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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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können.«
    »Na schön.« Ihre Geduld war bereits überstrapaziert, als die Sonne sich beleidigenderweise entschloss, endlich mit heißer gelber Missbilligung gänzlich aufzugehen. »Was ist denn das Richtige, kannst du mir das sagen, wenn du so ein Genie bist? Was machen wir hier? Und was sind wir im Begriff zu tun?«
    Sie stellte die Frage nicht nur an den Assassinen; sie richtete sie auch an die Sonne. Sie war jetzt vollkommen aufgegangen, Talanas’ goldenes Auge war riesig und hellwach, bereit, ihr inneres Ringen zu akzeptieren. Aber es kam immer noch keine Antwort, und als das Meer sich kräuselte und seine changierenden Farben den Himmel spiegelten, schien selbst das große glühende Auge zu blinzeln.
    »Wir sind Abenteurer. Wir erleben Abenteuer.«
    Seine Stimme war weich, er sprach ohne Eifer, und doch hallten seine Worte laut durch ihren Kopf. Sie drehte sich herum und fuhr erschrocken zusammen, als sie in seine dunklen Augen sah. Er stand unmittelbar vor ihr, regungslos und kaum einen Fingerbreit von ihr entfernt. Und zuckte nicht mit der Wimper.
    »Und … was hat das zu bedeuten?«, fragte sie.
    »Es bedeutet, dass alles, was passiert, zufällig geschieht.«
    »Was meinst du …?«
    »Wir töten einen Dämon, wir erbeuten ein Buch, wir werden reich.« Er hob eine Hand und zuckte mit den Schultern. »Wir benutzen das Geld für etwas, was wir als gut erachten, wir verhindern, dass dieses Buch für etwas Böses benutzt wird, und welcher Dämon auch stirbt, es wird nicht dazu führen, dass noch mehr Menschen sterben wie dieser … Moscoff.«
    Massud. Das Bild des Jungen war eine weitere Wunde in ihrem Bewusstsein. Der regungslose Leichnam, der Jüngling, der auf dem Trockenen ertränkt worden war. Ein Tod, der nicht hätte geschehen dürfen.
    »Und da es nur ein Abenteuer ist …« Seine Händen glitten zu seiner Taille, er zog den Gürtel enger und richtete seine
Hose. »Ob du mitkommst oder hierbleibst, und ob du am Ende deine Bestimmung findest oder nicht, ist ebenfalls dem Zufall überlassen.«
    Damit drehte er sich zu der Treppe zum Ruderdeck herum. Auf der obersten Stufe warf er ihr einen Blick über die Schulter zu. Er lächelte, so kurz und überraschend, dass sie zusammenzuckte.
    »Darüber kannst du philosophieren, wenn du dich das nächste Mal hinhockst.«
    Dann verschwand er mit lautlosen Schritten.
    Sie lauschte angestrengt seinen Schritten auf den Planken, versuchte sie in dem Lärm der Seeleute wahrzunehmen, die an Deck arbeiteten, über dem Kreischen der Möwen im Wind. Als hoffte sie, er würde noch einen letzten Rat murmeln, der wie ein Stein der Weisheit mit der Bürde der Entscheidung von ihr fallen würde.
    Aber ein solcher Rat kam nicht. Sie sah hoch. Die Sonne würde ihr heute auch keine Antwort liefern. Sie war träge aufgegangen und stand jetzt breit und gleichmütig am Himmel, fest entschlossen, einen weiteren Tag mit goldenem Schweigen zu füllen.
    Auf dem Deck unter ihr erwachte auf der Gischtbraut erneut das Leben.

Kataria hielt ihr Gleichgewicht mit den Handballen, während sie sich weit über die Reling beugte und die aufgewühlte See unter sich betrachtete, die unablässig gegen die Seite des Schiffes schlug. Die hochsprühende Gischt legte sich wie ein Schwarm schaumiger Mücken auf ihre Haut. Das kleine Beiboot wirkte im Lichte ihres neuen Vorhabens plötzlich so unbedeutend. Sie konnte sich kaum noch vorstellen, dass sie erst am Vortag bei ihrem Fluchtversuch ihr Heil darin gesehen hatten.
    Zu dem Zeitpunkt war es sehr verführerisch gewesen, hatte sie mit dem Versprechen gelockt, von dem Chaos verschont zu werden, das auf Deck tobte. Heute jedoch schien es ihr zu drohen, grinste ihr schmierig und hölzern zu, als kündigte es an, die Gefährten in den gierig geifernden Schlund eines Massakers zu führen.
    Vielleicht messe ich ihm zu viel Bedeutung bei, dachte sie. Es ist schließlich nur ein Boot.
    Am anderen Ende des Schiffes hievten Seeleute mit einem Flaschenzug Kisten und verschiedene Ausrüstungsgegenstände in das Boot. Sie beobachtete die Männer stirnrunzelnd und entdeckte ihren Bogen in dem Durcheinander: Die Sehne war gelöst, und ein Stück des perfekt polierten Holzes lugte aus dem Fell heraus, in das sie ihn sorgfältig gewickelt hatte. Ihr linkes Augenlid zuckte, als zwei achtlose
Hände ihn grob von der Stelle zerrten, wo sie ihn so behutsam hingelegt hatte, und ihn achtlos an den Rand des Bootes warfen, als wäre er nur ein gewöhnliches Stück

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