Die Tore zu Anubis Reich
Na, das freut mich.« Benner lächelte breit und lehnte sich zurück. »Sie sagten, Sie seien von dem Coleridge-Ausflug nicht desertiert? Dann können wir einander enorm helfen.«
»Wie?« fragte Doyle skeptisch.
»Wollen Sie zurück? Nach 1983?«
»Nun... ja.«
»Gut. Ich auch. Man weiß nicht, was man hat, bis es weg ist, wie? Wissen Sie, was ich am meisten vermisse? Meine Stereoanlage. Gott, zu Hause konnte ich alle neun Beethoven-Sinfonien an einem Tag spielen, wenn ich wollte, und Tschaikowsky am nächsten. Und Wagner! Und Gershwin! Janis Joplin! Lieber Himmel, es war schön, abends auszugehen und Musik im Konzertsaal zu hören, aber es ist lausig, wenn das die einzige Möglichkeit ist, gute Musik zu hören.«
»Was haben Sie vor, Benner?«
»Also - hier, Brendan, nehmen Sie eine Zigarre - und...« - er winkte einer Schankkellnerin - »lassen Sie mich noch eine Runde bestellen, dann erzähle ich es Ihnen.«
Doyle nahm die Zigarre, ein langes Ding im Churchillformat ohne Banderole oder Cellophanumhüllung, und biß eine Kerbe ins Ende; dann, ohne den Blick von seinem Gegenüber zu wenden, nahm er die Kerze vom Tisch und paffte, bis die Zigarre glühte. Sie roch nicht übel.
»Also«, sagte Benner und zündete sich selbst eine an, als Doyle die Kerze wieder auf den Tisch gestellt hatte, »um es kurz zu sagen, der alte Mann ist verrückt. Übergeschnappt. Schlau wie ein Levantiner, natürlich, ein ganz gerissener Bursche, aber er hat nicht mehr beide Ruder im Wasser. Soll ich Ihnen sagen, was er uns alle hat tun lassen, seit wir hierhergekommen sind? Wenn wir, wohlgemerkt, eine Schiffspassage nach Kalifornien buchen, das Gold bei Sutters Mühle und am Klondike entdecken könnten? Er hat einen verdammten Laden in der Leadenhall Street gekauft und vollständig eingerichtet - und als was? Als einen Haarentfernungssalon, Gott mit ihm! Wo Sie unerwünschtes Haar beseitigen lassen können. Und er hat den Laden mit zwei Mann besetzt, von neun Uhr früh bis halb zehn am Abend!«
Doyle runzelte nachdenklich die Stirn. »Hat er... gesagt, warum?«
»Gewiß.« Das Bier wurde an den Tisch gebracht, und Benner tat einen kräftigen Zug. »Er forderte uns alle auf, nach einem Mann Ausschau zu halten, der einen Bartschatten am ganzen Körper hat und nach einer Ganzkörperenthaarung fragt. Diesem Typ sollen wir eine Beruhigungsspritze schießen, ihn binden und ins Obergeschoß tragen, ohne ihn über den Schuß mit der Beruhigungsspritze hinaus zu verletzen, und auch diese, sagte er, dürfe dem Mann keinesfalls ins Gesicht oder die Kehle treffen. Und nun passen Sie auf, Brendan: Ich fragte ihn, Chef, wie sieht dieser Kerl aus? Ich meine, abgesehen von der Behaarung. Wissen Sie, was Darrow darauf sagte? Er sagte, er wisse es nicht, und selbst wenn er es wüßte, würde die Beschreibung nur für eine Woche oder so taugen. Nun frage ich Sie - sind das die Worte und Handlungen eines vernünftigen Menschen?«
»Vielleicht, vielleicht nicht«, sagte Doyle bedächtig und dachte bei sich, daß er nun weit mehr über Darrows Pläne wisse, als Benner ahnte. »In welchem Zusammenhang steht dies alles mit Ihrem Plan, unsere Heimkehr zu bewerkstelligen?«
»Nun - sagen Sie, haben Sie noch Ihren mobilen Haken? Gut - Darrow kennt die Zeiten und Örtlichkeiten aller Lücken. Und die sind gegenwärtig ziemlich häufig, die von 1814 ist nicht die nächste. Also werden wir mit ihm verhandeln und ihn bewegen, uns die Örtlichkeit und den Zeitpunkt der nächsten Lücke zu verraten, und dann werden wir hingehen und in ihrem Feld stehen, wenn sie endet. Schwupp, werden wir dann auf diesem freien Platz im modernen London sein.«
Doyle sog bedächtig an der, wie er zugeben mußte, vorzüglichen Zigarre, blies den Rauch von sich und trank einen Schluck Bier. »Und was verkaufen wir ihm?«
»Wie? Ach, habe ich das nicht gesagt? Ich habe seinen haarigen Mann gefunden. Gestern kam er in den Laden, genau wie der alte Mann vorausgesehen hatte. Ein kurzer, stämmiger rothaariger Bursche mit einem hübschen Bartschatten am ganzen Körper. Als ich an die Luftdruckpistole mit der Beruhigungsspritze wollte, wurde er kopfscheu und rannte hinaus, aber...« - Benner lächelte stolz - »ich folgte ihm zu seinem Quartier. Und heute früh lauschte ich an Darrows Tür, um herauszufinden, ob der in der richtigen Stimmung wäre, über ein Angebot zu verhandeln: du gibst mir meinen Haken und sagst mir, wo eine Lücke ist, und ich sage dir, wo dein haariger Mensch
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