen!« sagte er zu dem Mädchen und ließ sich vom Boot in den Schlaf wiegen.

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3. KAPITEL
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Da schlich er in Ängsten hinein zur Stadt, doch nur ein Hanswurst ihn begrüßet hat.
    Alte Ballade

    Obwohl der eigentliche Fischmarkt von Billingsgate ein großer Schuppen an der Uferseite der Lower Thames Street war, standen die Karren der fliegenden Händler, überhäuft mit Rüben und Kohl, Karotten und Zwiebeln, Radnabe an Radnabe die ganze Länge der Thames Street entlang, von den Towertreppen im Osten vorbei an der weißen mittelalterlichen Burg, von deren vier Türmen Fahnen wehten, an der klassizistischen Fassade des neuen Zollhauses und an den acht von Menschen überlaufenen Kais zum Billingsgate-Markt und an diesem vorbei bis westlich der London Bridge; und das lärmende Durcheinander des Markttages erfüllte die ganze Straße, von den im Norden anstoßenden Seitengassen bis zu den Kaimauern, wo das Flußwasser drei Meter unter der Straßenebene an den moosbewachsenen Steinquadern schmatzte und wo die an der Landungsbrücke festgemachten Austernboote in langen Reihen die Bordwände aneinander rieben, verbunden durch aufgelegte Planken, die einen schmalen und schwankenden, von den fliegenden Händlern Austernstraße genannten Weg bildeten.
    Doyle, der an einer Ecke des Marktschuppens lehnte, war sicher, daß er im Laufe des Vormittags jeden Fußbreit des gesamten Marktbereichs abgewandert hatte. Verdrießlich blickte er auf seinen

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