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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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habe ich für zwei getrunken. Mindestens.«
    Das wiederum gab Richard zu denken, und er saß eine Weile mit gefurchter Stirn, dann nickte er. »Es ist die gleiche Idee«, erklärte er. »Es geschieht, um sie nicht zu vergessen.« Als das Mädchen wieder an den Tisch kam, verlangte es Geld, bekam es und ließ eine Flasche und einen Krug auf dem Tisch zurück. Die beiden Gäste füllten sinnend ihre Gläser. »Auf die toten Frauen«, sagte Hundsfott Richard.
    Doyle prostete ihm zu. Beide tranken, dann wurden die Gläser leer auf den Tisch gestellt und feierlich aufgefüllt.
    »Wie lang ist es her, daß... Bessie starb?« fragte Doyle.
    Richard trank das frisch aufgefüllte Glas zur Hälfte aus, bevor er antwortete. »Vor siebzehn Jahren«, sagte er. »Sie wurde in der Nähe von Crofton Wood von einem Pferd abgeworfen. Sie war immer kuschto mit Pferden, aber es war Nacht, und die prasta- mengros waren hinter uns her, und ihr Pferd trat in ein Loch. Der Sturz zerbrach ihr den Schädel.«
    Doyle füllte sein Glas, griff zur Flasche und füllte das Weinglas des Zigeuners auf. »Auf unsere Toten«, sagte er leise, und wieder leerten sie die Gläser und füllten sie von neuem.
    Doyle fand, daß er noch immer klar sprechen konnte, wenn er seine Worte so sorgfältig wählte wie ein Golfspieler den geeigneten Schläger für einen schwierigen Schlag. »Rebecca brach sich auch den Schädel«, erzählte er dem Zigeuner. »Trotz des Helms - der Helm zerbrach auch. Sie flog mit dem Kopf voraus gegen einen Pfeiler am Rand der Schnellstraße. Ich fuhr, sie saß hinter mir.« Der Zigeuner nickte mitfühlend. »Wir waren auf einer alten 450er Honda, und die Straße war zu naß, vor allem wenn man einen Beifahrer hatte. Ich wußte es damals auch schon, aber wir hatten es eilig, und schließlich trug sie einen Helm, und ich war seit Jahren Motorrad gefahren. Ich wechselte die Fahrspur, denn wenn man vom Beach Boulevard auf die Santa Ana-Schnellstraße wechselt, kommt man automatisch auf die Überholspur, und ich wollte auf eine langsamere; und als ich mich nach rechts lehnte und über diese Buckel der Spurmarkierungen fuhr, fühlte ich das Ding... unter mir wegrutschen. Schreckliches Gefühl, wie ein Erdbeben, weißt du? Eine tödliche und unerwartete Bewegung. Und die alten 450er waren sowieso kopflastig, mit diesen obenliegenden Nockenwellen. Jedenfalls rutschte sie einfach weg und schleuderte über die Fahrbahn.« Er stürzte ein halbes Glas Bier hinunter. »Rebecca flog nach rechts, und ich geradeaus. Brannte meine Lederjacke auf dem Asphalt dünn wie Papier - wäre es trocken gewesen, hätte es mich bis auf die bloßen Rippen abgeschmirgelt. Die Wagen konnten alle noch rechtzeitig anhalten, ohne mich zu überfahren, und ich kam auf die Füße und humpelte zurück - hatte mir unter anderem einen Knöchel gebrochen - zu der Stelle, wo sie lag. Ihr Kopf war.«
    Der Klang des Kruges am Rand seines Glases riß ihn aus seinen Erinnerungen. »Unnötig, es zu sagen«, meinte Richard und hob den Krug, als das Glas wieder voll war. »Ich sah auch, was du sahst.« Er prostete ihm zu. »Auf Rebecca und Bessie.«
    »Mögen sie in Frieden ruhen!« sagte Doyle.
    Als die Gläser wieder auf dem Tisch standen, fixierte Hundsfott Richard sein Gegenüber mit stierem Blick. »Du bist kein Zauberer, oder?«
    »Gott, ich wünschte, ich wäre einer.«
    »Aber jemand, mit dem du warst, muß einer gewesen sein - ich sah die zwei Kutschen von dieser Wiese verschwinden wie Flöhe vom Handrücken.«
    Doyle nickte betrübt. »Ja. Sind ohne mich fort.«
    Der Zigeuner stand auf und warf einen Sovereign auf den Tisch. »Nimm das!« sagte er. »Ich werde ihnen erzählen, daß ich einen Kerl jagte, den ich für dich gehalten hatte, und ihn niederschlug, daß es aber der falsche Mann war, und daß ich ihm ein paar Gläser spendieren mußte, um zu verhindern, daß er zu den prastamengros ging.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Du...«,platzte Doyle heraus. Der Zigeuner hielt inne und warf ihm einen undurchdringlichen Blick zu. Doyle nahm einen neuen Anlauf. »Du läßt mich gehen? Nur weil du mit mir getrunken hast?« Er wußte, daß er besser täte, den Mund zu halten, aber er glaubte mit diesem Geheimnis nicht leben zu können. »Hast du gedacht, mein Angebot, dich reich zu machen, sei ein Bluff?«
    »Ihr gorgios seid es, die dumm sind«, sagte Hundsfott Richard. Er lächelte, machte kehrt und ging hinaus.

    Die Kerze erlosch in einer kleinen Pfütze geschmolzenen

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