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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Korb mit mageren Zwiebeln nieder und wünschte, er hätte seinen beträchtlichen Hunger nicht durch den Verzehr einer von ihnen zu stillen versucht. Er befühlte die Jackentasche, um sich zu vergewissern, daß er die eingenommenen vier Pennies nicht verloren hatte. Alles, was er über einen Shilling hinaus einnahm, könne er behalten, hatte Chris ihm das letzte Mal gesagt, als er mit Sheila am Boot gewesen war; inzwischen müsse er wissen, wie der Verkauf vonstatten gehe, und könne ein paar Runden allein machen. Und dann hatte er Doyle einen Korb gegeben, der mit den zweifellos armseligsten Zwiebeln gefüllt war, die sich in der ganzen Bootsladung befanden, und ihn in eine Richtung und Sheila in eine andere geschickt. Das Mädchen war nicht die beste Gesellschaft gewesen, aber jetzt vermißte er es. Und ein Shilling ist zwölf Pennies, dachte er hoffnungslos; mit diesen elenden Zwiebeln konnte er nie soviel verdienen, geschweige denn irgend etwas darüber hinaus.
    Er hob den Korb auf und stapfte wieder in die Richtung zum Tower davon, den Korb in beiden Armen vor der Brust. »Zwiebeln!« rief er halbherzig. »Wer kauft diese feinen Zwiebeln?« Sheila hatte ihn die Litanei gelehrt.
    Das leere Fuhrwerk eines Händlers rasselte vorbei, und der augenscheinlich wohlhabende alte Mann auf dem Kutschbock blickte zu Doyle herab und lachte. »Zwiebeln nennst du diese Dinger, Kamerad? Ich würde sie Rattenscheiße nennen.«
    Dies wurde von den Umstehenden mit Heiterkeit quittiert, und ein Straßenjunge mit verkommenen Zügen sprang auf ihn zu und trat unter den Boden von Doyles Korb, so daß er ihm aus den Händen flog und die Zwiebeln ringsum auf das Pflaster prasselten. Eine prallte ihm an die Nase, und die Heiterkeit verdoppelte sich.
    Der Händler auf dem Fuhrwerk schürzte die Lippen, als sei es nicht ganz seine Absicht gewesen, dies alles zu provozieren. »Bist ein armer Bauernbursche, wie?« sagte er zu Doyle, der benommen dastand und dem improvisierten Fußballspiel mit Zwiebeln zusah, das die Straßenjungen angefangen hatten. »Hier nimm das Doppelte dessen, was sie wert sind. Hier, verdammt, wach auf!« Er ließ zwei Pennies in die Hand fallen, die Doyle mechanisch ausstreckte, dann schnalzte er seinem Pferd und rumpelte mit dem Fuhrwerk davon.
    Doyle steckte die Münzen ein und blickte umher. Die Menge hatte das Interesse an ihm verloren. Die Zwiebeln - und sogar der Korb - waren nirgends zu sehen. Es hatte keinen Sinn, weiterzugehen, dachte er und machte sich niedergeschlagen auf den Rückweg zum Fluß.
    »Ah, da ist einer von den Schmerzhaften Brüdern!« zirpte eine unnatürlich hohe Stimme, die ihn an Mickymaus erinnerte. »Haben ihm gerade seine Zwiebeln zu Pflastergemüse zerstampft, die Lausejungen, nicht wahr, Sir?«
    Doyle blickte erschrocken und verlegen auf und sah, daß er von einer grellbemalten Puppe in einer Schaustellerbude angeredet wurde, deren Front mit noch bunteren Darstellungen von Drachen und Zwergen bedeckt war. Das spärliche Publikum bestand aus zerlumpten Jungen und ein paar alten Herumtreibern, die vor der Schaustellerbude hockten und nun, als die Puppe Doyle auffordernd heranwinkte, wie in Schadenfreude lachten.
    »Kommen Sie her und lassen Sie sich vom alten Hanswurst aufheitern!« quiekte die Puppe. Doyle schüttelte den Kopf, fühlte sich erröten und ging weiter, aber die Puppe fügte hinzu: »Vielleicht könnte ich Ihnen sagen, wie Sie richtig Geld verdienen können, wie?«, und Doyle machte halt.
    Augen aus geschliffenem Glas oder Kristall erweckten den Eindruck, daß die Puppe ihn direkt anblickte. Wieder winkte sie ihn näher. »Was haben Sie zu verlieren, gnädiger Herr?« sagte sie in ihrer piepsigen Stimme. »Sie sind bereits ausgelacht worden - und Hanswurst bemüht sich nie um eine Wirkung, die ein anderer vor ihm erzielt hat.«
    Doyle kam näher, sorgfältig auf einen skeptischen Gesichtsausdruck bedacht. Könnte der unsichtbare Puppenspieler ihm tatsächlich eine Anstellung anbieten? Er konnte sich ein Übergehen dieser Möglichkeit nicht leisten. Ein paar Schritte vor der Schaustellerbude blieb er stehen und verschränkte die Arme.
    »Woran denkst du dabei, Hanswurst?« fragte er laut.
    »Ah!« rief die Puppe und schlug die hölzernen Hände zusammen. »Sie sind Ausländer! Ausgezeichnet! Aber Sie können erst nach der Vorstellung mit Hanswurst sprechen. Bitte setzen Sie sich, gnädiger Herr!« Die Puppe machte eine einladende Handbewegung zum Straßenpflaster. »Wir

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