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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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ich werde sagen: Sollte Sie dies neugierig machen, Mr. William Armleuchter Ashbless, können Sie mich bei Kusiak, Fickling Lane, Southwark, erreichen. Ho ho!
    Er faltete die geschriebenen Blätter und lehnte sich selbstzufrieden zurück, versöhnt mit seinem Warten.

    Als die gurgelnden Schreie ertönten, begann Jacky die schmale Gasse zum Kenyon Court hinunterzulaufen. Die Steinschloßpistole im geschulterten Beutel schlug ihr beim Laufen schmerzhaft gegen das linke Schulterblatt. Sie schnaufte einen Fluch, denn es hörte sich so an, als sollte sie zu spät kommen. In dem Augenblick, als sie aus der Gasse in den mit Unrat übersäten Hof stürzte, hallte ein Schuß von den Wänden der verwahrlosten Häuser wider.
    »Verflucht«, keuchte sie. Unter dem zottigen Vorhang ihrer Ponyfrisur schoß ihr Blick hierhin und dorthin und versuchte irgendeine Person auszumachen - vom Kleinkind bis zur alten Frau -, die den Hof verließ, insbesondere, wenn sie es mit betonter Nonchalance tat; aber die gesamte Bevölkerung der umliegenden Häuser schien zusammenzuströmen, wo der Schuß gefallen war, riefen den Leuten, die dort wohnten oder vor ihnen an Ort und Stelle eingetroffen waren, Fragen zu und drückten ihre Gesichter gegen die staubigen Fenster.
    Jacky schlängelte sich mit Gewandtheit und Ellbogen durch die Menge zur Tür des betreffenden Hauses, drückte auf die Klinke, öffnete die Tür und trat ein. Dann schloß sie die Tür hinter sich und schob den Riegel vor.
    »Und wer, zum blutigen Henker, bist du?« dröhnte eine Stimme, in der deutliche Obertöne von Hysterie mitschwangen. Ein vierschrötiger Mann in der Schürze eines Brauers stand über ihr auf dem Treppenabsatz. Die rauchende Pistole in seiner Rechten schien wie etwas, das er noch nicht bemerkt hatte, wie ein kleiner Flecken Senf auf dem Schnurrbart etwa, und im Augenblick diente sie nur als Gewicht und hinderte die Hand daran, wie die Linke in ziellosen Gesten herumzuflattern.
    »Ich weiß, was Sie eben getötet haben«, schnaufte Jacky. »Ich habe selbst einen erschossen. Aber das hat jetzt nichts zu sagen. Sind irgendwelche Leute, Mitglieder Ihrer Familie nicht hier? Hat in den letzten Minuten jemand das Haus verlassen?«
    »Was? Oben ist ein gottverdammter Affe! Hab ihn gerade erschossen! Mein Gott! Von meinen Leuten ist niemand zu Haus, allen Heiligen sei gedankt! Meine Frau wird verrückt, wenn sie das sieht. Vielleicht schnappe ich auch noch über.«
    »Gut, gut, aber was hat... der Affe getan? Als Sie ihn erschossen?«
    »War es deiner, du Schlingel? Ins Gefängnis bring ich dich, du Halunke! So ein Ungeheuer herumlaufen zu lassen!« Er kam die Treppe heruntergepoltert.
    »Nein, es war nicht meiner«, sagte Jacky laut, »aber ich habe einen anderen wie den gesehen. Was hat er gemacht?«
    Der Mann fuchtelte mit beiden Händen und schlug dabei die Pistole gegen die Wand. »Er schrie wie jemand, der in Flammen steht - Jesus! Und spuckte Blut gleich schoppenweise aus dem Mund, und versuchte ins Bett meines Sohnes Kenny zu kriechen. Verdammich, er ist noch dort... die Matratze wird...«
    »Wo ist Kenny jetzt?« unterbrach ihn Jacky.
    »Ach, der kommt erst in Stunden nach Hause. Ich muß jetzt...«
    »Verdammt, wo ist Kenny?« schrie Jacky. »Er ist in schrecklicher Gefahr!«
    Der Mann glotzte sie an. »Sind die Affen hinter Kenny her? Ich wußte, daß so etwas passieren würde.« Als er sah, daß Jacky den Mund zu einem weiteren Ausbruch öffnete, sagte er hastig: »Im Bellenden Ahab, um die Ecke in der Minoritengasse.«
    Als Jacky zur Tür hinaus und über den Hof lief, dachte sie, du armer Teufel, wie gut, daß du nie erfahren wirst, daß es wahrscheinlich dein Kenny war, den du erschossen hast, als er, in einen unvertrauten, fellbedeckten und vergifteten Körper gezwängt, in sein Bett zu kriechen versuchte.
    Die Minoritengasse war blockiert von Fuhrwerken, die Kleiderballen von der Altkleiderbörse in der Cutler Street zum Hafen beförderten, und Jacky lief auf den nächstbesten Wagen zu, kletterte über die Seitenplanken auf die Ladung und überblickte von diesem Aussichtspunkt die Gasse in beide Richtungen. Da war es - ein im Wind schwankendes Zeichen, auf das ein alttestamentarisch aussehender Mann gemalt war, der den Kopf in den Nacken gelegt und den Mund zum O geformt hatte. Sie sprang vom Fuhrwerk, als der Kutscher des nächsten Wagens anfing, von Dieben und Zuchthäuslern zu schreien und mit der Peitsche nach ihr zu schlagen. So schnell sie

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