Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Teji die gewünschte Kombination von Eigenschaften«, fuhr Argaol fort. »Abgesehen davon, dass sie nicht weit entfernt von Ktamgi ist und sich die Bevölkerung den letzten Berichten nach recht freundlich Handelsschiffen gegenüber benimmt, liegt sie außerdem so nahe wie möglich an den nördlicheren Inseln, bevor man das Gebiet der Akaneed erreicht.« Er verzog das Gesicht. »Ich würde selbst euch nicht zur Paarungszeit in diese Gewässer schicken.«
Lenk zögerte zu fragen; keine Kreatur, die er kannte, war zu ihrer Paarungszeit eine besonders begehrenswerte Gesellschaft. Kataria kam ihm zu Hilfe.
»Was ist ein … Akaneed?«
»Das ist eine gigantische, wütende …« Er schnalzte mit der Zunge. »Ich sollte euch besser nicht ermutigen. Wenn ihr euch an den Plan haltet und nach Ktamgi und von dort nach Teji segelt, werdet ihr keiner dieser Kreaturen begegnen, also
ist es überflüssig, euch zu beschreiben, wie sie aussehen.« Er hüstelte und senkte die Stimme. »Ihr könntet sowieso nichts gegen sie ausrichten.«
»Was?«
»Nichts«, antwortete er rasch. »Noch Fragen?«
»Was habt Ihr gerade gesagt?«
»Noch Fragen?«
»Mir scheint, Kapitän«, meinte Dreadaeleon nachdenklich, »dass es etwa ein Dutzend Ferne Inseln gibt, und die meisten davon weisen diesen weißen Sand auf, von dem Ihr gesprochen habt. Wenn wir uns verirren, wie sollen wir dann wissen, ob wir auf der richtigen gelandet sind?«
»Eine gute Frage.« Argaol warf Kataria einen Seitenblick zu. »Ktamgi ist die am weitesten entfernte der Fernen Inseln, also müsst ihr nach Sand suchen, der noch eine Spur weißer ist als sie.« Er räusperte sich, bevor Kataria reagieren konnte. »Noch was?«
»Es gibt noch etwas«, mischte sich eine leise, sachliche Stimme ein. »Eine geschäftliche Angelegenheit.«
Vor der Stimme von Miron dem Unparteiischen verstummten alle Geräusche; die Möwen schwiegen, die Männer hielten in ihrer Arbeit inne, blickten kurz hoch und senkten dann ehrerbietig die Köpfe, und das Rauschen der Wellen sank zu einem respektvollen Murmeln herab, als der Priester aus dem Niedergang trat.
Der Wind jedoch legte sich nicht. Als Miron sich den Gefährten näherte, blähten sich seine Ärmel und seine Robe hinter ihm auf wie weiße Flügel, die sich deutlich und rein vor der Morgendämmerung abhoben. Seine Augen schimmerten wie erblassende Sterne, und sein Lächeln war so freundlich und vertraut wie die Sonne.
Lenk schoss flüchtig der Gedanke durch den Kopf, dass der Lord Emissär aussah, als wäre er bei dem Massaker vom Vortag nicht anwesend gewesen.
»Ich hoffe doch sehr, dass Ihr meine demütigen Diener nicht hinausschickt, bevor ich sie segnen kann, Kapitän«,
meinte der Unparteiische, als er sie erreicht hatte. Er wirkte heute noch hochgewachsener und schien fast Gariaths imposante Größe zu erreichen.
»Ich würde einen Priester niemals anlügen, Lord Emissär«, antwortete Argaol. »Deshalb werde ich nicht sagen, ich hätte nicht gehofft, sie so rasch wie möglich loszuwerden, oh nein.«
Miron ignorierte Worte des Kapitäns und betrachtete stattdessen die kleine Gruppe mit unbewegtem Blick.
»Ich hoffe, die Bedeutung dieser Expedition ist Euch allen bewusst«, sagte er leise. »Nicht nur wegen der Konsequenzen, die es hat, wenn das Abysmyth die Fibel in seinem Besitz behält, sondern auch wegen dieser tapferen Seelen, die sich hier versammelt haben, um die Bestie zu jagen.
Ob sie nun Talanas folgen«, er sah kurz Asper an, »Silf«, sein Blick glitt zu Denaos, »dem Fluss der Magie«, Dreadaeleon war der Nächste, »Göttern, die ich nicht beleidigen will, indem ich ihre Namen falsch ausspreche«, das war an Katarias Adresse gerichtet, »Kräften, die unser Verständnis übersteigen«, Gariath grinste selbstgefällig, »oder …«
Er zögerte und sah Lenk an. Der junge Mann blinzelte und hüstelte.
»Khetashe«, antwortete er. »Der Wanderer.«
»Oh.« Der Unparteiische biss sich auf die Unterlippe. »Tatsächlich?« Er erstickte mit einer Handbewegung jede weitere Diskussion. »Dessen ungeachtet stehen wir hier am Beginn einer höchst bedeutsamen Reise. Noch nie zuvor seit der Gründung des Hauses der Bezwingenden Trinität haben sich so viele Geschöpfe für eine gemeinsame Sache vereint. Und ich hoffe …«
Die Stimme des Lord Emissärs sank in Lenks Ohren zu einem frommen Sermon herab, wie ihn nur jemand halten konnte, der nicht aufbrach, um getötet zu werden. Plötzlich wurde er von einer dunklen
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