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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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feuchten Haarsträhnen, die in seinem Gesicht klebten, und dem braunen Speichelfaden, der aus seinem Mundwinkel baumelte, schimmerte ein Lächeln durch, wie ein einzelner Sonnenstrahl durch ein verrammeltes Fenster. Mit einem Seufzer, dem ersten Seufzer, in dem kein Widerwillen mitschwang, wie sie bemerkte, drehte er sich um.
    »Ich bin zwar nicht sicher, dass ich es so ausdrücken würde«, meinte er, »aber ich kann mich an eine Zeit erinnern, die weniger rot gewesen ist … und braun.« Er würgte, als er erneut gegen seinen Brechreiz ankämpfte. »Ich nehme
an, dass diese Dinge nichts bedeuteten, wenn wir sie ständig erleben könnten.«
    »Nicht unbedingt.«
    »Hm?«
    »Nun, unter bestimmten Umständen, glaubst du da, wir könnten vielleicht…« Sie ließ den Gedanken unvollendet, und er schwebte drohend in der Luft über seinem Kopf.
    »Weglaufen?«
    »Ja.«
    »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.« Sein zweiter Seufzer enthielt keine Spur von Zufriedenheit. »Und du? Gestern Nacht schienst du noch scharf darauf zu sein, das Abysmyth zu jagen.«
    »Ich wollte mich nicht ausgerechnet von dir bloßstellen lassen«, erwiderte sie, wenn auch weit weniger scharf, als sie eigentlich vorgehabt hatte. »Aber ich hatte Zeit, darüber nachzudenken.«
    »Und jetzt willst du lieber kneifen?«
    »Eigentlich nicht«, gab sie gelassen zurück. »Ich will nur auf die Möglichkeit verweisen. Für mich macht das keinen großen Unterschied.«
    »Keinen großen Unterschied«, wiederholte Lenk. Sie hörte förmlich, wie er die Stirn runzelte. »Wie kann das keinen Unterschied machen? Bist du noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass wir alle sterben werden?«
    »Wenn du dir deines Schicksals so sicher bist, dann scheint es sinnlos, sich deswegen den Kopf zu zerbrechen. Aber das ist es nicht, worüber ich nachgedacht habe.«
    »Dann sprich weiter.«
    »Mir ist gerade aufgefallen«, sagte sie zögernd, als versuchte sie eher, eine wütende Bestie zu beruhigen, denn eine Frage zu stellen, »dass ich nicht weiß, was genau du hier draußen eigentlich willst.«
    Lenks Antwort bestand in einem blubbernden Gurgeln, als er von der Wucht seines Würgens beinahe über Bord geschleudert wurde. Das Meer kicherte sein spöttisches salziges
Lied, als es ihm eine Hand aus Gischt ins Gesicht knallte. Als er wieder hochkam, troff das Wasser von seinem finster dreinblickenden Gesicht.
    »Ich stelle mir dieselbe Frage«, murmelte er, »und zwar jeden gottverdammten Tag.«
    »Das meine ich nicht«, gab sie jetzt barscher zurück. »Warum sind wir hier? Warum hast du entschieden, den Dämon zu verfolgen, wenn unser Tod so sicher ist?«
    »Ich meine, das hätten wir gestern Nacht ausführlich besprochen«, antwortete er, »und darauf eintausend goldene Antworten erhalten.«
    »Tu nicht so, als wäre ich ein Idiot, indem du so tust, als wärst du ein Idiot, Lenk.« Jeder Hauch von Verständnis war jetzt einem Zorn gewichen, den seine ausweichende Art ausgelöst hatte. »Alles Gold der Welt kann dir nichts nützen, wenn du tot bist. Es gibt einen anderen Grund, aus dem du hier bist, einen, den du mir nicht erzählst.«
    Er atmete scharf ein, und die Luft um sie herum wurde eiskalt, als hätte er die Sonne selbst eingeatmet. Er wurde plötzlich stocksteif, und seine Finger drohten sich in die Reling des Beibootes zu graben, so sehr verkrampfte er sie. Seine Stimme war leise und dennoch alles andere als sanft, als er seine Antwort durch die Zähne zischte.
    »Warum sollte ich ihn dir dann jetzt nennen?«
    Kataria erschauerte bei dieser Reaktion. Einen Augenblick lang sprach etwas anderes aus seinem Mund, klang eine andere Stimme aus seinen Worten. Das Echo eines Echos hallte ihr in den Ohren, schien um seine Lippen zu schweben und mit jedem Widerhall die Wärme aus der Luft zu saugen.
    »Lenk, das ist nicht …«
    Nein, nein, NEIN! Ihre Instinkte hallten wie Donner in ihrem Kopf und erstickten alle anderen Geräusche. Entschuldige dich nicht bei ihm, versuche nicht, Frieden zu schließen. Wenn er schwierig sein will, soll er schwierig sein!
    Aber die Stimme, die schließlich aus ihrem Mund drang, war nicht die ihres Instinktes.
    »Lenk«, flüsterte sie. »Muss es denn so sein?«
    »Wie?«
    Lass ihn einfach schwierig sein … und erinnere ihn daran, was es bedeutet, schwierig zu sein.
    Ob es ihr Instinkt war oder schlichter, rachsüchtiger Stolz, der sie zwang, sein Haar fester zu packen, wusste sie selbst nicht. Und auch nicht, ob ihr gärender

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