Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
werde, um etwas zu töten, was bis zu diesem Punkt nur eine Legende war, dann verdiene ich dafür eine gewisse Entschädigung.« Er lehnte sich wieder zurück. »Also, so wie ich das sehe, könnt ihr diesen Tisch sofort verlassen, was für Gründe auch immer ihr dafür haben mögt. Wenn ich allein gehen muss, gehe ich allein. Wenn ich mit der Fibel zurückkomme, muss ich keinen einzigen Tag meines restlichen Lebens mehr arbeiten.« Er grinste über beide Backen. »Jeder Mann ist seines eigenen Schicksals Weber.«
Erneut sahen sich die Gefährten an. Das Schweigen dauerte nur einen Moment.
»Ich gehe mit«, erklärte Kataria. »Abgesehen von Dämonen und Reinigung«, sie grinste verschlagen, »brauche ich dringend neue Lederkleidung.«
»Ich gehe ebenfalls mit«, meinte Dreadaeleon. Ein Hauch von Erregung schwang in seiner Stimme mit. »Ich kann dabei viel lernen, und ich will unbedingt herausfinden, was da vorgeht. Das Venarium muss es wissen.«
»Missgeburt«, knurrte Denaos.
»Ich gehe ebenfalls«, meinte Asper zögernd. »Aber nur, weil es das Richtige ist. Ich verzichte hiermit auf meinen Anteil.«
»Und da ihr alle offenbar vorhabt, euch umbringen zu lassen«, seufzte Denaos, »sollte ich mitkommen, um die Leichen aufzusammeln.« Er hob einen Finger. »Falls ich Aspers Anteil bekomme.«
»Du widerlicher …!«, fauchte die Priesterin.
»Du hast darauf verzichtet«, unterbrach sie der Assassine.
»Was ist mit dir, Gariath?« Lenk kam Aspers Wutanfall zuvor.
Alle sahen den Drachenmann an, weil sie wussten, dass seine Antwort am wenigstens berechenbar war. Er war zwar bis jetzt bei ihnen geblieben, aber es würde Lenk nicht überraschen,
wenn er es jetzt für an der Zeit hielt, sie zu verlassen.
»Ich gehe mit«, grollte Gariath. »Nichts, kein Dämon und auch nichts anderes, kämpft gegen einen Rhega und überlebt.« Er schnaubte. »Und außerdem wird auch kein einfältiger, schwächlicher Mensch sterben, wenn ich da bin.«
»Damit wäre die Sache ja wohl geklärt«, sagte Lenk und stand auf. »Schlaft eine Nacht darüber. Wenn ihr morgen früh eure Meinung geändert habt, bleibt hier. Dann kann ich mir mit eurem Anteil ein paar neue Freunde kaufen.«
»Rechne bloß nicht damit, dass ich kneife!«, fuhr Kataria ihn an und sprang auf. »Ich kann das Gold gut gebrauchen.« Sie warf ihrem silberhaarigen Gefährten einen Seitenblick zu und zwinkerte. »Ich möchte nicht, dass du meinen Anteil für Schuhe mit höheren Absätzen ausgibst, in denen du größer wirkst.«
»Hör auf, Blödsinn zu reden«, knurrte Lenk. »Wenn wir hier fertig sind, dann gehe ich jetzt schlafen. Ich weiß nicht, wann man für die Jagd auf Dämonen aufstehen muss, aber ich schätze, es dürfte ziemlich früh sein.«
»Schlaf gut, solange du es noch kannst«, murmelte Denaos boshaft, während er aufstand. »Wenn das Abysmyth unsere Köpfe frisst, wirst du die Schreie für immer in deinen Träumen hören.«
»Wenn es so weit ist, kann ich mir längst Ohrenschützer leisten.«
ZWEITER AKT
GESTADE VON WEISS UND SCHWARZ
ZWISCHENBERICHT
FLÜCHTIGE NACHT
Abfahrt
See von Buradan
Spätsommer
Ich erinnere nicht mehr viel von meinem Vater, nur, dass er ein sehr bescheidener Mann war. Er hat sein Geld auf, wie er es definierte, ehrliche Art und Weise verdient, indem er harte Erde umgrub und nichts Größeres als ein Schwein tötete, als Hochzeitsgeschenk. Er hat gut gelebt, glaube ich, und ich versuche, an ihn zu denken, wenn ich die Zeit dazu habe, in den Momenten, in denen ich mich an den Geruch von frischer Erde erinnere und großen Hunger auf Schweinefleisch verspüre.
Ich erinnere mich nicht mehr an seine Stimme.
In den frühen Morgenstunden, vor Sonnenaufgang, denke ich an meinen Großvater. Ich denke sogar sehr häufig an ihn: Immer, wenn ich Gefahr laufe, getötet zu werden, oder dabei bin, einen Fehler zu begehen, wann immer ich mich anschicke, etwas Dummes zu tun, höre ich seine Stimme, auch wenn sie von sehr weit weg zu kommen scheint. Es ist seine Stimme, die in meinen Ohren hallt, wenn ich sein Schwert halte, das jetzt mein Schwert ist.
Heute kann ich ihn nicht hören. Ich höre niemanden. Keiner spricht zu mir.
An Bord der Gischtbraut kommt man nur sehr wenig zum Schlafen. Die Mannschaft ist nach wie vor verängstigt und verzichtet
lieber auf ihren Schlaf, um Patrouille zu gehen, hält wachsam nach allem Ausschau, was möglicherweise aus dem Wasser kriechen könnte. Miron hat sich mit Argaol eingeschlossen
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