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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Schenke zu seiner Rechten, ein schmalbrüstiges, schlecht beleuchtetes Lokal mit Namen Der wachsame Rowsby. Der Mann hörte auf zu pfeifen, klopfte auf seine Jackentasche und stieß, ermutigt vom Klimpern der Geldstücke darin, die mit Bullaugenfenstern geschmückte Tür auf und verschwand im Innern.
    Doyle wollte nach Süden davoneilen, zum Fluß und Gravesend, blieb jedoch nach wenigen Schritten stehen und blickte hinüber zur Schenke. Kannst du davor weglaufen? fragte er sich. Dieser Kerl scheint allein zu sein, und im Augenblick nicht besonders gefährlich. Sei kein Dummkopf, wandte der ängstlichere Teil seines Verstandes ein, sieh zu, daß du von hier verschwindest!
    Er schwankte unschlüssig, dann überquerte er zögernd und beinahe auf Zehenspitzen die Straße und trat zu der schweren hölzernen Tür des Wachsamen Rowsby. Das alte Namensschild der Schenke quietschte leise über seinem Kopf im Wind, und er stand da und versuchte den Mut aufzubringen, den S-förmigen Eisengriff der Tür anzufassen.
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als die Tür von innen aufgerissen wurde und ein hochgewachsener, vierschrötiger Mensch herauskam, angetrieben, wie es schien, von dem Schwall warmer Luft, die nach Roastbeef, Bier, Kerzentalg und Tabakrauch roch. »Na, wo fehlt's, Bruderherz?« dröhnte der Mann. »Kein Geld für Bier? Hier! Wenn Morningstar trinkt, trinken alle.« Er ließ eine Handvoll Kupfermünzen in Doyles Taschen fallen. »Und jetzt hinein!« Morningstar legte eine mächtige Hand zwischen Doyles Schulterblätter und stieß ihn hinein.
    Doyle hielt sein Gesicht von den meisten Tischen abgewendet und eilte zur langen Theke am Ende des Raums, wo er vom gelangweilt aussehenden Schankkellner ein Bier kaufte. Er strich sich das Haar in die Stirn, dann hob er den schweren gläsernen Bierkrug vors Gesicht, daß nur noch seine Augen zu sehen waren, kehrte der Theke den Rücken und überblickte den Raum, während er trank.
    Als sein Blick eine Hälfte des Raums abgesucht hatte, erstarrte er und verschluckte sich fast an seinem Bier. Der Mann, der gepfiffen hatte, saß ihm gegenüber an der Wand, hatte ein Bier vor sich und den Hut neben dem Glas. Die Kerze auf dem Tisch erhellte seine schlaffen, triefäugigen Züge. Er war Steerforth Benner.
    Sobald er sich überzeugt hatte, daß er weder halluzinierte noch eine Verwechslung vorliegen konnte, goß Doyle mehr von seinem Bier in sich hinein. Warum war Benner nicht mit dem Rest der Gesellschaft zurückgekehrt? Hatten außer ihm noch andere die Kutsche zur Rückfahrt verpaßt? Doyle stieß sich von der Theke ab und trug sein Bier zu Benners Tisch. Die freie Hand steckte er in die Jackentasche und umfaßte die beschädigte Pistole.
    Der große, blonde Mann sah nicht einmal auf, als Doyle vor ihm stand, also hob Doyle die Pistole in der Rocktasche, bis die Mündung sich als ein Ring im straff gespannten Gewebe abzeichnete, dann schüttelte er ihn bei der Schulter.
    Benner blickte auf, die weizenfarbenen Brauen unmutig gerunzelt. »Ja?« sagte er, und dann, wachsam: »Was gibt es?«
    Doyle war ungeduldig. Warum mußte der Mann betrunken sein? »Ich bin es, Steerforth. Doyle.« Er setzte sich dem anderen gegenüber und ließ den Lauf der verborgenen Waffe auf das Holz der Tischplatte klopfen. »Das hier ist eine Pistole«, sagte er, »und sie zielt, wie Sie sehen können, auf Ihr Herz. Jetzt will ich Antworten auf ein paar Fragen.«
    Benner starrte ihn mit geweiteten Augen und offenem Mund an. Sein Entsetzen war so augenfällig, daß es nicht gespielt sein konnte. »Mein Gott, Brendan«, sagte er, und die Worte überstürzten sich, »sind Sie wirklich, ich meine wirklich da, großer Gott, Sie sind kein Geist oder was? Quälen Sie mich nicht, verdammt, sagen Sie etwas!«
    Doyle schüttelte angewidert den Kopf. »Ich sollte so tun, als ob ich ein Geist wäre, nur um zu sehen, wie Sie die Nerven verlieren. Reißen Sie sich zusammen! Ich bin wirklich. Trinken Geister Bier?« Doyle machte es ihm vor, ohne den Blick von Benner zu wenden. »Offensichtlich wissen Sie, daß ich am Sonntag niedergeschossen wurde. Sagen Sie mir, wer es tat und warum - und wer sonst noch herumläuft und Yesterday pfeift.« Benner schluckte. »Alle sind da, Brendan«, sagte er. »Alle Jungs, die Darrow mit sich hierhergebracht hat. Die Melodie ist ein Erkennungszeichen.«
    »Darrow? Er ist wieder hier? Ich dachte, die Rückreise hätte geklappt.«
    »Die Reise, die Sie mitgemacht haben? Sicherlich.

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