Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
die Idee, Dämonen zu jagen, entweder ausgezeichnet gefällt oder dass sie einfach nicht darüber mit mir reden wollen.
Was von beidem der Fall ist, kann ich jeweils nur schwer feststellen.
Denaos ist kurz nach dem Ende unserer kleinen Versammlung verschwunden. Er gab an, das Bedürfnis nach letzten Genüssen befriedigen zu wollen, und ist zu der Kabine eines weiblichen Passagiers geschlichen. Dreadaeleon, der entweder unter ›magischen Kopfschmerzen‹ oder unter einer Art von Hexerbeschwerden litt, von denen anständige Leute nichts wissen durften, hat sich in eine dunkle Ecke verkrochen, wo er Tee schlürft und in seinem Folianten liest.
Asper hat sich, soweit ich weiß, in verschiedene Stadien der Buße, der Meditation und des Gebets vertieft, umsorgt von Quillian. Die Serrant hängt an unserer Priesterin wie eine aufgeblähte Zecke; ich nehme an, das ist nicht ungewöhnlich angesichts der symbiotischen oder parasitären Beziehung ihrer jeweiligen Gewerbe. Trotzdem bin ich manchmal doch geneigt, den Gerüchten Glauben zu schenken, die sich um die Serrant ranken, und reagiere auf die Scherze, die Denaos über sie macht, nicht nur mit einem flüchtigen Lachen.
Überraschenderweise hat sich Gariath herabgelassen, mit mir zu reden, abgesehen von den üblichen grollenden, abschätzigen Bemerkungen über meine Rasse. Allerdings erwies er sich alles andere als hilfreich, mich von der Dummheit meines Vorhabens, Dämonen zu jagen, zu überzeugen. Anscheinend teilt er die Gedanken, die mir im Kopf herumschwirren, ob sie nun möglicherweise ein Symptom für meinen Wahnsinn sein mögen oder nicht. »Wenn du Angst hast, dann schlaf auf einem Bett aus Urin«, schlug er mir vor. »Wie ich höre, ist das sehr warm und entsprechend nützlich, um Schlaf zu finden.«
In Wahrheit hatte ich gehofft, mit Kataria sprechen zu können. Aber sie war nicht sonderlich … entgegenkommend.
Wahrscheinlich kann ich ihr das auch nicht verübeln. Nur zwei Stunden, nachdem das Abysmyth vertrieben wurde, habe ich sie nicht nur davon überzeugen können, dass ich vollkommen verrückt bin, sondern sie auch noch brutal angegriffen und dann überredet, mich auf der Jagd nach dieser verfluchten Kreatur zu begleiten. Wäre die Situation eine andere, würde ich vermutlich über meine Fähigkeit staunen, solche Umstände auch noch zu meinem Vorteil nutzen zu können.
Mehr noch, ich wollte offen mit ihr reden. Ich wollte ihr sagen, dass ich nicht verrückt wäre, damit sie mir das bestätigte. Es ist nicht sonderlich überzeugend, wenn ich mir selbst einrede, dass ich nicht verrückt bin, denn es könnte ja auch mein Wahnsinn selbst sprechen. Aber wenn sie mir sagt, dass ich nicht verrückt bin, dann ist es klar, dass ich nicht verrückt bin, denn sie ist nur eine wilde Shict und nicht verrückt, obwohl natürlich ihre ganze Rasse ziemlich verrückt ist.
Und außerdem musste ich ihr unbedingt etwas sagen. Ich weiß nur nicht, was es war. Immer wenn ich meine Augen schließe, um darüber nachzudenken, höre ich die kalte Logik der Stimme, spüre ich das Bedürfnis, den Dämon zu verfolgen und ihn zu töten. Mir fällt nur eines ein, was ich ihr sagen könnte, und es hat etwas damit zu tun, wie verschwitzt sie ist.
Tatsächlich habe ich sogar versucht, es ihr zu sagen. Ihre Antwort bestand darin, die Achseln zu zucken, sich auf die Seite zu rollen und absichtlich in meine Richtung zu furzen. Wie man sich denken kann, wurden danach sämtliche Verhandlungen sofort abgebrochen.
Die Sonne geht langsam auf. Und mir dämmert, dass ich wenigstens noch eine Stunde schlafen sollte. Es kommt mir irgendwie merkwürdig vor, dass ich mich nach einem Gespräch sehne. Mein Großvater hat gesagt, dass die Momente, bevor man jemanden ehrenvoll tötet, gespannt wären, still, und keiner in der Lage wäre zu reden, zu essen oder zu schlafen. Vielleicht wollte ich ja nur die Anspannung etwas lindern, indem ich mit jemandem redete,
mit irgendjemandem. Vielleicht wollte ich, dass sie mir sagten, ich täte das Richtige, wenn ich mich auf die Jagd nach Dämonen machte. Vielleicht wollte ich einfach nur etwas anderes hören als das Rauschen der Wellen.
Vielleicht wollte ich endlich keine Stimmen mehr hören, sobald ich die Augen schließe.
Die Mannschaft kommt an Deck. Die Zeit wird knapp. Ich werde später weiterschreiben, vorausgesetzt, ich überlebe. Sich große Hoffnungen zu machen scheint allerdings nicht ratsam.
Die Silberstreifen des Morgengrauens krochen wie
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