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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Gespenster durch die Läden und warfen geisterhafte Schatten auf die Laken. Denaos blickte desinteressiert zu dem geschlossenen Fenster hinauf, während er den späten Sonnenaufgang erwartete. Nächte ohne Schlaf waren für ihn so selbstverständlich wie das Wachsein am Tag.
    Er hatte nicht das Recht, die Füße auf das Holz zu setzen, sich die Augen zu reiben und ein Gähnen hinter zusammengebissenen Zähnen zu ersticken. So etwas war Leuten vorbehalten, die ein schweres Tagwerk erfüllt und gut geschlafen hatten. Es waren Gesten der Zuneigung eines Mannes zu seinem Bett, bevor er sich dem Morgen stellte, wie ein Soldat, der forsch in die Schlacht zieht. Trotzdem, räumte Denaos sich selbst gegenüber ein, so zu tun, als hätte er gut geschlafen und würde einem strahlenden Tag entgegensehen, war eine seiner harmloseren Lügen, und sie war es kaum wert, deswegen eine schlaflose Nacht zu opfern.
    Das Laken neben ihm raschelte, und er warf einen Blick auf die nackte Frau. Das Leintuch schmiegte sich um ihren schlanken Körper, während sie selig schlummerte, ohne sich seiner Gegenwart und des Tagesanbruchs bewusst zu sein.
    Sie wirkte friedlich in ihrem Schlaf. Sie hatte ihn sehr misstrauisch empfangen, als er gestern Nacht so getan hatte, als wäre er aus Versehen durch ihre Tür gestolpert. Fast hätte
sie ihn hinausgeworfen und ihren Worten mit einer billigen Flasche Wein Nachdruck verliehen, die sie ihm auf den Kopf zu schlagen drohte. Jetzt jedoch waren keine Spuren von Verachtung mehr in ihrem vornehmen, makellosen Gesicht zu erkennen, und ihre Miene wirkte fast ein wenig wie die einer gesättigten Löwin.
    Ja, dachte er lächelnd, das ist eine ziemlich gute Metapher. Sie gefällt mir.
    Sich in ihr Bett zu schwindeln war nicht weiter schwierig gewesen; das war es nie. Es hatte nur ein paar falsche Tränen gekostet, die er für seine gefallenen Kameraden vergoss, an deren Namen er sich wegen seines Schocks nicht mehr erinnern konnte, um sie dazu zu bringen, ihm ein Glas vom guten Roten einzuschenken. Die besten Lügen begannen gewöhnlich mit Tränen, das wusste er, und von da an bedurfte es nur eines tiefen, bebenden Einatmens, um sie davon zu überzeugen, dass ihn unter seiner tapferen, stoischen Hülle eine Wunde peinigte, die nur durch Fleischeslust geheilt werden konnte.
    Er betrachtete die leere Flasche auf ihrem Schreibtisch und las das Etikett: Jaharlan Blutrot. Ein eher billiger Wein einer Spezies, die billige Weine mit derselben Ehrfurcht behandelte wie niedere Götter. Hätte ich ein Gedicht rezitiert, tadelte er sich, hätte sie vermutlich eine Flasche von dem teuren Zeug spendiert.
    Das hätte ihm wenigstens die Möglichkeit gegeben, das Bewusstsein zu verlieren und einzuschlafen, mit etwas Glück sogar den Ruf zum Aufbruch zu verschlafen. Das hätte ihm eine anständige Entschuldigung verschafft, seinen Gefährten nicht in den Tod zu folgen. Zumindest hätte ihm das teure Zeug wenigstens die Chance auf eine traumlose, gnädige Leere hinter seinen Lidern gegeben.
    Billiger Wein war seine Milch. Er trank ihn zu Brot und Eintopf, und der Wein hatte schon lange nichts anderes mehr bewirkt, als seinen Magen und seine Blase zu füllen. Niemals erlaubte er ihm, Schlaf zu finden.
    Er rieb sich erneut die Augen und sehnte sich nach einem einladenden Kissen unter seinem Kopf, das ihm zum Schlummer verhalf. Doch er war immer noch wach und starrte an die Decke. Er versuchte sich einzureden, seine Schlaflosigkeit wäre den Ereignissen des gestrigen Tages geschuldet.
    Immerhin, wer konnte schon schlafen, nachdem er zugestimmt hatte, eine Bestie zu jagen, die Männer auf dem Trockenen ertränken konnte? Ganz sicher nicht Denaos, der Durchschnittstyp, die Stimme der Vernunft mitten in einem Chor von Wilden, Monstern, Wahnsinnigen, Fanatikern und Blasphemikern. Denaos brauchte Zeit, um einen solchen Horror zu verarbeiten, Zeit im Bett, mit angenehmer Gesellschaft und gutem Rotwein. Es war ganz sicher nicht Denaos’ Schuld, dass er nicht schlafen konnte, wie er sich versicherte. Aber er glaubte es nicht.
    Die Silberstreifen wurden heller, drangen durch die Schlitze der Läden und badeten die Frau in ihrem gedämpften Licht. Jetzt sah er sie ohne den Nebel aus Wein oder die flüchtige Euphorie bei der Vereinigung ihrer Körper. Sie war wie eine Skulptur, mit einer makellosen Haut und so dunklem Haar, dass es das Licht zu verschlucken schien, das über sie kroch.
    Er blinzelte. Einen Moment lang war diese Frau nicht

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