Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Lenk. »Warum nicht?«
»Er konzentriert sich… auf etwas!«, brüllte Lenk. »Wenn du ihn jetzt störst, bricht vielleicht das ganze Schiff auseinander!«
»Ist das hier denn besser?«, konterte Denaos.
»Er handelt nicht aus eigenem Willen!«, schrie Asper.
»Woher weißt du das?«, heulte der Assassine. »Seine Magie hat ihm vielleicht den Verstand geraubt! Das ist schon vorgekommen! Wir müssen ihn aufhalten!«
»Beruhigt euch!«, brüllte Lenk. »Ich glaube nicht, dass er uns Schaden zufügt.«
»Wie kannst du dir dessen sicher sein?«, kreischte Kataria, während der Sturm noch stärker wurde.
»Bin ich nicht.«
»Oh … also gut.«
Lenk konnte sich so weit aufrichten, dass er eine Sandbank in der Ferne bemerkte, die rasend schnell näher kam. Zwischen den Wellen, die an den Strand schlugen, waren zerklüftete Felsen am Ufer zu erkennen. Lenk zuckte zusammen und bereitete sich auf die Landung vor, während die Insel mit jedem Lidschlag näher kam.
Bestürzt betrachtete Lenk das Wrack.
Das Beiboot lag mit der Seite auf dem Strand, mehrere Meter weit auf dem Ufer, am Ende einer tiefen Furche. Die roten Sparren des Bootes ragten aus dem klaffenden Loch in seinem Rumpf, als wäre es harpuniert worden. Das zerfetzte Segel hing schlaff von dem zersplitterten Mast wie Fleisch von einem Knochen. Er runzelte so stark die Stirn, dass es ihn fast schmerzte, während er fast erwartete, dass sich die Schmeißfliegen darauf stürzten.
»Jedenfalls ist keiner wirklich schwer verletzt«, ertönte eine fröhliche Stimme neben ihm.
Er warf der grinsenden Shict einen finsteren Blick zu und musterte dann den Verband um seinen Arm. Er beugte den Arm ein wenig und zuckte zusammen, als der Schnitt unter dem Verband brannte.
Sie hüstelte. »Ich bin jedenfalls nicht schwer verletzt.«
»Wie gut für uns«, erwiderte er mürrisch.
Er streifte Kataria mit einem kurzen Blick, die nur ein paar Sandflecken auf der blassen Haut und einige Prellungen hatte. Sie war an der Stelle, an der das Boot auf den Strand gelaufen war, ins Gebüsch geschleudert worden. Er dagegen hatte das Pech gehabt, sich den Arm an einem hervorragenden Sparren beinahe aufzuspießen. Verächtlich beugte er erneut den Unterarm und sah, wie sich der weiße Verband rot färbte.
Dann warf er einen Blick auf die lange Furche im Sand, wo er gelandet war, nachdem er aus dem Boot geschleudert wurde. Er zuckte zusammen und schickte ein stummes Dankgebet an die Gottheit, die ihn davor bewahrt hatte, auf einen der knochenweißen, scharfen Steine zu stürzen, die wie Zähne aus dem Sand aufragten. Die Spitzen ähnlicher Steine, die jedoch von braunen Muscheln befleckt waren, deren Farbe ihn an Erbrochenes erinnerte, ragten aus dem blauen, schaumigen Wasser hervor.
Ein Meer von Bäumen, das sich aus dichten Büschen, Wurzeln und Kletterpflanzen erhob, befand sich hinter ihnen und durchbrach das nahezu perfekte Laken aus weißem Sand. Auf den ersten Blick wirkte die Vegetation fruchtbar und üppig, aber Lenk wusste sehr gut, dass Wälder ebenso erbarmungslos und unendlich sein konnten wie Wüsten. Das Wrack des Bootes schien ein ausgezeichnetes Beispiel dafür zu sein: Es lag wie ein gestrandeter Wal auf dem Sand, und sein Holz trocknete unter der Sonne wie ausgebleichte Knochen.
»Es könnte schlimmer sein«, riss ihn Kataria aus seinem finsteren Brüten.
Das könnte es ganz bestimmt, dachte Lenk.
Er warf einen Blick über die Schulter auf Gariath, der am Boden hockte. Den Drachenmann hatte es bei der Landung am schlimmsten erwischt. Er war brutal über den Bug geschleudert worden und über den Sand gerutscht, bis seine unfreiwillige Reise abrupt an einer Palme geendet hatte. Schnitte von Steinen und Dornbüschen übersäten seine rote Haut, und aus seinem Rücken ragten Splitter der Palme.
Trotz seiner Verletzungen lehnte der zähe Drachenmann jegliche Hilfe ab.
»Menschliche Medizin«, hatte er gegrollt, »ist knochigen Knien und Verstopfung vorbehalten.«
Er hatte sich in den Schatten der Palme zurückgezogen, an der er gelandet war, und sich dort ruhig niedergelassen.
Drachenmänner, vor allem rote, so hatte Lenk gehört, waren ausgesprochen widerstandsfähige Kreaturen und besaßen die angeborene Fähigkeit, sich durch bloße Willenskraft selbst zu heilen. Wenn es einen stärkeren Willen gab als den, den Gariath aufwies, war Lenk ihm bisher jedenfalls noch nicht begegnet, denn die Wunden des Drachenmannes bluteten bereits nicht mehr.
Er hätte
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