Die Tore zu Anubis Reich
nach der Vorstellung bot ich ihm an, als Bettler für mich zu arbeiten, aber er fühlte sich beleidigt und ging fort. Er sagte, er sei Amerikaner. Ich riet ihm, er solle sich erkundigen, wo Horrabins Puppentheater spielt, und wieder mit mir sprechen, sollte er seine Meinung ändern - und das kann gut sein, denn ich habe nie einen Mann gesehen, der weniger fähig gewesen wäre, sich durchzuschlagen.«
»Das wird er sein«, sagte Dr. Romany mit beherrschter Erregung. »Anubis sei gedankt! Ich hatte befürchtet, er könnte im Fluß ertrunken sein. Billingsgate, sagen Sie? Nun gut, ich möchte, daß Ihre Leute den ganzen Bezirk von St. Pauls und der Blackfriars Bridge im Osten bis zu dem verrufenen Viertel oberhalb des Hafens und vom Fluß nordwärts bis zum Christ's Hospital und der Long Alley durchkämmen. Der Mann, der mir den Gesuchten lebendig bringt, wird den Rest seines Daseins im Luxus schwelgen.« Nun wandte Dr. Romany den Kopf und ließ seinen kalten Blick über die ganze Gesellschaft gleiten. »Sollte ihn aber jemand töten, wird das Los des Betreffenden...« - er schien nach einem geeigneten Vergleich zu suchen - »von einer Art sein, daß er den alten Dungy bitter beneiden wird.«
Aus der Menge kam ein Gemurmel des Inhalts, daß es schlimmeres gäbe als für den Lebensunterhalt Tafeln zu decken und idiotische Tänze aufzuführen, aber die Männer um den Tisch, von denen mehrere schon dort gesessen hatten, als Dungy noch ihr Chef gewesen war, runzelten zweifelnd die Stirn, als fragten sie sich, ob das Einfangen dieses Mannes das Risiko lohnen würde.
»Unsere internationalen Angelegenheiten«, fuhr Romany fort, »nehmen ihren Fortgang, und wenn weiterhin alles planmäßig verläuft, sollte es in ungefähr einem Monat ein paar ziemlich dramatische Resultate geben.« Er gestattete sich ein knappes Lächeln. »Wenn ich nicht wüßte, daß man es als abenteuerliche Übertreibung abtun würde, könnte ich mir die Bemerkung erlauben, daß dieses gegenwärtig unterirdische Parlament noch vor dem Einsetzen des Winters das Parlament sein mag, welches diese Insel beherrscht.«
Plötzlich eruptierte aus einer der im Schatten kauernden Gruppen von heruntergekommenen Gestalten ein Ausbruch irren Gelächters, und eine Gestalt, die augenscheinlich einem sehr alten Mann gehörte, hinkte mit insektenartiger Behendigkeit ins Licht. Sein Gesicht hatte vor langer Zeit eine schreckliche Verletzung erlitten, so daß ein Auge, seine Nase und die Hälfte des Unterkiefers fehlten, und seine zerfetzten Lumpen schlotterten so lose um ihn, daß kaum ein Körper darin zu stecken schien. »Nicht viel übrig«, keuchte er, bemüht, das Gelächter unter Kontrolle zu bringen, das ihn schüttelte, »nicht viel übrig von mir, hi hi, aber genug, um dir zu sagen, du - geschniegelter Dummkopf! -, was deine Übertreibung wert ist, urps!« Ein lautes Rülpsen warf ihn fast zu Boden und brachte die Menge zum Lachen.
Dr. Romany starrte zornig auf den altersschwachen Störenfried. »Können Sie diesen elenden alten Tropf nicht von seinem Leiden erlösen, Horrabin?« fragte er.
»Du kannst nicht, weil du es schon früher hättest tun müssen«, gackerte der Alte.
»Mit Eurer Erlaubnis, Sir«, sagte Horrabin, »werde ich ihn einfach hinaustragen lassen. Er ist schon seit einer Ewigkeit da, und die Bettler der Surreyseite nennen ihn ihr Glück. Er spricht selten, und wenn er es tut, hat es nicht mehr zu sagen als das Geschwätz eines Papageien.«
»Nun, dann tun Sie es!« sagte Romany gereizt.
Horrabin nickte, und einer der Männer, die gelacht hatten, schritt hinüber zum Glück der Surreyseite und hob den Alten auf; und als er es tat, war er sichtlich erschrocken, wie leicht der Greis war.
Während er hinausgetragen wurde, wandte der Alte den Kopf und zwinkerte mit seinem verbliebenen Auge Dr. Romany zu. »Besuchen Sie mich später unter günstigeren Umständen«, flüsterte er überlaut, und wieder schüttelte ihn das verrückte Lachen, das in unheimlichen Echos verhallte, während sein Träger einen der Tunnels hinabeilte.
»Sie versorgen interessante Essengäste«, sagte Dr. Romany, noch immer zornig, als er sich bückte, die gefederten Schuhe wieder anzuziehen.
Der Clown zuckte die Achseln, was mit den bereits enorm gepolsterten Schultern einen unheimlichen Effekt erzielte. »Niemandem wird der Zutritt zu Horrabins Halle verwehrt«, sagte er. »Einige dürfen sie niemals verlassen, oder verlassen sie nur durch den Fluß, aber jedermann
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