Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
Asper stand still, blickte zu der trägen Sonne, die zur Hälfte über den Horizont lugte, und lauschte der widerlichen Sinfonie des Wässerns, das kein Ende zu nehmen schien, nicht schwächer wurde noch ihr auf andere Weise diese Unannehmlichkeit ersparte.
    »Also, glaubst du, dass du es tust?« Seine Stimme klang überraschend weich und wurde fast von seinen Körperfunktionen übertönt.
    »Was tue?«
    »Uns verlassen.« Er grunzte, als müsste er sich zwingen, sich zu konzentrieren. »Es ist mittlerweile ziemlich offensichtlich, dass du es zumindest erwogen hast.«
    »Du hast gelauscht.«
    »Lauschen impliziert ein gewisses Maß an unschuldigem Zufall. Ich habe ganz offen und aufrichtig spioniert, das darf ich dir versichern.«
    »Wenig überraschend.«
    »Nur wenige Leute vermögen einen zu überraschen, finde ich. Für mich jedenfalls gibt es nicht mehr viele Überraschungen.« Er seufzte gedehnt und nachdenklich. »Vielleicht drücke ich mich ja deshalb bei euch Degenerierten herum.«
    »Wegen der Überraschungen?«, stieß sie spöttisch hervor. »Das kann ich nur schwer glauben.«
    »Das solltest du auch nicht. Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass du mich nicht annähernd gut genug kennst, um eine solche Antwort einfach so zu akzeptieren.« Er räusperte sich. »Dennoch, jeder braucht einen Grund für sein Handeln, oder nicht?«
    Erneut fegte ein Windstoß über das Deck. Die Luft schmeckte nach Salz, und das Geschrei der fernen Möwen wurde lauter. Die Sonne stieg jetzt rascher empor, entschiedener, als hätte auch sie den Assassinen gehört und seinen Rat angenommen. Was Asper verbitterte. Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe.
    »Ich frage mich, welche Bestimmung ich habe.« Die Schwäche in ihrer Stimme überraschte sie selbst; irgendwie hätte sie gedacht, sie würde das mit mehr Überzeugung zugeben.
    »Das ist komisch. Ich habe immer die Priesterschaft um ihre Überzeugungen beneidet. Ich dachte, der Grund, aus dem du deine Gelübde abgelegt hättest, wäre, dir einen Selbstzweck zu geben.«
    »Gelübde sind ein Leitfaden, eine mahnende Erinnerung an deinen … an meinen Glauben und meine Pflicht.«
    »Eine mahnende Erinnerung.« Er rollte die Worte auf der Zunge. »Das kommt mir akzeptabel vor, vor allem angesichts dessen, was Quillians tätowierte Seite so erzählt.« Er sprach hastig weiter. »Ich weiß, dass du dich gern herumdrehen und mich wegen meiner Worte ungläubig ansehen würdest, aber ich muss dich auffordern, dem zu widerstehen. Ich bin … sozusagen in der Mitte von etwas.«
    »Immer noch?« Sie seufzte, kehrte ihm aber weiterhin den Rücken zu. »Du kannst … Quillians Schandmale entziffern?«
    »Teilweise. Dreadaeleon weiß vielleicht mehr. Es genügt jedenfalls zu sagen, dass ich durchaus interessante Einzelheiten erkennen kann, wenn sie sich herablässt, ihre eherne Rüstung abzulegen.« Leder knarrte, als er seine Position veränderte. »Ihre Schandmale scheinen so eine mahnende Erinnerung an ihre Pflichten zu sein.«
    Asper spitzte nachdenklich die Lippen. »Muss Pflicht«, fragte sie dann, »zwangsläufig mit Sinn gleichgesetzt werden?«
    »Das ist eine gute Frage«, gab er zu. »Ich wurde Abenteurer, um den meistakzeptierten Formen von Pflicht zu entgehen. Ich denke gern, dass es mir gelungen ist, diese Bestimmung zu erfüllen.«
    »Lüg mich nicht an!«, fuhr sie ihn an. »Du bist Abenteurer geworden, weil du ein Flüchtling bist.«
    »Das stimmt, aber das heißt nicht viel, oder? Gefängnisstrafen sind ebenfalls eine Form von Pflicht.«
    »Für dich vielleicht.« Sie seufzte tief und müde und sehr nachdenklich. »Ich brauche mehr. Ich brauche … ich muss wissen, dass ich hier das Richtige und Angemessene tue.«
    »Das wirst du niemals herausfinden«, antwortete er entschieden. »Denn es gibt keinen Weg zu erfahren, was das Richtige und Angemessene ist. Stelle einem Karnerianer, einem Sainiten, einer Shict und einem Drachenmann dieselbe Frage, und jeder von ihnen wird dir etwas anderes antworten.«
    »Das kann ich mir denken«, erwiderte sie mürrisch. »Andererseits sollte ich wohl auch keinen Schurken in Fragen der Spiritualität und der moralischen Richtigkeit zurate ziehen.«
    »Moralische Rechtschaffenheit, meinst du. Vielleicht solltest du das nicht. Aber ich befinde mich in der einzigartigen Lage, die meisten Glaubensangelegenheiten aufgrund meiner allgemeinen Abneigung gegen Götter, Religionen und ihre Vertreter und Vertreterinnen analysieren zu

Weitere Kostenlose Bücher