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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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was zu tun er gerade im Begriff war. Anscheinend hatte es eine Meinungsverschiedenheit wegen der Gebühr gegeben, und das Mädchen fühlte sich betrogen. Jedenfalls rief Doyle seinem Kumpel von der anderen Straßenseite zu: ›Paß auf!‹ schreit Doyle. ›Zurück, mein Freund, die Schnalle will dir den Schädel einschlagend Nun, das Leben seines Freundes war gerettet, aber der arme Doyle war von allen Leuten auf der Straße gehört worden, und im Nu wußten alle, daß er so gut reden konnte wie sie selbst, und er mußte fort.«
    Die Bettler in seiner Nähe versicherten Doyle, er sei ein feiner Kerl, und Roller-Benjamin sagte: »Du hättest mir deine Geschichte heute morgen schon erzählen sollen, Junge.«
    Doyle verbarg seine Überraschung und den rasch aufkeimenden Argwohn, so gut es ging, und öffnete den Mund, um Roller-Benjamin zu antworten, aber der Kapitän hob die Hand so plötzlich und gebieterisch, daß alle Blicke wieder zu ihm gingen, und Doyle blieb still.
    »Und Jacky sagt ganz richtig, daß Doyle, da er das Bettlergewerbe hier in London weiterführen möchte, und da er erfolgreich war, solange er nicht sprach, und das erste Mal, als er ein Wort sagte, die Heimat verlassen mußte, er wieder die Gewohnheit annehmen sollte, sich wie ein Stummer durch Zeichen zu verständigen. Sie werden Übung brauchen, um wieder der Stumme Tom zu sein, Mr. Doyle. Meinen Sie nicht auch?«
    Alle wandten sich zu Doyle, und er sah, wie der Kapitän ihm mit einem Auge kaum merklich zuzwinkerte. Und er begriff, daß dies alles den Zweck haben mußte, seinen Akzent zu verbergen.
    Aber warum? Und woher wußte dieser junge Bursche, daß er einen hatte. Er lächelte verunsichert und nickte.
    »Sie sind ein weiser Mann, Stummer Tom«, sagte KopenhagenJack. »Wie Jacky mir weiter verraten hat, waren er und Sie in Bristol dicke Freunde, also mag er uns einstweilen Ihrer Gesellschaft berauben, um Ihnen alles Wissenswerte über uns zu erläutern. Und in der Zwischenzeit werden wir uns die übrigen Kandidaten zur Rekrutierung ansehen. Also, der nächste kann aufstehen.«
    An einem anderen Tisch mühte sich ein triefäugiger Alter auf die Beine; Jacky nutzte die Ablenkung, um von der Plattform zu springen und zu Doyle zu eilen. Sein übergroßer Rock schlotterte wie die Flügel eines Vogels um seine magere Gestalt. Noch immer mißtrauisch, wich Doyle vor ihm zurück und blickte zur Tür.
    »Brendan«, sagte Jacky, »nun komm schon mit! Du weißt, daß ich nicht nachtragend bin, und soviel ich weiß, hat sie dich nur eine Woche später wegen eines anderen Kerls verlassen.« RollerBenjamin ließ ein polterndes Lachen hören, und Jacky zwinkerte Doyle zu und raunte etwas, was eine Bitte um Vertrauen zu sein schien.
    Doyle zwang sich zur Ruhe. Du mußt jemand vertrauen, dachte er - und diese Leute wissen wenigstens einen guten Bordeaux zu schätzen. Er nickte und ließ sich hinausführen.

    Fairchild drückte die Haustür ins Schloß und blieb draußen auf dem Straßenpflaster stehen, gequält von Gedanken. Das letzte graue Licht verlor sich aus dem Himmel, und die Luft wurde kalt. Die Erinnerung an die fünf Shilling im Abflußrohr glättete seine Sorgenfalten; damit konnte er sich ein paar Tage angenehmen Lebens erkaufen, verschönt durch Bier und Fleischpasteten und Kegeln. Aber - und wieder runzelte er die Stirn, ebensosehr über die Unwirklichkeit wie über die Freudlosigkeit des Gedankens - was würde sein, nachdem die fünf Shilling ausgegeben wären? Was sollte er dann tun? Er könnte den Käpt'n fragen, nein, richtig, der Käpt'n hatte ihn gerade hinausgeworfen, und das war der Grund, warum er überlegen mußte, was nun werden sollte.
    Er ächzte in sich hinein, als er die Pye Street hinabtrottete, und schlug in dem Bemühen, sein Gehirn zu konstruktivem Denken anzuregen, sich selbst einige Male ins Gesicht.

    »Du wußtest, daß ich einen Akzent habe, obwohl du mich nie sprechen gehört hast.« Doyle zog die Cordjacke enger um sich, denn trotz der schwelenden Kohlen im Kamin war es kalt in dem kleinen Raum.
    »Offensichtlich«, sagte Jacky, während er Holzscheite in die Glut legte. »Ich sagte dem Käpt'n, wir dürften dich nicht zu Wort kommen lassen, und er improvisierte eine Geschichte, um das zu regeln. Mach das Fenster zu, ja? Und dann setz dich!«
    Doyle zog die Fensterflügel zu und schloß die Verriegelung. »Also, woher hast du es erfahren? Und warum sollten die Leute mich nicht hören?« Zwei Stühle waren da, einer auf

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