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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Rattenlöchern nach Brendan Doyle Ausschau halten.« Er wandte sich zu dem Erwähnten. »Du mußt es so sehen, daß deine Rolle als Stummer Tom nichts als eine Taktik ist, dir zu helfen.«
    Kopenhagen-Jack lachte. »Und sei dankbar, daß ich mein Geschäft nicht führe, wie Horrabins Vater es tat.«
    Jacky stimmte in das Gelächter ein, und als er Doyles verständnislosen Blick sah, erklärte er ihm den Grund ihrer Heiterkeit. »Der Vater des Clowns war auch schon Bettlermeister von St. Giles, aber er wollte von Schwindel nichts wissen - seine blinden Bettler waren wirklich blind, und seine verkrüppelten Betteljungen trugen ihre Krücken nicht bloß, um Eindruck zu machen. Alles sehr lobenswert, würde man sagen, nur mußt du wissen, daß er gesunde Leute anwarb und sie dann für das Bettlergewerbe zurichtete. Er hatte irgendwo unter der Stadt eine Art umgekehrtes Spital und entwickelte Methoden, vermittelst derer er robuste Männer, Frauen und Kinder in Geschöpfe verwandelte, die maßgeschneidert waren, um Schrecken und Mitleid zu erwecken.« Während seiner Erklärung war das Lächeln von Jackys Gesicht geschwunden.
    »Wenn also der alte Teobaldo Horrabin beschlossen hätte, dich als den Stummen Tom auf die Straße zu schicken«, sagte der Kapitän, »dann hätte er dir die Zunge herausgeschnitten und vielleicht auch noch das seinige getan, um dich zum Schwachkopf zu machen, indem er dir eine Ecke des Schädels eingeschlagen oder dich lange genug erstickt hätte, daß du einen Dachschaden davongetragen hättest. Wie Jacky sagte, darin war er ein Fachmann.« Er trank wieder aus der Flasche. »Es heißt sogar, er hätte seinen eigenen Sohn überarbeitet, und Horrabin trage die Harlekinskleider und die Gesichtsbemalung, um die Verunstaltungen zu verbergen, die sein Vater ihm beibrachte.«
    Doyle schauderte in der Erinnerung an das erschreckende Erscheinen des Clownsgesichts hinter der Puppenbühne. »Und was ist aus dem alten Horrabin geworden?«
    Jacky zuckte die Achseln. »Das war alles vor meiner Zeit.«
    »Manche sagten, er sei gestorben, und dann hätte sein Sohn das Regiment übernommen«, sagte der Kapitän. »Andere sagten, er habe den alten Teobaldo umgebracht, um selbst die Herrschaft zu erlangen. Ich habe sogar gehört, daß der alte Teobaldo dort unten noch am Leben sei, und wenn es so ist, dann würde er wahrscheinlich lieber tot sein.« Er fing Doyles fragenden Blick auf und setzte hinzu: »Du mußt wissen, der alte Horrabin war sehr groß, und alle beengten Orte, selbst ein schmaler Korridor mit vielen Menschen darin, brachten ihn aus der Fassung.«
    »Ein Verlust, den wir erleiden, wenn wir diesen Burschen als Stummen auftreten lassen«, sagte Jacky und nahm dem Kapitän die Flasche aus der Hand, um die beiden Gläser aufzufüllen, »ist, daß er lesen und schreiben kann.«
    Der Kapitän betrachtete Doyle mit größerem Interesse als er es den ganzen Abend für irgend etwas gezeigt hatte. »Kannst du wirklich? Fließend?«
    Doyle nickte.
    »Ausgezeichnet! Du kannst mir vorlesen. Literatur ist vielleicht mein Hauptinteresse im Leben, aber es ist mir nie gelungen, den Sinn aus den Zeichen auf den Seiten herauszubekommen. Kennst du Gedichte? Auswendig?« »Oh, gewiß.« »Gib uns eins.«
    »Hm... gut.« Er räusperte sich und begann:

»Die Abendglocke schlägt das Grabgeläut dem müden Tage,
    Aus stiller Au die Herde zieht herfür,
    Es schleppt der Ackersmann sich heim von seiner Arbeit Plage,
    Und läßt die Welt der Dunkelheit und mir...«
    Der Kapitän und Jacky saßen still und lauschten hingerissen Doyles Vortrag der vollständigen Elegie von Thomas Gray. Als er geendet hatte, applaudierte der Kapitän und sagte selbst einen Vers auf, einen Abschnitt aus dem Samson Agonistes.
    Jacky war der nächste. »Sag mir, was du davon hältst«, sagte er und rezitierte:

»Die kalten Straßen, die so heiter einst waren,
    Voll Licht und Frohsinn, liegen leer und verlassen.
    Es hallen die Schritte, und durch die Gassen,
    Die staubigen Räume, streicht seufzend der Wind,
    Trägt fort durch zerbrochene Fenster geschwind
    Der alten Ideen und Gedanken Scharen.«

    Jacky machte eine Pause, und Doyle vervollständigte automatisch das Gedicht:

»Der junge Mann ist fern, der sie so schätzte,
    Und nun bleibt nichts von seinem Geiste hier zurück.«

    Nachdem er die Zeilen rezitiert hatte, versuchte Doyle sich zu besinnen, wo er sie gelesen hatte. Es war in einem Buch über Ashbless gewesen, stammte aber nicht von

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