Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
habe noch nie etwas so Kräftiges gesehen.«
»Aber diese Wunden sind ungeheuerlich.« Lenk tippte gegen den Schaft des Pfeils, den Kataria dem Abysmyth ins Herz gejagt hatte, und zwar durch eine offene Wunde, die zwei Fäuste breit war. »Ich habe schon einige große Schwerter gesehen, aber keines davon war so riesig, dass es eine solche Wunde hätte reißen können.«
»Die Wunden waren nicht von Anfang an so groß.« Asper drängte sich zwischen die beiden und deutete auf einige große Rippen. »Seht, der Rand der Haut ist zerfranst. Das Gift hat das Fleisch zersetzt, vermutlich so lange, bis die Kreatur tot war.« Sie hob anerkennend die Augenbrauen. »Ganz ähnlich wie ein Parasit.«
»Ich erinnere mich.« Lenk nickte. »Das grüne Zeug hat pulsiert.« Er warf einen Blick über die Schulter auf Kataria. »Du hast es auch gesehen, stimmt’s?«
»Ja.« Sie nickte schwach. »Als würde es atmen.«
»Also«, Denaos biss sich auf die Unterlippe. »Das heißt, diese Langgesichter sind im Besitz eines … lebenden Giftes?«
»Und du wolltest ihre Hinterteile küssen«, höhnte Asper selbstgefällig. »Tauch deine Lippen lieber vorher in Eisen, du stinkender kleiner Speichellecker.«
»Wenn du so ein Genie bist«, konterte er, »dann kannst du mir vielleicht auch sagen«, er deutete mit der Hand auf den verbrannten Strand, »wer das da bewerkstelligt hat?«
»Ist das nicht klar?« Sie verstummte und hob entschuldigend die Hand. »Verzeihung. Ich wollte sagen, ist das nicht klar für jeden, der kein ausgemachter Vollidiot ist?« Ihr Grinsen hätte ihn enthaupten können. »Denk nach. Was kann Sand verbrennen und Eis erzeugen, das nicht in der Sonne schmilzt?«
»Magie«, antwortete der Assassine, »aber …«
»Genau«, unterbrach sie ihn. »Und wer, den wir kennen, versteht etwas von Magie?«
»Dreadaeleon«, antwortete er, »aber …«
»Siehst du? Selbst du kannst diese kniffligen Fragen durch das Wunder des Denkens lösen.« Sie stand auf, klatschte sich mit einer schrecklich übertriebenen, selbstzufriedenen Geste den Staub von den Händen, stemmte sie dann in die Hüften und sah sich am Strand um. »Also, wenn Dread jetzt bitte vortreten und uns etwas über … über …«
In dem Moment fiel ihr auf, dass sie das Thema Magie angesprochen und es geschafft hatte, drei Sätze hintereinander zu äußern, ohne von einer vertrauten schrillen Stimme unterbrochen zu werden, die unaufhörlich irgendwelche Trivialitäten einwarf. Diese Erkenntnis traf offenbar nicht nur sie, denn Lenk brach unter dem Gewicht seines Seufzers beinahe zusammen.
»Also gut«, murmelte er. »Wer hat unseren Zauberlehrling verloren?«
»Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war er bei der Echse«, antwortete Denaos. »Vielleicht ist er ja irgendwo stehen geblieben, um einen Baum zu umarmen.«
»Wo ist er?« Asper sah den Drachenmann finster an. »Was hast du mit ihm gemacht?«
»Wie kommst du darauf, dass ich etwas mit ihm gemacht habe?«, antwortete Gariath und hob eine Augenwulst. »Ist es nicht möglich, dass er sich ganz allein verirrt hat?«
»Also …« Sie verzog das Gesicht. »Ich nehme an, das ist möglich. Es tut mir leid.« Sie seufzte und lächelte ihn entschuldigend an. »Also, wo war er, als du ihn das letzte Mal gesehen hast?«
»Er wand sich auf dem Boden und bekam keine Luft.«
»Ah.« Sie blinzelte. »Oh! Warte mal, wie war das?«
»Es missfällt mir, dass du davon ausgehst, dass ich ihm die Dummheit aus dem Leib geprügelt habe, bis er in einer Pfütze davon lag.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »So wie es aussieht, habe ich jedoch genau das getan.«
Aspers Kiefer sank herunter, vor Entsetzen über das Verhalten des Drachenmannes und wegen der Beiläufigkeit, mit der er davon berichtete. Sie wandte sich zu Lenk um und forderte ihn mit einem Blick auf, gefälligst etwas zu tun.
Der junge Mann blinzelte. Er vermutete, dass er etwas unternehmen sollte, aber was mit dem Magus passiert war, hatte ihn nicht im Mindesten überrascht. Also seufzte er nur, rieb sich die Nasenwurzel und musterte die Gefährten der Reihe nach.
»Also, ihr kennt die übliche Prozedur«, sagte er. »Verteilt euch, sucht ihn oder seinen Leichnam und so weiter.«
»Nach jemandem zu suchen, an dem uns etwas liegen sollte, der wahrscheinlich von jemandem ermordet wurde, an dem uns ebenfalls etwas liegen sollte, sollte keine übliche Prozedur sein!«, kreischte Asper und stampfte mit dem Fuß auf.
»Und dennoch…«
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