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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Hast, wie Asper sie noch nie bei ihr erlebt hatte: Laut und klappernd stürmte sie die Treppe vom Ruderdeck hinab. Sie entschuldigte sich sogar, als sie einen der Seeleute anrempelte, bevor sie im Niedergang verschwand. Doch selbst nachdem die Frau verschwunden war, blieb eine Atmosphäre bedrückender Spannung zurück.
    Die Fragen der Serrant hingen noch in der Luft, hallten durch ihren Kopf. Hinter ihr war die Sonne mittlerweile halb aus dem Ozean aufgestiegen, hüllte sich jedoch nach wie vor in Schweigen.
    »Da hat wohl jemand einen kleinen Narren an jemandem gefressen, hm?«
    Asper blinzelte und bemerkte eine große, dunkle Silhouette vor dem unberührten Meer. Denaos stand in einer Ecke des Ruderdecks, die Hände an den Lenden, während ein Strahl aus goldgelbem, übel riechendem Wasser über die Reling zischte.
    »Wie lange hast du da schon gestanden?« Asper hob gebieterisch eine Braue.
    »Eine Weile«, antwortete er. »Und mir scheint, ich werde auch noch eine Weile hierbleiben.« Der goldene Strahl erlosch unvermittelt. »Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, wie wenig es einen urinierenden Mann in delikaten Situationen nach Aufmerksamkeit verlangt.«
    »Sollte besagte Aufmerksamkeit erfordern, auf besagten Mann zu blicken, überrascht mich das keineswegs.« Sie zwang sich, ihn finster anzusehen. »Wie viel hast du …?«
    »Warte!« Seine Stimme klang schrill und drängend. »Dreh dich um!«
    »Was?«
    »Dreh dich um! Sieh mich nicht an!« Er lächelte sie verschämt an. »Ich kann nicht weitermachen, wenn du hinsiehst.«
    »Das ist doch wohl nicht dein …?«
    »Tu es einfach!«
    Der Befehl kam so bestimmt, dass sie kaum etwas anderes tun konnte, als zu gehorchen. Kurz nachdem sie sich wieder dem vertrauten Anblick der trägen Sonne zugewandt hatte, hörte sie das Geräusch von Wasser, das zischend durch die Luft spritzte, begleitet von einem erleichterten Seufzer.
    »Oh, Süßer Silf! Das ist besser«, stöhnte er. »Das habe ich davon, dass ich diesen billigen Fusel getrunken habe.«
    »Ich dachte, Männer würden dem entwachsen.«
    »Oh. Niemand entwächst jemals seinen Erleichterungsgewohnheiten.«
    »Seinen was?«
    »Erleichterungsgewohnheiten«, wiederholte er. »Töpfchenpraktiken, die goldgelbe Mitte, die Pinkeltechnik, wenn dir das lieber ist. Jeder hat seine eigene, die er kurz nach der Geburt entdeckt und dann nie wieder loswird.« Das plätschernde Geräusch hörte auf, ein kurzes Grunzen ertönte, und es sprudelte weiter. »Wusstest du zum Beispiel, dass Dreadaeleon, noch bevor er überprüft, ob jemand zusieht, seine Hose vollkommen herunterstreift, ganz gleichgültig, welches Geschäft er zu tätigen gedenkt?«
    Sie hätte bei dieser Enthüllung eigentlich protestieren sollen, und wenn auch nur anstandshalber. Aber sie blieb stumm; sie hatte den Magus selbst schon dabei gesehen. Und dann zuckte ein neues, leicht beunruhigenderes Bild vor ihrem Auge auf.
    »Gariath dagegen nimmt sich nicht mal die Zeit, sich vorzubereiten. Er hebt einfach ein Bein und erleichtert sich, wo es ihm gefällt.« Er schnaubte. »Vermutlich trägt er deshalb diesen Kilt, hm?«
    »Du hast also schon jeden beim …«, sie hüstelte, »Wasserlassen gesehen?«
    »Jeden außer Kataria«, antwortete er. »Es stimmt, was man über die Shict sagt: Sie suchen dafür immer ein stilles Örtchen auf.« Das Plätschern wurde lauter, als er höher zielte. »Widerlich.«
    Sie verkniff sich einen Kommentar. »Du hast also auch gesehen, wie …«
    »Allerdings.« Ohne auf eine weitere Ermunterung zu warten, fuhr er mit geradezu obszönem Eifer fort. »Ich habe dich sehr oft dabei gesehen. Du gehörst zu den Nachttopf-Philosophen, die sich diesen Titel durch lange Kontemplationen in hockender Haltung verdienen, wie ich hörte.«
    Ihre Ohren brannten, und ihr Gesicht glühte in einem Rot, wie man es selbst bei Rosen noch nicht gesehen hatte. Ihr Mund öffnete sich, ohne dass etwas herauskam, obwohl sie ihm doch eigentlich eine besonders vernichtende Bemerkung hätte entgegenschleudern sollen. Trotzdem wirbelte sie zu ihm herum, was einen schrillen Protestschrei auslöste.
    »Nicht hinsehen!«, kreischte er. »Umdrehen, dreh dich um, dreh dich sofort um!«
    Asper gehorchte und stammelte leise irgendetwas Unverständliches, und das auch mehr um ihretwillen, als um ihn zu schelten. Zweifellos bereitete ihre Schamesröte ihm ein höchst bizarres Vergnügen.
    Ein Windstoß fuhr über das Schiff. Er brannte scharf auf ihren Wangen.

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