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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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lebt, und, bei Gott, ich komme gerade rechtzeitig, um zu hören, wie der Alte Clitheroe Auftrag gibt, er solle all den Jungen sagen, daß Benner auf der Stelle zu erschießen ist! Anscheinend traut er mir nicht mehr. Ich also einen der Geldkästen ausgeleert und ab durch die Mitte. Ging hin und sprach selbst mit dem haarigen Mann. War vor ein paar Stunden mit ihm Mittagessen.«
    »Tatsächlich?« Doyle dachte, er würde lieber mit Jack the Ripper als mit Hundsgesicht-Joe zu Mittag essen.
    »Ja, Tatsache. Kein schlechter Kerl, wirklich - scheu, mit unstetem Blick, und redet die ganze Zeit von Unsterblichkeit und ägyptischen Göttern, aber verdammt gebildet. Ich erzählte ihm, Darrow habe die Macht, seinen übermäßigen Haarwuchs zu heilen, wolle ihm aber ein paar Fragen stellen. Ich ließ durchblicken, daß der alte Mann die Absicht habe, ihn zu foltern - wozu er nach meiner Einschätzung durchaus imstande wäre -, und daß er darum einen Mittelsmann brauche, durch den er mit Darrow verhandeln könnte. Ich sagte weiter, ich sei einer von Darrows Leuten gewesen, hätte ihm aber den Rücken gekehrt, als ich von den Grausamkeiten erfahren hätte, die er diesem armen Teufel zugedacht hat. Verstehen Sie? Aber ich hatte immer noch das Problem des Schießbefehls, den Darrow seinen Leuten gegeben hatte.« Benner grinste. »Also werden Sie mein Partner. Sie sprechen mit Darrow, handeln den Abschluß aus, und dann teilen Sie mit mir die Auszahlung - eine Reise nach Hause. Ich habe mir bereits ausgedacht, was Sie zu Darrow sagen können.« Benner lehnte sich wieder zurück und blickte Doyle mit hochgezogenen Brauen an. »Wir werden dem alten King Kong sagen, er solle nicht zu Ihnen kommen, Darrow, bis er einen Brief von uns bekommt. Und diesen Brief werden wir einem Mädchen geben, das ich kenne, mit der Anweisung, ihn erst dann zur Post zu geben, wenn sie uns durch eine der Lücken verschwinden sieht. Also geben Sie uns einen Haken sowie Zeit und Ort einer Lücke, und wenn das Mädchen unsere leeren Kleider zu Boden fallen sieht - sie kann dabei hundert Schritte entfernt auf einem Baum oder an einem Fenster sein, so daß Sie keine Aussicht haben, sie zu finden -, dann wird Ihr haariger Mann die Botschaft bekommen, daß er Sie aufsuchen soll.«
    Doyle hatte die Rede Benners mehrfach zu unterbrechen versucht. »Aber Benner«, sagte er nun, »Sie vergessen, daß Darrow auch einen Schießbefehl ausgegeben hat, der mich betrifft. Ich kann nicht zu ihm.«
    »Kein Mensch ist hinter Ihnen her, Brendan«, sagte Benner geduldig. »Zum einen denken alle, ich hätte Sie getötet, und zum ändern erinnert man sich an Sie als an den pausbackigen, gesund aussehenden Mann, der den Einführungsvortrag über Coleridge hielt. Haben Sie in letzter Zeit in den Spiegel gesehen? Sie sind ausgemergelt, und blaß wie ein Häftling, der ein Jahr in der Dunkelzelle verbracht hat, und in Ihrem Gesicht sind ungefähr hundert neue Linien und Falten - soll ich weitersprechen? Gut - und nun sind Sie endgültig kahl, und obendrein scheint Ihnen ein Ohr abhanden gekommen zu sein. Wie haben Sie das gemacht? Und kürzlich bemerkte ich, daß Sie einen komischen Gang angenommen haben. Ehrlich gesagt, Sie sehen zwanzig Jahre älter aus. Niemand wird Sie anschauen und denken, aha, der Brendan Doyle. Also machen Sie sich keine Sorgen! Sie gehen einfach in diesen Haarentfernungssalon und sagen etwas wie: ›Passen Sie auf, Herrschaften, ein Freund von mir hat am ganzen Körper eine Behaarung entwickelt, lassen Sie mich mit Ihrem Chef sprechen‹ und dann, wenn Sie bei Darrow sind, machen Sie das Geschäft perfekt. An diesem Punkt können Sie dann ruhig zugeben, daß Sie Doyle sind - er wird nicht wagen, seine einzige Verbindung mit dem Gesuchten zu zerstören.«
    Doyle nickte nachdenklich. »Das ist nicht schlecht, Benner. Kompliziert, aber nicht schlecht.« Er glaubte ziemlich gut zu wissen, was Darrow versuchte... und außerdem, wozu hatte der alte Mann ein Exemplar von Lord Robbs Tagebuch? Es ist sein Krebs, sagte er sich. Er kann ihn nicht heilen, aber ebenso wie er sich die Möglichkeit des Zeitreisens zugänglich gemacht hat, wird er sich auch Zugang zu einem Mann verschaffen, der Körper vertauschen kann. Er hat sich Lord Robbs Tagebuch nur beschafft, weil es die einzige Erwähnung von der Zeit, dem Ort und den Umständen von Hundsgesicht-Joes Hinrichtung durch aufgebrachte Bürger im Jahre 1811 enthält. Kein schlechtes Stück Information, um damit zu

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